Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 102 von 119
Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Rubik, die Verhandlung
einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Silvia Rubik: Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Vassilakou.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte
Frau Vorsitzende! Werte Damen und Herren!
Wir werden dieser Subvention unsere Zustimmung nicht geben und das
möchte ich Ihnen kurz von dieser Stelle aus erläutern.
An sich haben wir es bereits letztes Jahr und nicht nur letztes Jahr
diskutiert, als es um die Subvention an den Verein “ICE“ ging, sondern wir
haben das bereits schon anhand verschiedenster Subventionen diskutiert, dass es
für manche von Ihnen offensichtlich überhaupt kein Problem ist, wenn
GemeinderätInnen der regierenden Fraktion Vereine gründen, dann Subventionen
bekommen und mit diesen Subventionen Dienstleistungen für die Stadt Wien
erbringen beziehungsweise, wenn sie in den Vereinsvorständen bereits
existierender Vereine, die mit Steuergeldern, mit Wiener Steuergeldern
Dienstleistungen für die Stadt Wien erbringen. Wie gesagt, das scheint für Sie
eine Vorgangsweise zu sein, die Sie als vollkommen normal betrachten. Andere
sehen das nicht so. Die GRÜNEN sehen es auch nicht so. Wir sehen es als hoch
bedenklich an und das dürfte, wie gesagt, auch nicht neu sein und auch nicht
überraschend.
Ein bisschen schwieriger mit der Abwägung wird es dann, wenn diese
Dienstleistungen zumindest einigermaßen zufriedenstellend oder akzeptabel sind,
weil es dann für die Opposition mitunter manchmal schon eine schwierige
Abwägung ist. Einerseits will man der Vorgangsweise die Zustimmung nicht geben,
andererseits, wenn die Dienstleistung zumindest akzeptabel ist, dann ist man ja
doch noch irgendwie gewillt, zuzustimmen, was wir ja auch heuer getan hätten
und auch bereits getan haben, nämlich einmal im zuständigen Ausschuss und
einmal in der Landesregierung.
Was sich seit der Landesregierung bis zur heutigen Sitzung geändert hat,
ist inzwischen ganz einfach das Wissen, dass es beabsichtigt ist, den Verein
“Echo“ dem Verein “ICE“ unterzugliedern. Das ist eine Vorgangsweise, die wir
nicht akzeptieren möchten, die wir auch nicht akzeptieren werden und die wir
nicht nur hier, sondern auch in der Öffentlichkeit in nächster Zeit diskutieren
werden und die uns auch dazu führt, dieser Subvention jetzt unsere Zustimmung
zu verweigern.
Ich muss Ihnen sagen, die Vorgangsweise lässt wirklich ganz schön
staunen. Angeblich hat es Gespräche mit “Echo“ gegeben. Angeblich hätte “Echo“
seine Zustimmung geben. Für diejenigen von Ihnen, die vielleicht nicht wissen,
was “Echo“ ist, komme ich dann auch noch kurz darauf zu sprechen. Meine
Informationen aus dem Verein lauten ganz anders und auch das Ergebnisprotokoll
der letzten Besprechung zwischen “Echo“ und dem Landesjugendreferat lässt auch
anderes erkennen, denn hier steht ziemlich klar schwarz auf weiß, dass dem so
nicht ist.
Was steht hier drinnen? Hier drinnen steht ganz, ganz einfach, klipp und
klar: “Echo“ hat sich dem Verein “ICE“ unterzugliedern, sonst bekommt “Echo“
weder für 2005 eine Subvention noch die letzte Tranche der Subvention für 2004
und zwar in den nächsten Tagen! Das heißt, Sie stellen einem autonomen Verein,
auf den sie offenkundig nicht Einfluss haben, was Sie auch offenkundig sehr,
sehr schwer in den letzten Jahren verkraften konnten, ein Ultimatum. Sie
stellen den Verein vor das Aus und sagen: Friss oder stirb. Oder mit anderen
Worten ganz, ganz einfach ausgedrückt: “ICE“ schluckt “Echo“.
Na, ganz sicher nicht, meine Damen und Herren! Ganz sicher nicht und das
wissen Sie! Sie wissen auch ziemlich genau, dass “Echo“ das nicht akzeptieren
wird. Somit stelle ich an Sie, Frau Stadträtin, die Frage: Was haben Sie jetzt
vor? Wollen Sie allen Ernstes “Echo“ zusperren? (VBgmin Grete Laska: Einen
autonomen Verein?) Wollen Sie ein Pionierprojekt, ein Vorzeigeprojekt der
Stadt Wien, wo sämtliche Delegationen aus dem Ausland zu Besuch kommen, die
diesen Bereich irgendwie kennen lernen wollen und von uns allen dorthin geführt
werden, um ihnen zu zeigen, was für tolle Arbeit dort geleistet wird, allen
Ernstes vor das Aus stellen, weil sie nicht bereit sind, sich dem “ICE“
unterzugliedern, weil sie nicht bereit sind, ihre Autonomie aufzugeben und weil
sie nicht bereit sind, sich von der SPÖ an das Gängelband nehmen zu lassen. Das
kann ich allen Ernstes nicht glauben!
Ich glaube im Übrigen, dass es nicht nur eine eklatante Fehlentscheidung
ist, sondern dass Sie es niemandem werden erklären können. Sie werden sehr
viele Diskussionen haben. Ich bin sicher, Sie werden diese Diskussionen in der
eigenen Fraktion und in den eigenen Reihen haben. Sie werden Sie in der
Zivilgesellschaft haben. Sie werden Sie in der gesamten Jugendbetreuung haben.
Sie werden Sie in diesem ganzen Bereich von Vereinen haben, die in der
Integrationspolitik tätig und aktiv sind. Sie werden es nicht erklären können,
es sei denn, es ist Ihnen schon komplett egal und Sie haben sich schon längst
von diesem Bereich verabschiedet und wollen niemandem mehr irgendetwas
erklären, weil Sie mit Ihren Gedanken längst woanders sind.
Wie auch immer ... (VBgmin
Grete Laska: Glauben Sie im Ernst das, was Sie sagen?) Ich glaube im Ernst
das alles, was ich sage, denn ich habe es hier, wie gesagt, schriftlich und ich
glaube nicht an das, was ich hier höre, sondern ich glaube an das, was ich
lese. (VBgmin Grete Laska: Waren Sie dabei?) Ich glaube auch an das, was
Herr Holosch gesagt hat. Er war bei der Pressekonferenz, die es gegeben hat,
anwesend und dort hat er einerseits die Vorgangsweise, die bis jetzt zumindest
auch hier drinnen steht, schriftlich bestätigt und hat gesagt, das war eine
Beamtenentscheidung und hat gemeint, letztendlich ist es noch keine politische
Entscheidung. Na, wenn das der Fall ist, dann haben Sie hier alle
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