Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 93
Gottes auch einiges nicht in Ordnung ist, wenn man sich die Zahlen ansieht. Offensichtlich haben Sie es noch einmal geschafft durchzutauchen, aber irgendwann wird sicherlich die Zeit kommen.
Denn wenn wir uns die Zahlen anschauen: Seit drei
Jahren Schlusslicht, Schlusslicht am Arbeitsmarkt! Wir haben es gestern, in den
letzten zwei Tage eingehend diskutiert. (Bgm Dr Michael Häupl: Das wird
heute nicht richtiger!) Aber Faktum ist es: Wir sind Schlusslicht im
Bereich der Wirtschaftspolitik, im Bereich der Arbeitsmarktpolitik. Wir müssen
erkennen, dass wir auch überholt worden sind von anderen Bundesländern, die
früher einmal Schlusslicht waren. Früher einmal waren es Burgenland, Kärnten,
die haben uns heute überholt. Wir sind durch eine falsche Wiener Stadtpolitik
ins Abseits gedrängt worden. Das allein ist ja bezeichnend, und dafür sind Sie
verantwortlich zu machen.
Die Wirtschaftsdynamik ist die schlechteste im
Österreich-Vergleich. Man muss sich die Frage stellen, warum alle anderen
Bundesländer besser als Wien sind. Das kann nur an den Bundesländern selbst
liegen, es kann nur daran liegen, dass dort die Landeshauptleute
Eigeninitiativen setzen, gezielte Maßnahmen treffen, dass es so ist. Anders
geht es nicht, und das liegt auf dem Tisch. Das versuchen Sie zwar immer wieder
wegzuwischen, aber es ist so.
Es ist auch so, dass in Wien gerade Sie als
Stadtregierung die wirklichen Belastungspolitiker sind. Sie zeigen zwar immer
auf die Bundesregierung, aber ich habe es auch vor zwei Tagen gesagt: Sie haben
in dieser Stadt die Müllgebühren, die Kanalgebühren erhöht. Sie haben Gas- und
Strompreis erhöht in der Stadt. Sie haben die Kindergartenpreise erhöht in dieser
Stadt. Sie haben die Preise für die öffentlichen Verkehrsmittel erhöht in
dieser Stadt. Sie haben das Parkpickerl eingeführt und ziehen den Leuten, den
Menschen dieser Stadt Geld aus der Tasche, ohne dass es Parkplätze gibt. Sie
haben die Heizkostenzuschüsse an die Ärmsten der Armen letztes Jahr in dieser
Stadt nicht ausbezahlt.
Sie sind diejenigen, die den Menschen in dieser Stadt
mit diesen Belastungsentscheidungen letztlich wirklich weh tun. Und Sie sind
für diese sozialpolitischen Verschlechterungen verantwortlich zu machen, gerade
auch im Pflegebereich, wo Sie sparen und zu wenig Pflegepersonal ausbilden,
dass es letztlich auch zu diesen Zuständen kommt, weil das heutige
Pflegepersonal mit der Situation nicht zu Rande kommen kann.
Aber all das wischen Sie immer weg und streuen den
Menschen Sand in die Augen. Wir haben eine Belastungsquote in dieser Stadt
durch Ihre Beschlüsse, wobei ein durchschnittlicher Haushalt in Wien durch Ihre
Belastungen mit 450 EUR pro Jahr belastet wird und Jungfamilien in dieser
Stadt sogar mit 950 EUR belastet werden, wenn Sie die Wohnkosten
dazurechnen.
Und ich sage, all das muss
man sehen, und das sehen wir, und wir erkennen, dass es in diesem Bereich eine
Situation gibt, in der Sie durch Ihre verfehlte Politik die rote Laterne
aufgehängt haben und sich in Wirklichkeit der Abstand auch zu den anderen
Bundesländern nur verschlechtert und vergrößert, anstatt dass Sie Maßnahmen
treffen, um das zu verringern und zu verbessern. Das gilt es einfach
festzuhalten.
Damit sind wir auch schon bei dem Ressort, das
eigentlich überhaupt nicht mehr funktioniert, nämlich das Sozialressort in
dieser Stadt. Deshalb bin ich ganz verwundert über die heutige Wortmeldung der
Kollegin Vassilakou. Als ich mir das angehört habe, hatte ich ja fast schon den
Eindruck, das ist reines koalitionäres Liebdienen, das da heute hier
stattgefunden hat, Aufgabe der Oppositionsrolle. Sie sagen schon quasi: Bitte,
bitte, bitte, denkt an uns! Wir wollen mitspielen! Gebt uns noch ein paar
Projekte, wir wollen noch ein paar Subventionen für ein paar ausgelagerte
Bereiche! Bitte, bitte, bitte, seid lieb zu uns. Wir sind eh brav, wir
schweigen und spielen mit in eurem Spiel. (GRin Mag Maria Vassilakou: Haben
Sie diesen Blödsinn vorbereitet oder haben Sie das spontan gesagt?) Das
haben Sie heute zum Besten gegeben. (Beifall bei der FPÖ.)
Wenn ich mir das Sozialressort hernehme, wundert es
mich, dass Sie so nonchalant eigentlich alles schön und interessant finden und
große Chancen sehen. Also ich sehe die überhaupt nicht. Wenn ich mir den
Sozialbereich in dieser Stadt ansehe, frage ich mich, warum man nicht bei der
Sozialstadträtin angesetzt hat. Zuerst hat man ihr alle Verantwortlichkeiten
weggenommen und hat ein Rumpfressort übriggelassen. Man könnte das ganze
Ressort heute auflösen, es sich ersparen, dem Steuerzahler viel Geld ersparen. (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Das ist ja
unglaublich! Wenn das ihre Einstellung ist!) Man hat jetzt ein Rumpfressort
übriggelassen, aber man könnte ja den Sportbereich und die anderen Bereiche in
anderen Ressorts unterbringen. Das wäre zielorientiert. (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Wenn das Ihre Einstellung zu Bildung,
Jugend und Sport ist!) Das will man nicht. Man will offensichtlich für die
Frau Stadträtin halt weiterhin ein Betätigungsfeld irgendwie übriglassen,
obwohl sie wirklich versagt hat.
Wo hat sie denn versagt? Chaos rund um die
Lehrerdienstposten in dieser Stadt, bei der Bäderverwaltung, bei der MA 11
ein Chaos pur, Missstände im Bereich der MA 12, Probleme bei der
Errichtung der neuen Hauptbibliothek, Skandal um die Wiener Geschützten
Werkstätten, massiv kritisierte Behindertenförderung, von den Vereinen selbst
herangetragen, das Tohuwabohu bei der Vergabe von Subventionen im Jugend- und
im Sportbereich und im Sozialvereinsbereich, total fehlende Transparenz in
dieser Stadt, sodass die Sportverbände dieser Stadt hellauf empört sind, weil
sie nicht wissen, wie es weitergeht, wann sie endlich ihre Fördermittel
erhalten und nach welchen Kriterien vorgegangen wird. All das spielt sich dort
ab, bis hin zur erschreckenden Defizitfeststellung, die wir heute im Wiener
Musikschulbereich haben. Und und und. Das kann man fortsetzen wie eine endlose
Liste. Der Rechnungshof überprüft, aber all das wird weggewischt, man macht
halt irgendwo anders eine Veränderung, aber nicht dort, wo es eigentlich
notwendig gewesen wäre.
Jetzt nenne ich eine These – die
eine habe ich schon
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular