Gemeinderat,
48. Sitzung vom 08.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 45
(Beginn um 11.01 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich darf Sie zur 48. Sitzung des Wiener
Gemeinderates am heutigen Tag recht herzlich begrüßen.
Ich darf die Sitzung für eröffnet erklären.
Ich darf, bevor ich die Absenzen bekannt gebe, den
Freiheitlichen Klub ersuchen, der Familie des verstorbenen GR a D Michael
Kreißl unsere Anteilnahme auszudrücken. Die Gattin ist ja auch Gemeindebedienstete
und Kollege Kreißl war 6°Jahre Mitglied des Hauses. Ich ersuche, unsere
Anteilnahme der Familie entsprechend zu übermitteln.
Ich darf weiters bekannt geben, dass für heute
entschuldigt sind: Herr GR Dr Salcher und Herr GR Dr Ulm, beide befinden sich
auf Auslandsaufenthalten, Herr GR Dr Serles und Herr GR Stark sind für heute
entschuldigt, weil sie beruflich unabkömmlich sind, und weiters ist
entschuldigt Herr GR Reindl, der sich im Anflug auf Österreich befindet und die
Frau Präsidentin Stubenvoll, die einen Kuraufenthalt absolviert.
Gemäß § 8 der Geschäftsordnung des Gemeinderates
wurde ein Verlangen des Grünen Klubs im Rathaus auf Einberufung einer Sitzung
des Gemeinderates zum Thema "Schwarz-rot-blauer Belastungspakt – Wiener
Stadtregierung packelt mit Schwarz-Blau" eingebracht.
Der Herr Bürgermeister hat in Entsprechung des
§ 21 Abs 4 der Wiener Stadtverfassung in Zusammenhalt mit
§ 8 der Geschäftsordnung des Gemeinderates zu dieser Sitzung eingeladen.
Bevor wir beginnen, gebe ich gemäß § 15 Abs 2
der Geschäftsordnung bekannt, dass an schriftlichen Anfragen eine von der ÖVP
und zwei von den Freiheitlichen eingelangt sind.
In der Präsidialkonferenz wurde vereinbart, dass bei
der nun folgenden Debatte über das Verlangen die Erstredner jeder Fraktion eine
Gesamtredezeit von je 30 Minuten zur Verfügung haben, allen nachfolgenden
Rednern steht eine Gesamtredezeit je Person von je 20 Minuten zu.
Ich eröffne somit die Debatte und als Erste zum Wort
gemeldet ist Frau GRin Mag Vassilakou. Bitte!
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Bürgermeister! Herr
Finanzstadtrat! Verehrte Damen und Herren!
(Während
dieser Einleitungsworte heben Gemeinderäte der GRÜNEN Plakate in die Höhe mit
folgenden Aufschriften: “Kurs gegen Kranke und Schwache – SPÖ – Gusenbauer
30.10.04“, “Neue Freundschaft - Rieder Grasser“ und “Rezeptgebühr trifft sozial
Schwache – SPÖ Wien, 3.10.2001“) Wenn ich mir so die mediale
Debatte der letzten Tage im Zusammenhang mit dem Finanzausgleich anschaue,
gewinne ich manchmal das Gefühl, dass Sie vielleicht in den letzten Jahren
nicht hier waren. Entweder war ich nicht hier, oder ich habe die Debatten, die
es hier gegeben hat, falsch verstanden, oder Sie waren nicht hier, oder
irgendetwas muss da in der Kommunikation total falsch gelaufen sein. Denn in
der Tat, ich habe nur mehr Fragen, auf die ich überhaupt keine Antworten finde.
Waren es doch nicht Sie, die 2001 angetreten sind, um
hier in Wien als Sozialdemokratie und Alleinregierung ein alternatives Modell
zur schwarz-blauen Bundesregierung zu schaffen, und waren es nicht Sie, die
aufgetreten sind, laut und mit großen Worten, um den Belastungskurs der
schwarz-blauen Bundesregierung anzuprangern und mittels Dauerkampagne - muss
ich fast sagen - festzustellen, dass Sie doch diejenigen sind, die für die
Pensionisten, für die Ärmeren in der Stadt, für die Kranken in der Stadt ja
geradezu als Schutzschild da stehen, um sie davor zu schützen, dass sie der
blau-schwarze Belastungskurs weiterhin treffe?
Und waren es nicht Sie, die hier in diesem Haus,
gemeinsam mit uns, in einer Vielzahl von Debatten in den letzten Jahren
diskutiert haben über diese Belastungen und was sie eigentlich für die
Bevölkerung bedeuten und auch bis ins kleinste Detail über den letzten
Finanzausgleich diskutiert haben und was dieser Finanzausgleich für die Stadt
Wien mit sich gebracht hat?
Ich möchte hier nur ein Beispiel herausgreifen: Die
Debatten um die Lehrerinnen und Lehrer, die in Wiens Pflichtschulen fehlen, und
zwar als Folge des letzten Finanzausgleichs. Ja, haben wir nicht darüber
geredet und haben wir nicht mehrfach diskutiert, dass dieser Fehler im nächsten
Finanzausgleich zu reparieren ist, dass Wien stark und klug verhandeln muss und
dass Wien hier eine Lösung herbeiführen muss? War es hier oder habe ich davon
geträumt, so frage ich mich jetzt.
Und hat es nicht geheißen, dass der Herr
Bürgermeister sich dafür einsetzen wird, dass Wien im nächsten Finanzausgleich
ein gutes Ergebnis erzielt? Ja, es hat sogar - sofern ich mich richtig erinnern
kann - Interviews von Ihnen, Herr Bürgermeister, gegeben, vor allem zu Beginn
des Herbstes, wo gemeint wurde, wenn für die Stadt kein akzeptables Ergebnis
erzielt werden kann, könnte es sogar zu Neuwahlen kommen.
Zumindest angedeutet ist es worden, mindestens zwei-
bis dreimal, die Interviews habe ich in Erinnerung. Nun, und was ist jetzt?
Also offenbar müssen Sie es als befriedigendes Ergebnis empfinden, was hier vorliegt,
sonst hätten wir ja längst irgendwie alles auflösen müssen, Neuwahlen ausrufen
oder sonst irgendetwas.
Nichts dergleichen! Jetzt liegt etwas vor, was
keinesfalls als Fortschritt für die Stadt Wien bezeichnet werden kann, und was
noch dazu eine Reihe von Belastungen für die Bevölkerung mit sich bringt, ja
gerade für diese Bevölkerungsgruppen, von denen Sie gemeint haben, dass Sie sie
schützen möchten.
Und wer hat das mitverhandelt, wer war als
Chefverhandler für die Gemeinden dabei? Unser eigener Finanzstadtrat. Und wer
hat es unterzeichnet und wer ist, bitte, mit Herrn Finanzminister Grasser, auch
anders bekannt übrigens als Schulden-Karli, sozusagen Hand in Hand aufgetreten
und hat gesagt, das ist ein tolles Ergebnis, ein akzeptables Ergebnis? War das
nicht jemand aus Wien? Also, irgendwie kommen diese Dinge nicht mehr zusammen.
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