Gemeinderat, 46. Sitzung vom
23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 119
einmal eine Namensbereinigung auf seiner Homepage
vornehmen.
Und nun zum anderen Bereich, zum
Kauf und zur Firmenverflechtung. Da gibt es jetzt vom Rechnungshof einen Bericht
über Döbling – darüber haben wir ja auch schon gesprochen, und das steht auch
heute schon in der Zeitung –, dass die Stadt Wien in Wirklichkeit um zirka
4 Millionen EUR – ich sage es auch noch in Schilling dazu, denn da
hat man noch ein bisschen einen anderes Gefühl: 55 Millionen Schilling –
umgefallen ist, weil die Schätzung des Verkaufspreises und der tatsächliche
Wert um das Fünffache differieren. Interessanterweise ist auch dort in Döbling
die Firma IG Realitätsverwertung GmbH tätig gewesen. Das kommt mir ein bisschen
bekannt vor, wenn ich mir den Akt anschaue, wer da aller jetzt beteiligt ist an
diesem Geschäftsstück, das wir heute beschließen sollen. Die sind natürlich
nicht nur identisch, sondern sind hier ebenfalls verschmolzen.
Und wenn das Gleiche passiert wie
in Döbling, wo die Stadt Wien ungefähr ums Fünffache geschossen worden ist,
dann macht das – und ich komme genau auf die Summe, die der Kollege Neuhuber
ausgerechnet hat – zirka 2,5 Milliarden Schilling. Ich sage es in Schilling;
ich brauche es ja nur mit fünf zu multiplizieren.
Meine Damen und Herren! Wenn das
der Wahrheit entspricht – und ich glaube, dass der Rechnungshof das richtig
gemacht hat – und das Gleiche blüht uns jetzt bei diesem Aktenstück, dann kann
ich nur sagen, das ist wirklich leichtfertig aus der Hand gegeben. Der
Rechnungshof sagt sogar, es ist verbotene Beihilfe für den Investor. Und ich
würde sagen, Sie haben dem Investor eine verbotene Beihilfe gegeben. Das hat
der Rechnungshof in Döbling festgestellt, und ich bin sicher, wenn das
Kontrollamt das prüfen wird und wenn der Rechnungshof irgendwann einmal in
einigen Jahren prüfen wird, dann wird er das auch bei diesem Aktenstück
feststellen.
Und nun ganz kurz noch zum Prater.
Warum geht man in den Prater? In den Prater geht man entweder, weil man lachen
will oder weil man sich gruseln will. Das ist klar. Lachen will ich dort, ich
will mich unterhalten, will plaudern, lustig sein, gruseln will ich mich und
die Ganslhaut kriegen, wenn ich mit der Hochschaubahn fahre oder die Kinder in
der Geisterbahn und Sonstiges. Also ich gehe hin, weil ich entweder lachen oder
die Ganslhaut kriegen will. Und genauso zwischen Lachen, Kichern und Ganslhaut
sind in Wirklichkeit die Reaktionen auf das Mongon-Konzept. Zum Lachen ist es durchaus
geeignet, wenn man den Inhalt genau anschaut, die Ganslhaut kriegt man, wenn
man weiß, was er kassiert hat, nämlich 1,5 Millionen EUR.
Außerdem habe ich den Eindruck,
dass er in Wirklichkeit nur sein Lehrlingsstück abgegeben hat, denn nach neun Monaten
Tragezeit ist nicht sehr viel herausgekommen, was er da mit seinem Team gemacht
hat. Er will den Prater in ein modernes Disneyland verwandeln, er will die
Fassaden schön machen und innen High Tech. Das gibt es auf der ganzen Welt. Das
kennt man in Florida oder im Westen Amerikas oder in Frankreich. Das gibt es
überall.
Entgegengehalten wurde, dass es in
Kopenhagen funktioniert. Dort gibt es das auch. Na ja, das ist ein Unterschied.
In Kopenhagen hat man die alten Fassaden jahrelang liebevoll restauriert, die
sind noch echt, und drinnen hat man es modern gemacht. So, sage ich, schaut das
relativ schön aus. Alles, was nachgebaut ist, nachbastelt ist mit Pappkartons
und Gips – und was anderes ist es nicht –, das ist eigentlich eher lächerlich,
und ich kann mich mit dem überhaupt nicht anfreunden, was da in dem Konzept
drinnen steht.
Jetzt kann natürlich sein, dass
diese kleinen Schritte, die der Herr Mongon vorgibt, dass diese schrittweise
Verwirklichung durchaus akzeptabel ist. Das Erste, wo man sehr schnell war –
wir haben schon einmal darüber geredet, ich möchte es nur nicht in
Vergessenheit geraten lassen –, war die Vergabe von einem Casino. Das war ganz
schnell. Dann lesen wir noch, dass es die Wasserrutsche als zentrales Thema
geben wird. Das ist auch in Ordnung. Soll durchaus sein. Dann kommt schon die
Seilbahn, mit der wir uns sicher nicht anfreunden können. Denn die, die da hin-
und herfahren geben kein Geld aus, aber es ist halt einmal so, dass ein
Wirtschaftsunternehmen, wie auch der Prater eines ist, von den Konsumenten
lebt. Die sollen dort etwas ausgeben. Es geht ja auch kein Mensch in den
Prater, damit er dort mit der Seilbahn herumfährt wie früher bei der WIG; und
auch dort hat es nicht funktioniert. Die hat man ja auch abgebaut, obwohl es
dort unten ja nicht einmal etwas zu kaufen gibt. Das hat nicht funktioniert.
Meine Damen und Herren! Ich muss sagen, beim Geldausgeben sind die
Stadtväter und Stadtmütter – denn das war ja gemeinsam mit der Frau
Vizebürgermeisterin – sehr großzügig gewesen mit dem Herrn Mongon. Ich frage
mich, und das frage ich immer wieder auch im Planungsausschuss: Wir haben so
fähige Abteilungen hier im Haus, wir haben Magistratsdienststellen, wir haben
Baudirektoren, wir haben studierte Leute in der Beamtenschaft, wieso ist es
nicht möglich, dass hier in der Arbeitszeit der Magistrat in Arbeitsgruppen,
übergreifend, ein Konzept erstellen kann? Warum muss ich jemandem diese
1,5 Millionen EUR in den Rachen schieben? Außer es ist ein
Schmerzensgeld für den Herrn Mongon, denn es könnte durchaus sein, dass ihn die
Stadt Wien, die ja die Praterbetreiber und die Pratermieter eher als lästig und
widerspenstig sieht, als Dompteur geholt hat. Der bekommt das Schmerzensgeld
von 1,5 Millionen, damit er sie vielleicht überzeugt, dass sie irgendwann
einmal das Hangerl werfen. Das könnte ich mir vorstellen, dass er in
Wirklichkeit der Dompteur ist, um diese unwilligen Praterpächter zu Räson zu
bringen.
Meine Damen und Herren! In Wirklichkeit: Prater, Krieau und das Stadion
– zum Lachen gibt es nichts, aber die Ganslhaut kann man wirklich kriegen. –
Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als
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