Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 95
bisher relativ feuchte Restmüllfraktion, und zweitens muss die dritte Müllverbrennungsanlage ausgelastet werden. Die Änderungen gehen so oder so zu Lasten der ohnehin schon belasteten Bevölkerung. 31,3 Millionen EUR Müllsteuer gingen voriges Jahr im Gesamtbudget verloren, und ich frage mich, was wird dieser Strategiewechsel den Steuerzahler noch kosten?
Mit der Errichtung eines
Biomassekraftwerkes kam die StRin Kossina einem grünen Wunsch nach. Auch dieses
Kraftwerk erhält den Standort Simmering. Die Bevölkerung wird beschwichtigt und
man sagt, dieses Projekt belastet die Umwelt nicht, und die Materialzufuhr,
also die Holzzufuhr aus dem Umland Wiens, wird primär per Bahn erfolgen. Die
Österreichischen Bundesforste, der Partner für dieses Projekt, sehen das nicht
ganz so deutlich. Sie sagen in einem Interview in der "Forstzeitung"
ganz offen: Bei der Anfahrt werden die Umweltkriterien berücksichtigt, aber
natürlich auch die Rentabilität. Und wenn das günstiger ist, dann wird das mit
dem LKW gefahren. Und so, wie wir es möglicherweise vermutet haben oder wie man
uns glauben machen wollte, dass das Holz in erster Linie aus dem Wienerwald und
daher entlang der Westbahnstrecke antransportiert wird, so ist es auch nicht,
weil die Bundesforste aus Rentabilitätsgründen zwar wohl das Holz aus dem
Nahebereich Wiens zukaufen beziehungsweise herbringen werden, aber das kann
natürlich auch das benachbarte Ausland sein, und ob es dort Bahnanbindungen
gibt, ist zweifelhaft, und wie gut die sind, ist auch noch zu hinterfragen.
Das heißt also: Armes
Simmering. Nicht nur viele, viele Müll-LKW werden täglich hin- und herfahren,
sondern es werden wahrscheinlich auch noch einige Holzlaster dazukomme. Und da
frage ich mich schon, ob das noch das so tolle grüne Projekt ist, was wir dann
dort stehen haben.
Die SPÖ predigte, insbesondere auch im EU-Wahlkampf,
den Schutz der Daseinsvorsorge, insbesondere den Schutz des Wassers. Einerseits
freut es uns, dass die SPÖ im EU-Wahlkampf nun endlich auch aufgesprungen ist
und gesagt hat, das österreichische Wasser darf nicht verkauft werden, weil ich
kann mich noch gut erinnern, und ich denke, Sie, wenn Sie ehrlich sind, auch,
wie man gehöhnt hat, wie die Freiheitlichen vor dem EU-Beitritt gesagt haben,
die EU könnte möglicherweise Interesse an unseren Wasserressourcen zeigen. Also
ich bin froh, dass nunmehr die Bedenken und die Befürchtungen auch von der SPÖ
geteilt werden.
Aber was nun den Schutz des Wassers in Wien
anbelangt, da hat die StRin Kossina keine Dringlichkeit gesehen. Sie wissen,
Sie hat immer wieder gesagt, es gibt genug Wasser in Wien und es gibt keinen
Bedarf, Wassersparmaßnahmen zu setzen. Und jetzt sage ich auch: Natürlich im
Interesse ihrer Magistratsabteilungen und des Budgets, denn ein starker
Wasserverbrauch bringt zusätzliche Einnahmen. Im Jahr 2003 waren es
74 Millionen EUR Wassersteuer und 15,6 Millionen EUR
Kanalsteuer, also fast weitere 90 Millionen EUR an Überschüssen, die
ins Gesamtbudget geflossen sind. Aber für den Kanalausbau haben wir dann mit
Cross-Border-Leasing US-Steuergelder aufgenommen, und der Bleirohrtausch zieht
sich auch in die Länge.
Aber auch bei der Versorgung mit gesunden
Lebensmitteln zeigt die Umweltstadträtin keine Dringlichkeit. Die stadteigene
Landwirtschaft zu 100 Prozent auf biologischen Landbau umzustellen, lehnte
sie ab. Die Stadt durch ein Gesetz der gentechnikfreien Schutzzonen quasi zur
gentechnikfreien Zone zu machen, lehnte die Stadträtin ab.
Dafür wird aber jetzt in den letzten Tagen der Herr
Bgm Häupl so quasi als der große Politikgroßbauer von seinem Freund Klestil zum
Ökonomierat ernannt. Also ich denke, das ist ein bisschen ein Hohn,
insbesondere für alle Biobauern, für alle gentechnikfreien Betriebe und vor
allem für alle Konsumenten, die genau solche Produkte gerne hätten, nämlich
biologische und gentechnikfreie.
Und im Finanzressort wird morgen, ich glaube, es
kommt nicht zur Diskussion, ein Energiesparkonzept präsentiert und, so wie ich
gehört habe, einstimmig beschlossen. Und ich sage: Endlich gibt es ein Konzept.
Wenn ich denke, das Klimaschutzprogramm, das hier
beschlossen wurde, das ist schon einige Zeit her. (GR Heinz Hufnagl: Leider gegen die Stimmen der FPÖ!) Gegen die
Stimmen der FPÖ. Ich will jetzt gar nicht die Debatte wieder anfangen. Es hat
sich auch einiges geändert. Ich möchte sagen, das ist auch ein Lob an die
Klimaschutzkoordinationsstelle, die wirklich bemüht ist, sozusagen aktuellere
Themen dazu zu nehmen, neue Maßnahmen dazu zu nehmen, die nicht im Bericht
stehen. Und bei manchen Sachen zeigt sich ja, dass sie nicht umsetzbar sind,
wie wir das immer wieder kritisch erwähnt haben. Aber wie gesagt: Dieses
Energiesparkonzept halte ich für eine sehr wichtige und sehr gute Sache. Ich
hätte mir gewünscht, dass es schon früher in Auftrag gegeben wird. Ich glaube
auch, dass das Contracting out als Kombination sehr gut ist.
Was ich aber natürlich nicht gerne sehe und was auch
nicht sein soll, ist dass ein Energiesparkonzept als Alternative zum Umstieg
auf erneuerbare Energie betrachtet wird, und ein bisschen ein Rückzieher
scheint mir in diesem Auftrag drinnen zu sein.
Aus unserer Sicht ist der einzig richtige Weg die
sukzessive Reduktion – und letztendlich sollte es bis zum Ausstieg gehen – der
fossilen Energie durch Umstellung und durch Energiesparmaßnahmen.
StRin Kossina hat es in ihrer dreijährigen
Amtsperiode nicht geschafft, die Umweltpolitik zu einer echten
Querschnittsmaterie zu machen, die alle angeht und die von allen Ressorts
berücksichtigt wird.
Der neuen Umweltstadträtin, die übermorgen angelobt
wird, bleiben nur zwei Jahre bis zur nächsten Wahl, um diese umweltpolitischen
Zeichen zu setzen. Aber was ist passiert? Die neue Umweltstadträtin wird
namentlich erwähnt, und der Einstieg, also der Start, beginnt mit einem
Fauxpas. Sie sagt, die Müllverbrennungsanlage Flötzersteig sei überhaupt kein
Aufreger mehr, sie wohne auch dort. Also das war das erste Statement.
Bei mir haben sich zahlreiche
Anrainer der
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