Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 95
in der sie dann wahrscheinlich mit teurem Strom geheizt hat – ich weiß es nicht genau –, das ist auch wieder ein Umgang, der nicht nötig ist.
Es heißt zwar im Volksanwaltschaftsbericht, das ist
ein Einzelfall, aber es ist nur darum ein Einzelfall, weil natürlich nicht
jeder und jede sofort zum Volksanwalt rennt, wenn er oder sie ein Problem hat.
Viele Leute würden die Therme wahrscheinlich einfach privat austauschen und
damit Kosten für sich selber übernehmen.
Wenn wir schon bei so Einzelfällen sind, nehmen wir
einfach noch welche dazu, denn dann ist es nicht mehr ein Einzelfall, sondern
ist es eine Serie. Letztes Jahr oder Anfang dieses Jahres ist
"Alcatraz" durch die Medien gegeistert. So schlimm ist es natürlich
nicht. Aber die Bewohner und Bewohnerinnen nennen ihr Haus in der Kreuzgasse im
17. Bezirk so. Ich finde das ein bisschen übertrieben. Es hat vielleicht
ein bisschen viel Metall, doch es schaut nicht aus wie ein Gefängnis, aber es
schneit den Mietern vor die Tür. Das heißt, die Leute wohnen in einem Haus, in
dem, wenn sie die Wohnungstür aufmachen, Schnee im Stiegenhaus ist. Es sind
rutschfeste Matten ausgelegt worden, es wird zwischendurch mit Salz gestreut im
Stiegenhaus. Auch die waren übrigens beim Volksanwalt, deswegen kommen wir auch
zu dem Beispiel.
Dieses Haus wurde mit öffentlichen Mitteln gefördert.
Und die Frage ist natürlich, wenn man öffentliche Mittel einsetzt, wenn man
Steuergelder einsetzt, ob man nicht nachkontrollieren soll, ob sie auch
entsprechend verwendet wurden beziehungsweise ob man das Geld zurückverlangen
soll. Dort hat es auch geheißen, was regt ihr euch auf, es ist schön, es ist
offen, es ist neu gebaut. Wir haben euch das ungefähr vorher mitgeteilt – die
Leute von dort behaupten das Gegenteil –, und es ist eh nicht so tragisch. Also
wenn man im Dezember die Türe aufmacht und fast über die Stiege hinunterfliegt
und dann sagt man, streut Salz, dann ist das schon fast kurios, das ist schon
ein Schildbürgerstreich.
Auch dieses Problem konnte gelöst werden, zumindest
haben wir die Zusagen, dass es gelöst wird. Aber auch da war es wieder
notwendig, die Grünen
einzuschalten, die Volksanwaltschaft einzuschalten, und jetzt erst wird etwas
geändert. Da sollte die Stadt etwas früher auf die Probleme der Bürger und
Bürgerinnen, der Mieter und Mieterinnen eingehen und von sich aus aktiv werden.
Noch ein Beispiel – aktuell, laufendes Jahr – zur
Informationspflicht: 12. Bezirk, vier kleine Unternehmen auf einem
Grundstück, jeder einzelne hat gepachtet: Zwei Gärtnereien, ein Steinmetz –
daneben ist ein Friedhof – und ein kleines Wirtshaus. Die vier verdienen alle
ihr Geld mit diesen Unternehmen, sie haben die Grundstücke von der Stadt Wien
gepachtet. Die Stadt Wien verkauft das, aber nicht in einer Ausschreibung,
sondern einer von den vieren kommt und sagt, ich möchte das gerne kaufen. Er
bekommt das, die anderen drei wissen nichts davon. Die Pachtverträge von ihnen
laufen natürlich aus, verlängert werden müssen sie nicht. Es sind schon noch
ein paar Jahre, es dauert noch sechs Jahre, bevor man die Pachtverträge
auflösen kann. Aber drei Unternehmen sind in ihrer Existenz bedroht, weil man
sie ja nicht einmal informiert hat vor dem Verkauf.
Wieder dasselbe Problem. Ohne Einschaltung der Grünen wäre wieder nichts passiert. Ich
gehe hin, rede mit den anderen drei Eigentümern. Es stellt sich heraus, sie
haben gar nichts gewusst. Alle sind in leichter Panik. Auch dieses Problem
konnte zumindest soweit gelöst werden, dass jetzt der neue Eigentümer, der das
kauft, sich laut Auskünften der Magistratsstellen verpflichtet hat, den anderen
die Grundstücke in einem Jahr um den gleichen Preis anzubieten, um den er es
jetzt gekauft hat. Das ist schön, aber es ist schade, dass es notwendig war,
dass wir das den Leuten sagen. Die
Stadt Wien sollte einem Pächter schon mitteilen, dass er nicht mehr Eigentümer
des Grundstücks ist, dass der Pachtvertrag auf einen neuen Eigentümer übergeht
und dass möglicherweise die Pachtverträge früher auslaufen, als sie das wollen,
als sie es sich wünschen.
Der Herr, der dort ein kleines Wirtshaus hingebaut
hat, hat beispielsweise mehrere hunderttausend Euro ausgegeben und hätte es
gerne an seinen Sohn weitergegeben. Das kann er aber nicht machen, wenn daneben
der Gärtner, der es gekauft hat, eventuell – ich möchte ihm ja nichts
unterstellen, aber zumindest hat er die rechtliche Möglichkeit – dazu
übergegangen wäre, alle Pachtverträge auslaufen lassen. Zumindest der zweite
Gärtner dort hätte vermutlich ein Problem gehabt – ich würde mir auch nicht die
eigene Konkurrenz auf mein Grundstück setzen –, der hätte wahrscheinlich
zusperren können.
Wir haben mit dem Büro des StR Faymann in manchen
Punkten gut zusammengearbeitet. Wir haben zwei rot-grüne Projekte, zu denen ich
jetzt im Einzelnen ein paar Worte sagen möchte. Wir haben eine Passivhausanlage
– für die, die sich nicht auskennen, ganz vereinfacht, ein Haus ohne Heizung;
das ist die Zukunft zum Erreichen des Kyoto-Ziels – im 21. Bezirk. Der
Jurywettbewerb war schon, gebaut wird auch schon. Einziehen können die Leute
vielleicht nächstes Jahr, auf jeden Fall vor den nächsten Wiener
Gemeinderatswahlen. Das ist ein Projekt, das SPÖ und Grüne am Beginn dieser Periode ausgehandelt haben. Das hat
gut funktioniert.
Ein paar offene Fragen haben wir noch bei einem
zweiten Projekt. Es wäre schade, wenn auch in diesem Ressort die
23 Projekte nicht vollständig über die Bühne gingen. Ein paar offene
Fragen gibt es noch rund um ein zweites Neunerhaus, ein Haus für obdachlose
Menschen. Eines gibt es bereits, auf Eigeninitiative eines Vereins im
3. Bezirk angesiedelt, ein zweites soll laut der Vereinbarung zwischen SPÖ
und Grünen noch entstehen in
dieser Periode. Da sind wir im Zeitplan ein bisschen hintennach, das wird
knapp, aber ich hoffe, dass wir auch in diesem Bereich noch zu einem Erfolg
kommen.
Wo wir weder eine Vereinbarung
machen konnten mit der SPÖ noch – hoffen dürfen wir es schon – damit rechnen
dürfen, dass etwas weitergeht, ist eine alte Forderung der Grünen, aber die gehört wirklich jedes
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular