Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 119
Gewissen, warum Sie es nicht diskutiert haben: Weil Sie hier ganz einfach bei den Abstimmungen mit Ihrer Mehrheit brutal drüberfahren wollen, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Das Leitbild zur U2 wurde heute angesprochen in der Art: Ihr dummen
Gemeinderäte, das ist ja alles im Leitbild enthalten, ihr hättet doch entnehmen
können, dass dort am Stadionparkplatz ein Einkaufszentrum entsteht. Es ist ja
vom Herrn Kollegen Neuhuber schon ausgeführt worden, dass das nicht so ist. Das
wird in der näheren Untersuchung wahrscheinlich auch noch ein Nachspiel haben,
wenn plötzlich hier Verträge geschlossen werden, die nicht dem Leitbild
entsprechen, denn das Leitbild ist letzten Endes im Gemeinderat beschlossen
worden.
Sehr geehrte Damen und Herren! Nicht nur die Gemeinderäte der
Opposition, die da zugestimmt haben – wir haben dem Leitbild zugestimmt, aber
auch die Bezirksvertretungsmitglieder im Bezirk haben zugestimmt –, sondern
auch die Wohnbevölkerung hat doch ein Interesse daran, wenn so ein wichtiges
Leitbild, über das monatelang Ausstellungen gelaufen sind – der Herr
Bezirksvorsteher Kubik ist im Haus hier, er wird das bestätigen können, was
alles an Informationen sinnvollerweise hinausgegeben wurde ... (Zwischenruf
von Bezirksvorsteher Gerhard Kubik) Na, es war schon in Ordnung, das war
schon in Ordnung, nur, Herr Bezirksvorsteher, wie kann man denn monatelang,
jahrelang den Bürgern etwas genau vorstellen, schön buntfarbig ausstellen, sich
hinstellen, mit den Bürgern diskutieren, erzählen, was alles gut und neu wird –
wir stehen ja zur U2-Entwicklung, zur U2-Linie, das ist ja immer von uns auch
unbestritten gewesen; ich sage auch, ich stehe zu dem, was im Leitbild
definiert ist, denn es gibt bei so einer Entwicklungsachse, wie es die U2 ist,
durch so ein interessantes städtebauliches Gebiet wie die Leopoldstadt mit
Messe, mit Prater, mit Grünflächen, mit Sportanlagen natürlich ein Potential
der Entwicklung –, wie kann man also monatelang darüber diskutieren, Fachleute
damit beschäftigen, es den Bürgern und den Bezirkspolitikern präsentieren und
sagen, so schaut es aus, und dann kommt im Nachhinein so ein Geschäftsstück, wo
es ganz anders ausschaut. (Bezirksvorsteher Gerhard Kubik schüttelt den
Kopf.) Also nein! Denn
hätte jemand im Vorfeld den Geschäftsleuten, den Unternehmern, den Mitgliedern
der Geschäftsstraßen Praterstraße, Taborstraße, den Anrainern gesagt, dass dort
auf den Parkplätzen des Praterstadions ein Einkaufszentrum mit
27 000 Quadratmetern geplant wird, ich sage Ihnen, ich hätte dem
Leitbild nicht zugestimmt und viele Bürger hätten damals schon protestiert.
Jetzt haben Sie halt im Nachhinein den Protest. Der Protest wird kommen, denn
das ist unerträglich, was hier den Anrainern zugemutet wird mit Ihrer
Fehlplanung und mit Ihrer Fehlentwicklung. (Beifall bei der FPÖ.)
