Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 95
gestohlen. Jedenfalls, er wurde dann nicht weiter verlängert. Er macht heute noch immer seine Shows, und ich glaube, sie kommen gut an, halt ohne die Zwischenrufe vom Herrn Bgm Häupl.
Es ist dann die StRin Kossina gefolgt, eine
Abfallwirtschaftsexpertin, eine Fachfrau, ruhig, sachlich, zu Beginn fast
unauffällig. Also man möchte meinen, eigentlich genau nach Bgm Häupls
Geschmack. Niemand stiehlt ihm die Show, er allein steht im Mittelpunkt.
Doch dann hat sich die Stadträtin gemausert, hat sich
möglicherweise auch ihren Vorgänger ein bisschen zum Vorbild genommen und ist
auch sehr medienpräsent geworden. Nur, was vielleicht den Unterschied ausmacht:
StR Svihalek hat als Wiener den Wiener Schmäh gehabt. Einer der Vorredner hat
das ein bisschen angesprochen: Er hat sehr viel versprochen, sehr viel
zugesagt. Es hat immer wieder geheißen: Ja, ja, Sie haben vollkommen Recht, das
gehört gemacht, ja, ja, das tun wir, das machen wir. Dann hat man gewartet, man
muss ihm Zeit geben für die Umsetzung, und irgendwann einmal, nach Monaten, ist
man draufgekommen: Überhaupt nichts ist passiert. Nur, wenn man es dann
angesprochen hat, hat er ja lang genug Zeit gehabt, sich eine Gegenstrategie
beziehungsweise eine Antwort dazu zu suchen.
Diese Fähigkeit, sich um das Problem herumzuhanteln,
Themen hinauszuschieben, die hatte StRin Kossina offensichtlich nie. Und ihr
Pech war auch ihre Wirkung in der Öffentlichkeit. So war sicherlich sehr fatal
und vielleicht einer der ersten Punkte, die den Bürgermeister aufgebracht
haben, dass sie in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt hat, dass sie über
wichtige Vorgänge in ihrem Ressort nicht immer informiert ist. Zum Beispiel,
das waren eben diese Baumfällungen im Stadtpark. Da wurde der Eindruck erweckt,
dass erst das gewaltige Machtwort des Bürgermeisters das große
Massenbaumsterben beziehungsweise -schlachten dort verhindern konnte.
Wie gesagt, StR Svihalek war irgendwo der Meister der
Unverbindlichkeit. StRin Kossina war hier genau das Gegenteil. Sehr
verbindlich, sie legt sich fest, als Abfallwirtschaftsfachfrau wollte sie
konsequent das umsetzen, an dem sie schon vorher mitgearbeitet hat, eben dieses
Abfallwirtschaftskonzept mit der neuen Müllverbrennungsanlage, mit den
450 000 Tonnen Kapazität in Simmering, mit der Zusage, der Flötzersteig
werde geschlossen.
Dieses Konzept hat sie dann auch einem Gemeinderatsbeschluss
zugeführt, gegen die Stimmen der Freiheitlichen allerdings, und ohne Rücksicht
auf Verluste, sage ich einmal. Der Volkszorn hat sich in Simmering erhoben, wir
haben heftigste Diskussionen hier im Gemeinderat gehabt. Mit Recht hat sich die
Simmeringer Bevölkerung aufgeregt, hat gesagt, wir sind belastet durch die EBS,
durch die ÖMV, durch den Fluglärm, durch alle möglichen Dinge. Jetzt kommt noch
eine weitere oder jetzt kommen noch mehrere weitere Müllentsorgungsanlagen nach
Simmering. Das kann es nicht sein.
Auch da hat der Bürgermeister ein Machtwort
gesprochen und hat entschieden: So kommt es nicht. Er hat die Kapazität
deutlich verringert, und er hat den Flötzersteig offengelassen. Möglicherweise
auch auf Wunsch der Fernwärme. Wir haben ja intensivst diese Themen schon
diskutiert.
Letztendlich hat es weder die Simmeringer glücklich
gemacht, weil sie bekommen ja die Müllverbrennungsanlage trotzdem, noch hat es
die Anrainer des Flötzersteigs glücklich gemacht, denn die waren ja schon in der
Hoffnung, dass sie endlich eine Müllverbrennungsanlage weniger in ihrer
Umgebung haben. Aber letztendlich wurde die Stadträtin wieder einmal von ihrem
Chef desavouiert. Und dann fragt man sich, wieweit die Umweltstadträtin
tatsächlich das Sagen gehabt hat.
Der Umweltschutz ist eine Querschnittsmaterie. Ich
sage das fast bei jeder meiner Reden. Aber wenn man dann so schaut: Die
Eingriffsmöglichkeiten und die Einflussmöglichkeiten der Stadträtin sind halt
ein bisschen gering.
Man hat zur Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen eine
Klimaschutzkoordinationsstelle eingerichtet, und zwar hat man sie möglichst
hoch angesiedelt in der Magistratsdirektion. Sie soll ressortübergreifend tätig
werden, und ich denke, die tut das auch und bemüht sich sehr. Nur, es kann
nicht vom Wohlwollen der anderen Ressorts abhängig sein, was in Wien an
Klimaschutzmaßnahmen geschieht, sondern es braucht auch die entsprechende
politische Macht.
Und jetzt denke ich: Gerade in der so genannten
Umweltmusterstadt müsste das Umweltressort auch so mächtig sein wie das
Finanzressort. Letztendlich hängt jede Entscheidung der Umsetzung in dieser
Stadt davon ab, ob das Finanzressort die nötigen Mittel bereitstellen kann. (Beifall
bei der FPÖ.) Wenn dies nicht der Fall ist, dann muss ganz einfach
umgeplant werden.
Meine Vorstellung von einer Umweltmusterstadt ist,
dass auch das Umweltressort oder der Umweltstadtrat oder die Umweltstadträtin
so bedeutend ist, dass es keine wesentliche Entscheidung in dieser Stadt gibt
ohne das Okay des Umweltressorts, und zwar nicht nur dort, wo es das Gesetz
vorschreibt, wie zum Beispiel bei Umweltverträglichkeitsprüfungen.
Dass sich Hartnäckigkeit und immer
wieder die gleichen Dinge zu fordern, immer wieder darauf hinzuweisen, dass die
Bevölkerung doch Dinge will und Dinge braucht, auch wenn es die Politik oder
vielleicht auch die Magistratsdienststellen nicht immer ganz so sehen, dass
sich also Hartnäckigkeit auch manchmal verdient macht, habe ich jetzt eben,
nachdem ich ein bisschen auf der Wiener Seite gesurft habe, gelesen und habe
mit Freude festgestellt, dass so ein langes Wackelkind, würde ich sagen, so ein
"Wird-es-ihn-geben, wird-es-ihn-nicht-geben-Thema", der
Wienerwaldbus, offensichtlich jetzt doch einer positiven Erledigung zugeführt
wird. Ich habe gelesen, dass er ab Donnerstag auch in den Abendstunden fahren
wird, also bis 22 Uhr. Und ich denke, das ist ein gutes Zeichen. Das ist
eine positive Maßnahme, wo, wie gesagt, Hartnäckigkeit und Beharrlichkeit doch,
so
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