Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 95
Ähnlich geht es mir mit dem Projekt: "Helfen Sie Mag Payer." Ich kenne Albanien, ich kenne die Situation vor Ort, ich kenne das Spital. Ich sage prinzipiell: Hilfe dort ist gut. Nur, bitte, wie läuft das ab? Das ist ja unvorstellbar. Beantragt werden 38 000 EUR. 26 000 EUR werden für Techniker, für Flugzeug, für Unterbringung und so weiter ausgegeben. Für effektive Hilfe bleibt nicht sehr viel übrig. Davon abgesehen, dass das, wie angesucht wird, auch nicht akzeptabel sein kann. Da steht einfach drinnen: Detaillierte Auskunft gibt die österreichische Botschaft. Dabei ist natürlich nichts. Der Botschafter kennt natürlich auch das Spital, und jeder, der in Albanien tätig war, weiß, wie es dort ist. Nur, als Antrag ist das unakzeptabel, meine Damen und Herren, auch wenn wir zugestimmt haben.
Es ist das Kinderheim in der Ukraine im Prinzip in
Ordnung, weil vor allem hier auch eine genaue Kalkulation vorhanden ist, wie
die Hilfe eingesetzt werden soll, was gemacht wird, um wie viel Geld. Also da muss
ich sagen: Vorbildlich.
Was mir überhaupt nicht gefällt, und wir haben das
schon im Ausschuss debattiert, ist der Antrag für den Kinderspielplatz in
Tschernobyl. Wenn man diesen Antrag anschaut, müsste man eigentlich auch wieder
sagen: Unakzeptabel, wie es läuft. Da ist eine Abgeordnete, die gründet ganz
neu einen Verein, damit sie Geld bekommen kann. Sie kriegt auch das Geld ohne
weiteres zugesagt, weil ja dann die Absprachen offensichtlich vorhanden sind.
Für dieses Projekt werden 22 000 EUR allein für Personalkosten
gegeben, und zwar für Projektbetreuung in Wien, für Projektbetreuung in
Tschernobyl, für einen Architekten in Wien, für einen Bauleiter in Wien, für
einen Bauleiter in Tschernobyl, dann für fünf Bauarbeiter in Tschernobyl,
Fahrtkosten, Hotelkosten, Aufenthaltskosten. Und für Sachkosten bleibt ein
minimaler Betrag übrig, obwohl das Stadtgartenamt dieses Projekt massiv mit
Eigenleistungen unterstützt. Ich sehe nicht ein, dass das wenige Geld, das wir
von Wien aus in Entwicklungshilfe stecken können, in Projektleiter, die in Wien
sitzen, hineingepulvert wird. Mit diesem Geld, das da allein für die
Projektleiter, Bauleiter, Architekten und so weiter ausgegeben wird, könnte man
wieder ganz große Hilfe woanders leisten. Also obwohl wir zugestimmt haben,
weil wir auch sagen, ein Kinderspielplatz ist ein positiver Aspekt, aber so,
bitte, in Zukunft nicht. Und ich sage, diese heutige Rede dient auch dazu, dass
wir in Zukunft, wenn wir ablehnen, um Verständnis bitten für die Begründungen,
nicht für die inhaltlichen, sondern wie das Ganze läuft. Dieser Verein, der von
der Gemeinde Wien eine Menge Geld, 30 000 EUR, bekommt, ist lediglich
bereit, 430 EUR selber zu zahlen. Dann kriegt er noch seine Projektleiter
und alles bezahlt. Das kann es doch nicht sein, bitte. Da sollten wir uns
wirklich gemeinsam überlegen, was sinnvoller gemacht werden kann.
Ähnlich geht es mir mit dem Projekt Hope, wo im
Kosovo ein neues Projekt eingereicht wurde. Bitte, da gibt es
50 000 EUR ausschließlich für Flug- und Übernachtungskosten von
Leuten, die von hier in den Kosovo fliegen, vom Kosovo herauffliegen, hier
untergebracht werden, dort untergebracht werden, und so hofft man, ein Projekt
zu entwickeln, wo man nicht genau weiß, wer ist jetzt der Projektleiter, wie
wird das wirklich durchgeführt werden, auch wenn der Stadtschulrat mitarbeitet.
Ich bin der Meinung, wir sollten uns ganz genau
überlegen, wie wir das machen, und zwar sollte man nachdenken, wie wir in
Zukunft solche Subventionsanträge überhaupt behandeln, denn diese hier sind
äußerst unterschiedlich, unterschiedlich unvollkommen, und auch wenn man noch
so gutwillig ist, eigentlich unakzeptabel. Die Projekte, wie man hier sieht,
wie ich sie der Reihe nach vorgelesen habe, sind anscheinend wahllos
zusammengewürfelt, so wie sie vielleicht eintreffen, wie vielleicht der eine
oder andere den Draht zur richtigen Magistratsdienststelle hat. Und man kann
nicht nachvollziehen, nach welchen Kriterien das ausgewählt wird. Manche
Projekte, und ich habe das ja schon gesagt, erhalten weniger als sie beantragt
haben, manchmal weitaus weniger, manche erhalten genauso viel, wie sie
beantragt haben. Manche erhalten ohne irgendeine logische Begründung in dem Akt
einfach mehr. Ich weiß nicht, aus welchen Gründen. Da war noch ein bisschen
Geld vorhanden, kann man das noch großzügig verteilen, will man dem Freund noch
eine Chance geben, dass er vielleicht noch irgendjemand anstellt, oder sonst?
Ich habe keine Ahnung, ich kann es nicht nachvollziehen.
Aber was mich ganz besonders daran stört, ist dass
manche Projekte sehr, sehr hohe Summen für die Verwaltung, für den Transport,
für Projektbegleitung, für Projektbetreuung, für Mitarbeiter oder für die
Kontrolle noch bezahlt bekommen, und andere Vereine oder Projekte erhalten
lediglich die Sachleistungen. Das ist eine schlechte Gerechtigkeit nach meinem
Dafürhalten.
Manche Projektanträge haben ordentliche
Kostenvoranschläge, Kostenkalkulationen dabei, und andere teilen lediglich mit,
ich möchte 10 000, 20 000 EUR haben, und kriegen es auch. Ich
bin der Meinung, wir müssen ganz konsequent diese Anträge verbessern, Kriterien
festlegen, wann wer was bekommt. Aber auch von der politischen Seite her sollte
man sich überlegen, ob es sinnvoll ist, viele kleine Miniprojekte zu machen, so
wie es jetzt stattfindet. Eines dort, eines da, eines im Jemen, eines in
Südafrika, eines in der Bukowina, egal wo. Wenn ein Antrag kommt, macht man
halt so ein Miniprojekt. Oder ob man sich dazu durchringen könnte, einen
politischen Beschluss zu fassen, dass man erstens einmal sagt, vorrangig werden
Projekte unterstützt, die in Eigenleistung der Projektträger liegen und nur die
Sachleistungen benötigen. Also ich denke mir, wenn idealistische Vereine
vorhanden sind, die sagen, ich stelle meine Zeit zur Verfügung, ich mache die
Arbeit, dann sollen sie eine Unterstützung kriegen. Die Vereine oder die
Gruppen, die sich von Anfang bis zum Ende, vom Büro bis zum Mitarbeiter, bis
zum Kontrollor alles zahlen lassen, die sollten eigentlich zweitrangig oder gar
nicht drankommen. Denn das ist nicht das, was ich unter sinnvoller
Hilfeleistung verstehe.
Die zweite politische Entscheidung
oder Überlegung
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