Jetzt stellt sich daher schon die Frage: Wann ist denn wem diese Idee
gekommen? Wann sind denn diese Ideen aufgetaucht? Ich habe ja die Vermutung,
das ist alles schon von langer Hand vorbereitet, es ist nur gut verkauft
worden. – Bitte? Sie haben einen Zwischenruf gemacht, denn hätte ich gerne
gehört. (VBgmin Grete Laska: Ich habe nicht zu Ihnen gesprochen!) Ach
so. Frau Vizebürgermeisterin, es ist ja gut, dass Sie da sind, denn um den
Prater geht es ja heute insgesamt. Das ist ein bisschen eine weitere Fläche
oder ein anderer Bereich als der, um den Sie sich normalerweise im Prater
kümmern. (GR Jürgen Wutzlhofer: Ich habe gedacht, dass es Ihnen um die
Anrainer geht!) Ja, natürlich. Das ist ja ganz wichtig. Ich bin ja froh,
wenn die Frau Vizebürgermeisterin da ist, und ich bin sicher, sie hätte etwas
versäumt, wenn sie nicht die Kritik über den Prater hier hören würde. Ich
zweifle nur, Frau Vizebürgermeisterin, ob Kritik, konstruktive Kritik, so wie
sie die Opposition hier im Haus übt, von Ihnen in der Zukunft jemals angenommen
werden wird. Die Vergangenheit hat bewiesen, Sie sind immer drübergefahren und
haben gesagt: Die sind eh dumm! Lasst sie nur reden! Das war Ihr Standpunkt. (VBgmin
Grete Laska: Applaus von der FPÖ!)
Ja, Frau Vizebürgermeisterin, schauen Sie, ich verstehe schon,
vielleicht hat Sie der Herr Bgm Häupl gebeten, heute anwesend zu sein, damit
ihn das unangenehme Thema da nicht zu sehr strapaziert. Das mag schon sein. Der
Herr Bürgermeister ist möglicherweise gerade wieder als Hansdampf in allen
Geschäften unterwegs (VBgmin Grete Laska: Das tut so weh!) Nein, das tut doch nicht weh. (VBgmin
Grete Laska: Das tut so weh, dass Sie nicht überall dabei sind!) Frau Vizebürgermeisterin, das tut mir
doch gar nicht weh. Ich sehe doch gerne die Auftritte des Herrn Bürgermeisters
im Fernsehen, in den Medien, wenn darüber berichtet wird. Ich treffe ihn
manches Mal. Sie wissen ja, Sie waren ja dabei beim Stelzenessen im
"Schweizerhaus". Das ist doch herrlich. Ich mache mir halt nur um
seine Kondition ein bisschen Sorgen, ehrlich gesagt, denn zu viele Stelzen
essen und zu viele Festln feiern, ist halt vielleicht auch für einen noch
jungen Mann – er hat ja erst Geburtstag gefeiert – zu strapaziös. Daher sollten
Sie ihn da mehr unterstützen.
Der Herr Bürgermeister war vielleicht im Detail nicht so genau über
alles informiert, was hier an Firmenverflechtungen und Sonstigem aufgetaucht
ist, aber der Herr Bürgermeister ist sicherlich darüber informiert, was seine
Entscheidungsträger in der Stadt vorbereiten. Offensichtlich ist er nicht mehr
so zufrieden, der schöne Rathausplatz ist im zu eng geworden. Jetzt besucht er
halt Prater, Messe, Stadion; das Einkaufszentrum wird er vielleicht nicht so
häufig besuchen.
Aber was mich auch besonders stört
an der Konstruktion – das wurde heute ohnedies auch schon genau ausgeführt–,
ist die Frage der Krieau. Ich meine, die Krieau ist wirklich zu wertvoll – sage
ich einmal –, um sie jetzt blauäugig so einer Gesellschaft zu überlassen, zu
Konditionen, die noch gar nicht bekannt sind. (VBgmin Grete Laska schüttelt
den Kopf.) Sie haben den
Akt nicht gelesen, Frau Vizebürgermeisterin. Sie kennen vielleicht die
Vorgeschichte aus einer anderen Sicht. Aber entschuldigen Sie, würden Sie, wenn
Sie persönlich einen so wertvollen Privatbesitz hätten, wie die Krieau es ist,
mit historischen Gebäuden mit einer Sportanlage, die
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