Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 119
(GR Dr Matthias Tschirf: Also Sie
wollen, dass die Sophiensäle nicht mehr aufgebaut werden!), und
nicht dann nachher, wenn etwas kaputtgegangen ist, jammern: Jessasmaria, bauen
wir es wieder auf!. (GR Dr Matthias
Tschirf: Gefällt Ihnen das, wie die Sophiensäle ausschauen, Herr Stadtrat?
Gefällt Ihnen das?) Machen wir mit den Häusern im Zentrum der Stadt etwas
Vernünftiges. Und das wird geschehen.
Die ÖVP sagt in einer Aussendung des Herrn Kollegen Salcher: Lasst doch das
Ronacher so wie es ist! (GR Dr Matthias
Tschirf: Gefallen Ihnen die Sophiensäle?) Gut, das heißt, lassen wir
schlechte Sichtverhältnisse, verursachen wir weiter hohe Kosten dadurch, dass
wir sozusagen laufend etwas auf die Bühne transportieren und wieder ausbauen
müssen.
Ronacher so lassen, wie es ist! – Das heißt ein viel zu kleiner
Orchestergraben für momentan maximal 14 Musiker.
Ronacher so lassen, wie es ist!, sagt Salcher. – Das heißt schlechte bis
gar keine Belüftung.
Ronacher so lassen, wie es ist! – Das heißt zu wenig WC-Anlagen und im
Erdgeschoß gar keine.
Ronacher so lassen, wie es ist, Kollege Salcher, heißt, keine
behindertengerechten Anlagen dort drinnen zu haben.
Ronacher so lassen, wie es ist! – Das heißt, keine Unterbühne, keine Seitenbühne,
keinen ausreichenden Schnürlboden zu haben.
Ronacher so lassen, wie es ist, Kollege Salcher, das heißt – Sie haben
das selbst gesehen, und ich glaube, Sie wollten gar nicht hingehen, denn ich
weiß, das Schlimmste ist, wenn man sich in seinen Vorurteilen korrigieren
lassen müsste; jetzt fahren Sie einmal diese Linie, und dabei soll es auch
bleiben –, den Zugang, der 2,4 mal 3 Meter misst und eine 40-prozentige
Steigung hat, als einzigen Zugang für Schauspieler, für Bühnendekoration, für
alles, was man im Ronacher machen will, so zu belassen.
Ronacher so lassen, wie es ist! – Das heißt im Grunde, es als eine
Leihbühne zu belassen, das heißt, ein Theater im Zentrum der Stadt, im Herzen
der Stadt, um das uns andere beneiden – im Übrigen wurde in Budapest ein
ähnliches Haus um einen vielfachen Betrag saniert –, ungenützt zu lassen.
Der Kollege Woller hat vorher richtigerweise darauf hingewiesen, dass in
anderen Landeshauptstädten in den letzten Monaten und Jahren viel Geld auch in
Kulturbauten investiert wurde. Klagenfurt hat vor wenigen Jahren sein
Landestheater um 20 Millionen EUR ausgebaut. Mir ist nicht bekannt,
dass es dort irgendeine andere Stimme gegeben hätte, außer dass die gesagt
haben: Ja, toll, dass eine so kleine Stadt wie Klagenfurt sein Landestheater
ausbaut.
Salzburg baut um 30 Millionen EUR sein Festspielhaus um (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Das ist
ein Theater!), denn die wollen nämlich gerne ein Mozarthaus haben, etwas,
was wir schon längst haben. Salzburg baut um 30 Millionen EUR um, und
da ist nie eine Stimme laut geworden über die Höhe des Betrages, die haben über
die Ausschreibung gestritten, ob das ein Holzbauer machen soll oder sonst
jemand, aber es ist weder über die Frage der Finanzierung noch über die Frage des
Ausbaues irgendwie debattiert worden.
Bregenz – Ernst Woller hat richtigerweise darauf hingewiesen – baut
jetzt in einer zweiten Etappe um 40 Millionen EUR um. Der Bund
investiert dort selbstverständlich 16 Millionen EUR hinein. Mir ist
nicht bekannt, Kollege Salcher, dass Sie Ihren Parteifreund, den Herrn Morak
oder den Herrn Schüssel oder sonst jemanden, dafür kritisiert hätten oder
hinterfragt hätten, ob es denn dafür ein Konzept gäbe, oder hinterfragt hätten,
ob das, was da jetzt vorgelegt wird, auch nur irgendwie einen Sinn macht, oder
hinterfragt hätten, ob es dafür Bespielungspläne gibt.
16 Millionen EUR Steuergeld von Seiten des Bundes! Wunderbar! Ich bin
sehr dafür, dass das in Bregenz ausgebaut wird. Es macht Sinn. Sie haben die
einzig vernünftige Reaktion, dass Sie sagen, das ist ein Investment in die
Zukunft, das ist ein Investment für die Stadt, das ist eine Investition für die
gesamte Gesellschaft dort. Es wird investiert.
Linz baut um 75 Millionen EUR um. Ich habe nicht gehört, dass
diskutiert wird über die Höhe der Summe. Es wird über den Standort diskutiert,
aber selbstverständlich investieren die Gelder in die Kultur.
Und ich meine, dass es auch Wien gut ansteht, wenn wir das tun, und es
macht natürlich auch Sinn.
Wien hat im Übrigen auch schon bisher investiert, und es ist mir nicht
bekannt, dass man da sehr heftig die Spielpläne und die Zukunft für den
Musikverein hinterfragt hätte, wo die Stadt immerhin 75 Millionen ATS
investiert hat. Mir ist nicht bekannt, dass Sie hinterfragt hätten, ob es denn
Sinn macht, dass man das Konzerthaus wieder herrichtet, wo die Stadt
190 Millionen ATS investiert hat. Mir ist auch nicht bekannt, dass
Sie – zu Recht, denn es macht ja Sinn, das liegt ja auf der Hand – die Urania,
die Stadtbücherei, die Bibliothek, das Archiv hinterfragt hätten. Das macht ja
alles Sinn, und jeder bewundert uns dafür, aber auf einmal, weil offensichtlich
das Musical nicht ganz in die Geschmacksrichtung der Damen und Herren passt,
wird das heftig hinterfragt.
Meine Damen und Herren! Die
Umbauten betreffen übrigens Standards, weil da immer so gesagt wird, es wird
luxuriös umgebaut. Die Umbauten betreffen Standards, was den Theaterbetrieb
anbelangt, und selbstverständlich wird da nichts für Luxuriöses oder Unnötiges
ausgegeben, sondern es geht einfach um Notwendiges. Stellen Sie sich das so vor
wie einen Vergleich zwischen einem Caterer und einem Restaurant.
Selbstverständlich kann ein Caterer an einem bestimmten Ort für einmal, zweimal
oder auch fünfmal ein hervorragendes Dinner, ein Event organisieren. Sie werden
dann sagen: Wunderbar, der macht das in dem Saal eh ausgezeichnet. Es wird nur
nie jemand Vernünftiger auf die Idee kommen zu sagen, lassen wir den Betrieb
so, machen wir das in den nächsten Jahren einfach mit einem Cateringbetrieb.
Denn irgendwann einmal, und zwar nach dem fünften Mal, wird der Cateringbetrieb
zu teuer, zu kostspielig und ist in der Form auch nicht mehr durchführbar. Aus
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