Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 95
hoffe ich, zu einem Erfolg gekommen sind und wo man sieht: Wenn man nur lange genug Studien macht, wenn man diese Versuche zur richtigen Zeit macht, dann wird bewiesen, dass die Bevölkerung solche Dinge annimmt, und nicht so, wie wir es ja vor ein oder zwei Jahren gehabt haben, dass Sie dann alibihalber an einem Regenwochenende einen Autobus führen, und wenn er leer ist, nachher sagen, kein Mensch will und braucht so etwas.
Aber, wie gesagt, die Frau StRin Kossina war halt bei
vielen Angelegenheiten, die in andere Ressorts gefallen sind, sehr
zurückhaltend. Das haben auch deutlich ihre Antworten auf viele Anträge der
Opposition gezeigt. Aber zugegebenermaßen, sie war halt sehr viel ehrlicher als
StR Svihalek, sehr viel deutlicher. Sie hat ehrlich gesagt, nein, das macht sie
nicht, oder das hält sie nicht für sinnvoll und hat sich nicht herausgeredet
oder herumgewunden wie ihr Vorgänger. Und deshalb ist sie natürlich auch viel
schneller das Opfer von Kritik geworden durch die Opposition als ihr Vorgänger.
Ich habe schon gesagt, bei ihm hat es halt immer sehr lange gedauert; bis man draufgekommen
ist, dass nichts weitergegangen ist in den letzten Monaten. Beide Ressortchefs
zeichnet allerdings aus, dass sie nichts von langfristigen Konzepten gehalten
haben. Die waren entweder nicht gewünscht oder sie wurden sukzessive
abgeändert, wenn es sie gegeben hat.
Sie wissen, seit vielen Jahren urgieren wir
Freiheitlichen ein umfassendes und langfristiges Gewässerschutzkonzept, aber
die SP-Stadtregierung wollte sich nie festlegen. Wer weiß schon, wofür wir die
Steuergelder vielleicht später einmal doch noch anders brauchen könnten. Und
letztendlich war es dann so, dass nach Gutdünken, mal da oder mal dort, etwas
getan wurde, sprich einmal da ein bisschen ein Stück Hochwasserschutz, dann
dort ein bisschen ein Stück Renaturierung der Wienerwaldbäche, aber ein
Gesamtkonzept haben wir stets vermisst.
Und als Liesinger Mandatarin befürchte ich auch, dass
der Lückenschluss bei der Renaturierung der Liesing zwischen Blumental und dem
ersten Stück ganz einfach irgendwo in weitere Zukunft rückt, versandet. Im
Entwurf des Strategieplans Wien lese ich dazu: "Die Weiterführung der
Ökologisierung zwischen Blumental und Rückhaltebecken bei der Willergasse wird
angestrebt." Also wenn es heißt, es wird angestrebt, dann ist das für mich
kein Konzept, das zielführend ist. Da lese ich nicht heraus, dass das sicher
kommen wird. Und das ist anders und weicht massiv von dem ab, was ich die
ersten Jahre in meiner Zugehörigkeit zum Umweltausschuss gehört habe, denn da
wurde noch ganz anderes zugesagt.
Dazu kommt auch noch der Wienfluss, weil ich kann
mich erinnern, wir haben da so verschiedene Probestrecken gehabt. Auch beim
Wienfluss hat es leider nur einen Zeitrahmen für die Umsetzung des Projektes
gegeben. Da heißt es in diesem Bericht: "Ein Zeitrahmen für die Umsetzung
des Projektes für das Wiental ist noch nicht definiert." Also auch da
schiebt man hinaus und legt sich nicht fest.
Und beim Schutzwasserbau beschränkt man sich genauso
auf einige Herzeigeaktionen. Wie gesagt, wir hatten das große Glück dank der
Baumaßnahmen vor vielen Jahren, dass die große Hochwasserkatastrophe der
letzten Jahre in Wien kaum Schäden verursacht hat. Aber das darf ja kein Grund
zum Ausruhen sein. Hochwasserschutz ist etwas, an dem man kontinuierlich
weiterarbeiten muss.
Das Abfallwirtschaftskonzept wird sukzessive
umgemodelt. Die Wiener Bevölkerung ist eigentlich sehr bemüht bei der
Mülltrennung. Und auch wenn es manchmal schwierig ist zu wissen, was jetzt wie
und wo zu entsorgen ist, aber es ist an und für sich ganz gut gelaufen.
Die Frage ist, ob es besser wird, wenn ich ständig
Teile davon ändere. Und als Mitglied des Umweltausschusses freut es mich
ehrlich gesagt wenig, wenn ich Änderungen in der Sammelstrategie aus den Medien
entnehmen muss und dies nicht im Ausschuss erfahren kann. Ich meine, die
Zuständigen der MA 48 sind immer gerne bereit, einem die Hintergründe zu
erläutern. Aber das erfolgt ja dann im Nachhinein. Wenn man in der Zeitung
gelesen hat, jetzt kommt eine Änderung, und man kann fragen, warum geschieht
das, dann bekomme ich eine ganz tolle und plausible Antwort, und dafür möchte
ich auch recht herzlich danken. Nur, so kann es doch nicht ablaufen, weil das
erfolgt im Nachhinein. Und ich meine halt, es wäre wünschenswert, solche
Grundsatzentscheidungen im Ausschuss zu diskutieren, vorweg und im Gesamtblick
eines Gesamtkonzeptes (Beifall bei der FPÖ.), weil sonst bleibt halt bei
den Änderungen jedem seine persönliche Interpretation der Vorgänge.
Also zum Beispiel jetzt bei der Umstellung der
Kunststoffsammlung. Getrennt gesammelt werden künftig nur mehr die
Kunststoffflaschen, der restliche Kunststoffabfall kommt in den Restmüll. Die
offizielle Begründung ist: Eine gezieltere Sammlung ist erstens ökonomischer
und bringt zweitens eine bessere Verwertbarkeit. Also das glaube ich gerne. Das
ist sehr überzeugend und logisch. Nur, der Nebeneffekt, und das wurde ja
verschwiegen, ist dass damit die Restmüllmenge steigt und damit natürlich auch
die Müllgebühr. Offiziell wird dann gesagt, na ja, aber gewichtsmäßig ist der
Kunststoffmüllanteil im Restmüll verschwindend. Faktum ist: Das stimmt schon,
vom Gewicht her stimmt es. Nur, volumsmäßig ist das anders. Wir wissen ja, dass
leider – das ist auch so ein bisschen eine Schwachstelle bei der getrennten
Müllsammlung – die Bevölkerung nicht immer bereit ist, alles ordentlich
zusammenzudrücken und zu knüllen, und das führt halt dazu, dass der
Kunststoffabfall volumsmäßig einen wesentlich höheren Anteil hat als er
gewichtsmäßig hat. Und die Müllgebühr geht ja, wie wir wissen, nicht nach dem
Gewicht, sondern nach der Zahl und der Größe der Müllgefäße und der Häufigkeit
ihrer Entleerung.
Und jetzt frage ich mich: Was soll
diese Heimlichtuerei? Ich meine, ein Schelm, der Böses dabei denkt. Fürchtet
man eine Schlussfolgerung? Man braucht den Kunststoff im Restmüll, weil er
erstens bessere Brennwerte in unseren Müllverbrennungsanlagen erzielt als die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular