Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 119
Drittel des Verkehrs mit den Umweltverbundverkehren bewältigt werden, nämlich zu Fuß gehen, Rad fahren und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Wien ist hier gemeinsam mit Zürich an der Spitze der Hauptstädte, der großen Städte in Europa. Und genau dieser Punkt ist nicht zu verteidigen, sondern auszubauen. Und wir wollen - das haben wir im vergangenen Jahr in diesem Haus ja beschlossen - den Anteil der Umweltverbundverkehre bis zum Jahr 2020 auf drei Viertel aller Verkehrsbewegungen in Wien anheben.
Das ist eine große Herausforderung und wir haben im vergangenen Jahr
nach der Abhaltung des autofreien Tages eine Evaluierung durchgeführt, wo wir
alle Beteiligten eingeladen haben, in einem Brainstorming einmal zu sagen, was
sie sich vorstellen könnten. Und das Ergebnis war damals, dass es besser ist,
dass wir Positivwerbung betreiben für die Umweltverbundverkehre, dass wir
versuchen, in einer längeren Periode in dieser Mobility-Week, die ebenfalls
international stattfindet, in dieser Mobility-Week das klarzustellen, was Sache
ist, nämlich dass Radfahren, zu Fuß Gehen und die Benutzung hervorragender
öffentlicher Verkehrsmittel besser ist, und dass man das Auto in der Stadt
nicht wirklich zur Fortbewegung benötigt.
Da dieser autofreie Tag in die Mitte der Woche gefallen ist, haben wir
auch keine publikumswirksamen Aktionen im Straßenraum geplant, sondern haben
uns darauf beschränkt, in Printmedien, im Fernsehen, bei den Radiostationen,
besonders auf Aktivitäten hinzuweisen, die wir durchführen, um die
Verkehrssicherheit zu heben und die Umweltverbundverkehre zu stärken.
Ich habe das als besseren Weg gehalten als der Umweltminister, der
offensichtlich, wenn ich den Zeitungen glauben darf, eine ÖVP-Veranstaltung auf
der Ringstraße hat stattfinden lassen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. Wir kommen nun zur 1.°Zusatzfrage. Herr GR Mag Chorherr, bitte!
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus): Herr
Stadtrat!
Nachdem Sie nicht zu Unrecht sagen, dass Vielen der autofreie Tag nicht
im ausreichenden Ausmaß bekannt war, würde mich durchaus interessieren, wie
viel allein von SP-Gemeinderätinnen und Gemeinderäten auf Knopfdruck aufsagen
könnten, was in der Mobility-Week alles passiert ist.
Meine Frage geht aufs nächste Jahr. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache von
gestern - ich habe mir die Verkehrszahlen angeschaut - wo ja die einzige
Kommunikation im Vorfeld Vieler war, autofreier Tag, Achtung, es ist mit Staus
zu rechnen, hat dies nachweislich dazu geführt, dass das Autoverkehrsaufkommen
gestern deutlich geringer als unter einem normalen Tag war, sodass man
eigentlich argumentieren müsste, wenn es öfter autofreie Tag gäbe, käme man mit
dem Auto schneller voran als sonst, einfach weil zum Beispiel auf der Tangente
und anderen Verkehrsflächen ein geringerer Verkehr war.
Angesichts dieses Hintergrundes, der mich hier an den angesagten Kollaps
beim berühmten Streik vor schon einiger Zeit erinnert, wo dann plötzlich auch
deutlich weniger Verkehr war, oder bei Schnee, wo keine Parkplätze zu finden
sind, angesichts dieser Erfahrung von gestern, hielten Sie es nicht für
sinnvoll, durchaus im nächsten Jahr als Stadt Wien mit einer Reihe von
Veranstaltungen einen autofreien Tag zu organisieren, das im Vorfeld laut
bekannt zu machen und dafür zu sorgen, dass es deutlich weniger Staus, deutlich
weniger Verkehr gibt und auch, um zu zeigen, dass der Autoverkehr in Wien
reduzierbar ist?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte um Beantwortung.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Herr Gemeinderat!
Ich teile Ihre Ansicht, dass man autofreie Tage gut vorbereiten muss.
Und wir haben ja gestern offensichtlich etwas erlebt, das nicht gut vorbereitet
war, wir haben uns auch zurückgehalten als Stadt Wien. Ich stehe nicht an zu
sagen, dass wir im nächsten Jahr, wo der autofreie Tag wieder mitten in der
Woche ist, uns sehr ernsthaft überlegen werden, was zu tun ist und wie wir eine
stärkere Bewerbung und Positivwerbung für die Benutzung der Umweltverkehre
durchführen können. Wir werden mit Sicherheit den Weg, der im Masterplan Verkehr
drinnen steht, auch weiter beschreiten. Ich teile nur die Kritik der
Umweltorganisationen voll, dass ein autofreier Tag überhaupt keine nachhaltige
Verbesserung erbringt, sondern dass man in der Verkehrspolitik grundsätzlich
die Schritte setzen muss, die zu einer Verbesserung des Modal split, zu einer
Verlagerung hin zu den Umweltverbundverkehren, beitragen.
Und da gibt es eine Menge von Hausaufgaben, die die Bundesregierung in
Brüssel und auch zu Hause zu tun hätte. Wenn ich nur an diese elende, quälende
Diskussion denke, dass man denn doch alles privatisieren soll, und den
öffentlichen Verkehr der Privatwirtschaft opfern soll. Wenn ich mir das ansehe,
was rund um Wien passiert, dann kann ich mir schon vorstellen, was dann in Wien
passieren würde, nämlich nur mehr zwei Drittel würden dann mit dem
Individualverkehr kommen und nur mehr ein Drittel mit dem öffentlichen Verkehr,
sowie das bei den Pendlern ist, und ich muss dazu sagen, leider so sein muss,
in vielen Bereichen, weil die Pendler nach der Arbeit nicht mehr nach Hause
kämen, weil sie keinen öffentlichen Verkehr mehr in Wiener Umland dann zur
Verfügung haben.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. Herr GR Mag Gerstl, bitte.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Danke,
Herr Stadtrat!
Sie haben sich in den vergangenen
Jahren, wie sie ausgeführt haben, mehr oder weniger umfassend für den
autofreien Tag eingesetzt und auch Aktionen dazu geplant. Umso mehr bedauere
ich es, dass Sie sich heuer, ich weiß nicht, ob Sie persönlich, aber doch die
Stadt Wien, sich aus diesen Aktionen zurückgezogen hat und
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