Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 119
abgesetzt
wurden. Man könnte auch sagen, die Sozialdemokratie hat halb nachgedacht und deswegen
sind heute nur zwei Garagen von der Tagesordnung abgesetzt. Hätte sie ganz
nachgedacht, wären alle vier Volksgaragen weg. Aber überlegen wir uns, wenn wir
diese Mittel investieren, ob es uns nicht gelingen würde, mit
42 Millionen EUR im Jahr rund 2 000 Menschen dazu zu
bewegen, dass sie kein Auto benötigen. Das sind die Zuwachsraten, die heuer mit
der Volksgaragenplanung erreicht werden und Sie sagen, das reicht nicht. (StRin
Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Das ist ja keine Frage des Geldes, wie sich
die Leute verhalten!) Das ist nämlich die nächste Frage, ob es eine Frage
des Geldes ist. Ich will nur zunächst grundsätzlich ein paar Geschichten zur
Garage sagen.
Die
GRÜNEN waren auch in ihren früheren Zeiten, wo es die Volksgaragenfinanzierung
noch nicht gegeben hat, durchaus der Meinung, es ist vorstellbar, auch im
Bezirk einem Garagenbau zuzustimmen, wenn gleichzeitig an der Oberfläche die
Stellplätze reduziert werden. Dies wurde bei den ersten Garagen sogar
halbherzig versprochen und hat real niemals stattgefunden. Genauso ist es bei
den Volksgaragen. Die Volksgaragen sind nicht ein Zeichen einer anderen
Verkehrspolitik und auch nicht einmal der Versuch, den Autoverkehr irgendwie zu
reduzieren, sondern es gibt eine hoffnungslose Verwaltung von Zuwachsraten,
weil es niemals gelingen kann, mit Volksgaragen soviel Garagenplätzen zu bauen,
wie dies Zuwachsraten an Autos entspricht.
Daher
ist die prinzipielle Frage bei der Finanzierung vor allem, und da komme ich
noch überhaupt nicht auf den Punkt, wo es darum geht: Was passiert eigentlich
wirklich mit AnrainerInnenbefragung? Weil wenn es ganz sicher so ist, dass die
Bürger zum Beispiel rund um den Bacherpark die Garage unbedingt wollen, warum
hat es dann beim Bacherpark keine AnrainerInnenbefragung gegeben? Warum tun Sie
das nicht? Warum gibt es nicht bei den anderen Volksgaragen
AnrainerInnenbefragungen, wenn Sie sich so sicher sind, dass die AnrainerInnen
alle diese Garagen wollen? Dann wäre es doch selbstverständlich, dieses Mittel
der Demokratie einzusetzen! (GR Gerhard Pfeiffer: Das ist eine Frage der
Definition der Anrainer! Wenn es um einen Umkreis von 500 Metern geht,
werden Sie eine Mehrheit der Anrainer finden!) Das heißt, Demokratie ist
für Sie immer eine Frage der Definition? Herr Kollege Pfeiffer, Sie können doch
nicht in einer Befragung, ob man eine Volksgarage haben will oder nicht, nur
diejenigen befragen, von denen Sie der Meinung sind, dass sie eine Volksgarage
wollen. (GR Walter Strobl: Sie machen es genau umgekehrt!) Na ja, Sie
wissen nicht, wie Sie die Anrainer beschreiben sollen.
Ich
kann mich an eine Befragung erinnern. (GR Gerhard Pfeiffer: Sie wollen nur
die Anrainer befragen!) Ich sage nur, ich kann mich daran erinnern, da war
ich noch Bezirksrat im 8. Bezirk, damals war der 8. Bezirk der 1. Bezirk, der
so eine Befragung durchgeführt hat, rund um den Albertplatz (GR Gerhard
Pfeifer: Glaube ich nicht! Grinzing war viel früher! 1978!), wo wir uns
gemeinsam in der Bezirksvertretung, möglicherweise mit allen Fehlern behaftet,
geeinigt haben, welches das Gebiet der Menschen ist, die befragt werden sollen,
wie befragt und wie informiert wird. Wir hatten eine hohe Rücklaufquote. Ich
glaube, 3 000 Personen wurden befragt, 1 800 Antwortkarten
kamen zurück. Und es ist knapp gegen die Verbauung des Albertplatzes
ausgegangen. (GR Gerhard Pfeiffer: Das ist okay!) Warum macht man das
nicht auch in den anderen Bezirken? Das heißt nicht, dass es jetzt alle so
machen müssen wie der 8. Bezirk, aber es gibt genug Modelle, wo man
letztendlich gemeinsam herausfinden kann, wer die betroffenen Anrainer und
Anrainerinnen sind und wie man sie befragt. Da gibt es halt für genug Menschen,
insbesondere für die, die kein Auto haben, den Wunsch, dass Parkanlagen nicht
angetastet werden, dass Parkanlagen durchgehend zur Verfügung stehen und nicht
über zwei Jahre eine Baustelle sind. Da gibt es legitime Wünsche, die meines
Erachtens nach zu berücksichtigen wären. (GR Gerhard Pfeiffer: Das ist
okay!)
Die
nächste Frage ist, es wurde, wie gesagt, im Großen und Ganzen nichts an
Stellplätzen an der Oberfläche rückgebaut.
Jetzt
nur ein Satz noch zur Finanzierung und das ist ein zentraler Punkt, warum Grüne
die Garagenförderung ablehnen: Wir fördern, ich werde Ihnen das alles später
vorrechnen, einen Volksgaragenplatz mit 21 800 EUR, wo rund die
Hälfte als Subvention zu betrachten ist. Ungefähr 11 000 EUR sind
unter positiven Rahmenbedingungen als Subvention einzuschätzen. Welche Implikationen
das hätte, werde ich auch nachher erklären. Aber jetzt überlegen wir uns einmal,
was wir mit 1 000 EUR alles machen können und was wir mit
1 000 EUR nicht fördern. Wir fördern einen einzigen Stellplatz mit
11 000 EUR oder 150 000 ATS, um ein Auto unter die Erde zu
bringen.
Jetzt frage ich Sie, Kollegen und Kolleginnen der
Sozialdemokratie: Fallen Ihnen wirklich keine besseren Möglichkeiten ein, diese
Mittel zu verwenden? Natürlich ist es leicht zu sagen, Wien kann nicht immer
für den Bund einspringen, insbesondere in Bildungsfragen, aber angesichts der
jetzigen Situation drängt sich schon der Vergleich auf, zwei
Volksgaragenstellplätze entsprechen einem Lehrerposten, drei
Volksgaragenstellplätze entsprechen zwei Personen im Pflegebereich. Meine sehr
geehrten Damen und Herren, Ihnen ist ein Stellplatz wichtiger als die Bildung unserer
Kinder! So könnten wir das jetzt populistisch sagen. (GR Franz Ekkamp: Das
stimmt nicht!) Das stimmt schon. In der jetzigen Situation putzen Sie sich
ab. Ihnen ist es lieber, dass man Autos subventioniert, als dass man Menschen
unterstützt. Haben Sie sich einmal überlegt, wie lange man auch nur einen
einzigen Sozialhilfeempfänger mit einer besseren Sozialhilfe unterstützen
könnte, wenn man nur einen Stellplatz weniger errichtet und subventioniert? (GR
Günther Barnet: Auf wie viele Garagenplätze müssen wir verzichten, damit Sie,
Kollege, auf Ihr Mandat nicht
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