Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 93
Einsatz sind und denen wir für ihren Einsatz ein herzliches
Dankeschön sagen. (Beifall bei der FPÖ.)
Bedanken muss man sich aber auch bei ihren
Angehörigen, denn ihr Familienleben ist durch den schwierigen und anstrengenden
Dienst oft beeinträchtigt. Es wurde zwar die Pflegezulage eingerichtet, aber
diese scheint mir angesichts des schweren Dienstes zu niedrig zu sein. Und
vielleicht ist die jetzt angelobte StRin Mag Brauner in der Lage, diese
Pflegezulage zu erhöhen. Wir Freiheitlichen, wir werden uns jedenfalls dafür
einsetzen, dass die Pflegezulage erhöht wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Es hat auch, und das ist mir auch ein wichtiges
Anliegen, keine Kontrolle durch das Kontrollamt gegeben. Denn das Kontrollamt
hätte sicherlich die Aufgabe gehabt, zumindest zu kontrollieren, ob die
zuständige Behörde, in diesem Fall eben die MA 47, ihrer
Kontrollverpflichtung nachgekommen ist. Aber das ist offensichtlich nicht
geschehen.
Und dass die Situation eine sehr triste ist, das weiß
der Herr Dr List genau. Schließlich hat er selbst gesagt, dass er sich nicht in
eine der städtischen Einrichtungen legen möchte im Bedarfsfall. Das kann er
natürlich leicht sagen auf Grund seines Gehaltes und auf Grund seiner zu
erwartenden Pension. Wir denken, es muss für alle, besonders für die,
die es sich nicht leisten können, eine optimale Pflege gewährleistet sein.
Dass die Hierarchie im KAV alle die, die
Verbesserungsvorschläge einbringen, niedermacht, das habe ich schon vor der
Untersuchungskommission gewusst. Aber dass der Druck so groß ist, das wurde uns
erst in den letzten Monaten wieder ganz deutlich vor Augen geführt. Für mich
ist vor allem unerträglich, dass man jahrelang gewusst hat, wie dramatisch die
Personalsituation ist, und dass man jahrelang dieses Problem verharmlost hat.
Das Kontrollamt und der Bericht des Kontrollamtes ist
in diesem Punkt sehr aufschlussreich, und mit dem Erscheinen dieses Berichtes
hat auch die Frau Generaloberin Staudinger mit ihren
Personalberechnungsmethoden, die sie uns immer vorrechnet, ihre gänzliche
Glaubwürdigkeit verloren. Denn das so genannte Wiener Modell – und das hat die
Frau GRin Korosec schon genau ausgeführt – berechnet zwar genau den
Personalbedarf pro Station, doch es wird nicht einmal diese theoretisch
errechnete Anzahl von Pflegepersonen tatsächlich eingesetzt.
Sie werden wahrscheinlich nicht verstehen, warum wir
Freiheitlichen seit Jahren dieses Personalberechnungsmodell anzweifeln, weil
Sie nicht einsehen, dass 23 Minuten pro Tag zu wenig sind, um einen schwer
pflegebedürftigen Menschen zu betreuen. Diese Zeit reicht nicht einmal für das
regelmäßige Lagern, und Füttern ist in dieser Zeit schon überhaupt nicht
einberechnet.
Sehr geehrte Damen und Herren! Weil Sie die
Missstände unter den Tisch kehren wollen und wieder zur Tagesordnung übergehen
wollen, haben Sie die Untersuchungskommission vorzeitig beendet. Wir
Freiheitlichen, aber auch die ÖVP und die GRÜNEN werden sicher nicht zur
Tagesordnung übergehen. (Beifall bei der
FPÖ.)
Wenn es Beschwerden gibt von den Angehörigen, dann können
diese Angehörigen manchmal ein Glück haben und eine Verbesserung erreichen. Die
Ärmsten sind jedoch diejenigen, die keine Angehörigen haben, denn die sind
darauf angewiesen, dass das System funktioniert. Und das derzeitige System
funktioniert nicht. Das zeigt unser Minderheitenbericht. Denn wenn niemand
kontrolliert, dann kommen genau diejenigen unter die Räder, die niemanden
haben, der sich um sie kümmert.
Und mir ist das deswegen so wichtig, weil wir alle,
die wir hier sitzen, niemals in die Situation kommen werden. Die Angehörigen
von Gemeinderäten werden überall gut betreut werden. Das ist genau dasselbe wie
das mit den potemkinschen Dörfern. Als Gemeinderäte brauchen wir uns keine
Sorgen um unsere Angehörigen zu machen. Und gerade deswegen ist mir das so
wichtig, dass man ein besonderes Augenmerk auf die diejenigen legt, die keine
Angehörigen haben und daher auch selten Besuch bekommen. Und deshalb finde ich
das Projekt "Sonnenschein", das wir initiiert haben, das wir ins
Leben gerufen haben, so wichtig. (Beifall
bei der FPÖ.)
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch darauf
eingehen, wie man mit Minderheiten umgeht, wie man die Rechte der Opposition
wahrt, welchen Respekt man Zeugenaussagen entgegenbringt, denn alle diese Frage
ergeben ein Sittenbild. Dieses ist das Sittenbild der derzeitigen
SPÖ-Alleinregierung. Und dieses Sittenbild zeigt, wie man mit Schwächeren
umgeht. Und alte, behinderte, demenziell erkrankte und pflegebedürftige
Menschen gehören zu den Schwächsten in der Gesellschaft. Und deshalb macht mich
die Art, wie man diese Untersuchungskommission brutal abgewürgt hat, sehr, sehr
betroffen.
Gestern fand hier an dieser Stelle die Diskussion
über den Bericht der Volksanwaltschaft statt, und im Rahmen dieser Debatte habe
ich festgehalten, dass es sehr, sehr schlecht ist, dass die Empfehlungen der
Volksanwaltschaft sehr oft nicht beachtet werden.
Es wäre auch für die Klärung der Sachlage noch
unbedingt notwendig gewesen, den Volksanwalt Dr Peter Kostelka als Experten zu
hören, denn ich behaupte, dass der Mann, der erst kürzlich auf dem Dachboden
des Geriatriezentrums Am Wienerwald jämmerlich verdurstet ist, wahrscheinlich
noch am Leben wäre, wenn die Verantwortlichen im KAV die Empfehlungen des
Volksanwaltes aufgenommen und auch umgesetzt hätten, denn so wie Sie, Herr GR
Deutsch, diesen Todesfall lappalisieren, das möchte ich nicht so stehen lassen,
das möchte ich ganz klar und deutlich hier festhalten. (Beifall bei der FPÖ.)
Die Klärung der Sachlage ist also noch nicht
abgeschlossen. Es darf aber nichts mehr geklärt werden. Es wird jetzt wieder
alles zugedeckt werden.
Die Frau StRin Pittermann, die
nach Aussage von Pflegeombudsmann Dr Vogt die Erste war, die Kontrollen
ermöglicht hat, im Gegensatz zu ihren Vorgängern, Frau StRin Pittermann hat man
abserviert, denn jetzt soll
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