Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 95
ihrem Gehalt nur mit Mühe und Not oder eben gar nicht auskommen, die trotz einer Fulltime-Beschäftigung zu wenig Geld haben, und dann Jobs schaffen wie in einem Call-Center, wo es schlichtweg ausschließlich oder nahezu ausschließlich genau um solche Jobs geht.
Verschärfend kommt natürlich dazu, dass wir überhaupt
keine Auskunft bekommen über dieses Call-Center. Wir haben nachgefragt, was es
mit dem Call-Center genau auf sich hat, wie viele Leute beschäftigt sind, was
die Leute verdienen et cetera. Das wurde schlichtweg mit dem Argument
Ausgliederung, private GesmbH, das ist die ARGE Vienna Call, wir können keine
Auskunft geben, abgetan. Es ist natürlich schwierig für eine Oppositionspartei,
ein abschließendes Urteil über die Hausbetreuungs-GmbH oder über die ARGE
Vienna Call abzugeben, wenn man schlichtweg die Auskünfte nicht bekommt.
Letztes Jahr ist mir angeboten worden, dass man mit
mir einen Termin ausmacht und ich werde durch das Haus geführt oder durch das
Büro geführt. Das ist natürlich nicht das, was ich möchte. Ich brauche keine
Führungen durch Wien, sondern ich hätte gerne Auskünfte gehabt, ob die Leute,
die jetzt Tätigkeiten ausüben, die früher von Beamten und Beamtinnen des Hauses
ausgeübt wurden, besser oder schlechter behandelt werden, wie viel die Leute
verdienen und so weiter.
Was uns bei Wiener Wohnen auch immer wieder auffällt,
ist die Informationspflicht oder die Informationsweise. Das erinnert uns ein
bisschen an die Zeit, als wir noch keine Handys und kein Internet hatten. Im Gemeindebau
Fröhlich-Hof – ich nehme jetzt zwei Beispiele aus dem 12. Bezirk – sind
alle möglichen Bäume und Sträucher umgeschnitten worden. Ich gebe zu, ich war
nicht dabei, ich weiß nicht einmal, ob es zu Recht oder zu Unrecht passiert
ist, aber was mir aufgefallen ist, ist dass mehrere Leute bei uns angerufen
haben und alle haben gesagt: Wir haben nichts davon gewusst. Wir werden nicht
informiert. Wir gehen am Morgen ins Büro und kommen am Abend heim, und die
Sträucher sind umgeschnitten, der ganze Hof schaut anders aus. Wir sind nicht
informiert worden über diesen Akt, wir wissen nicht, was noch alles passiert et
cetera.
In Zeiten, in denen Information und Transparenz für
die Bevölkerung besonders wichtig sind, sollte auch Wiener Wohnen dazu
übergehen, nicht nur einen Aushang zu machen, der nach einem Tag wieder
herunter gerissen wird vom Schwarzen Brett und von den meisten gar nicht
gesehen wird. Um viele Probleme zu verhindern, die nachher auftauchen, wäre es
vielleicht möglich, dass man einfach jeder einzelnen Partei einen Brief
schreibt, so wie wir das ja auch durchsetzen konnten beim Verkauf von
Gemeindewohnungen, von Gemeindebauten, von kleinen städtischen Wohnhäusern. Da
hat es früher auch nur einen Aushang am Schwarzen Brett gegeben, aber seit dem
Bericht des Kontrollamtes und seit den Aktivitäten der Grünen ist es üblich geworden, dass die einzelnen Mieter und
Mieterinnen informiert werden, wenn sie nicht mehr in einer Gemeindewohnung
wohnen, schlicht, weil das Haus verkauft wurde. Auch dort gab es vorher keine
Infos, jetzt geht es. Vielleicht geht das in Zukunft auch dort, wo Bäume
umgeschnitten werden.
Oder in der Ignazgasse, auch im 12. Bezirk – ich
komme damit zu meinem zweiten Beispiel: eine Sockelsanierung. Aufgeregte Mieter
und Mieterinnen, die anrufen. Bis zur doppelten Miete müssen sie jetzt zahlen,
sagt mir ein Student. Der zahlt jetzt halt 170 EUR mehr, das geht noch für
ihn, aber es sind auch Familien dort, die über 300 EUR mehr zahlen. Der
Brief flattert ins Haus. Ich glaube, das Datum war der 23. April,
jedenfalls in der zweiten Aprilhälfte, und die Erhöhung wird wirksam am
1. Mai. Innerhalb einer Woche muss sich einer umstellen, ob er statt knapp
300 EUR Miete 600 EUR Miete bezahlt.
Wir sind auch mit diesem Fall beschäftigt, und dort
war wieder dasselbe. Keine Information, weder über die Sockelsanierung noch
über die höhere Miete. Angeblich gab es einen Aushang. Jetzt marschiert gerade
einer durchs Haus und fragt die Parteien, wer denn etwas davon gewusst hat. Bis
jetzt hat er noch niemanden gefunden. Das heißt, alle Mieter und Mieterinnen in
dieser Anlage – es sind immerhin 100 Parteien – zahlen irgendwo zwischen
70 und 100 Prozent Erhöhung, und keiner hat etwas gewusst bis
10°Tage, bevor es wirksam wurde.
Auch das ist eine Information, die mich an frühere
Zeiten erinnert. Das ist heute nicht mehr notwendig. Es wäre leicht möglich,
und wenn man nur einen eingeschriebenen Brief an alle schickt. Also zumindest
wenn man eine Mietererhöhung um das Doppelte zu gewärtigen hat, wäre es nicht
schlecht, die Leute vorher zu informieren.
Die Kritik an Wiener Wohnen kommt natürlich nicht nur
von den Grünen oder von den
anderen Oppositionsparteien, sondern auch – ich nehme ein Beispiel aus dem
aktuellen Bericht – von der Volksanwaltschaft. Die Volksanwaltschaft hat – das
klingt dann wie ein Einzelfall – ein sehr plakatives Beispiel gehabt, eine
defekte Gaskombitherme. Das klingt nach nichts, aber es zeigt auch wieder, wie
man umgeht mit den Mietern und Mieterinnen. Eine Familie zieht im Mai in eine
Wohnung ein, im Herbst ist die Gaskombitherme kaputt. Der Winter kommt. Es
stellt sich heraus, diese Therme war 30 Jahre alt, das ist ungefähr die
doppelte Lebenszeit, aber jetzt sagt man von Wiener Wohnen, das müsst ihr
selber herrichten, denn ihr seid selber zuständig für die Anlagen in der
Wohnung. Die Mieter stehen auf dem Standpunkt: Entschuldigung, wir sind gerade
neu eingezogen, wir könnten doch auch erwarten, dass die Geräte in der Wohnung
okay sind.
Statt dass man das schnell löst,
sitzt die Familie, nicht eben begütert, in der Wohnung und hat halt keine
Heizung im Winter. Sie muss die Volksanwaltschaft einschalten, damit dieses
Problem aus der Welt geschafft wird, und hat mittlerweile – 2003 dann – eine
neue Gaskombitherme bekommen, ohne dass sie diese selber zahlen hat müssen.
Aber wieso man eine Familie einen ganzen Winter lang in einer Wohnung sitzen
lässt,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular