Gemeinderat,
48. Sitzung vom 08.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 45
freuen, (Bgm Dr
Michael Häupl: Der steirische Erfolg!) ich würde mich freuen, wenn es
einmal klappen würde und stehe nicht an, dann zu applaudieren. (Beifall bei
der ÖVP. – Bgm Dr Michael Häupl: Wie die steirischen Abfangjäger!) Für die
österreichischen, nicht nur für die steirischen.
Aber ein anderer Punkt: Die Spitalskostenbeiträge,
über die heute schon diskutiert wurde oder die Rezeptgebühr, waren ja Dinge, die
von SPÖ-Gesundheitsministern eingeführt wurden und die natürlich auch einer
entsprechenden Weiterentwicklung in der Dotierung bedürfen, und wenn man einmal
A gesagt hat, dann muss man konsequenterweise auch irgendwann B sagen. Apropos
Rezeptgebühren, (GRin Dr Sigrid Pilz: Die Kranken werden bestraft!)
Sigrid, Rezeptgebühren. Das, was jetzt erstmalig passiert, ist dass wir eine
Splittung vorsehen zwischen den “normalen“ Rezepten und den Generika, (GR
Dipl Ing Martin Margulies: Deshalb habt Ihr 15 Millionen pro Monat
vorgesehen!) und ich erhoffe mir hier Lenkungseffekte, die sogar unter
Umständen für den Einzelnen kostenneutral sein können. Abgesehen davon, Herr
Margulies, das wissen Sie genauso gut wie ich - so hoffe ich jedenfalls -, dass
chronisch Kranke, Mindestrentner und Dergleichen von der Rezeptgebühr schon
heute befreit sind und das auch in Zukunft sein werden.
Das, wo wir uns auf die eigene Brust klopfen müssen,
ist dass wir es in der Vergangenheit verabsäumt haben, die Sinnhaftigkeit von
Generika zu bewerben. Ich selbst habe in den letzten Tagen und Wochen
feststellen müssen, dass viele, gerade ältere Leute, glauben, Generika seien
Medikamente zweiter Kategorie. Möglicherweise vermischen sie Generika mit
Geriatrie, ich weiß es nicht, aber hier tut Aufklärung Not, es muss
klargestellt werden, dass es sich um gleichwertige Medikamente handelt, die
einfach nur deshalb billiger sind, weil die Patentrechte abgelaufen sind.
Aber vielleicht kann der Kollege Oxonitsch, der in
einer geradezu hymnischen Aussendung das Verhandlungsergebnis gewürdigt und
kommentiert hat, das Verhalten und die Entscheidungskonzepte der Wiener SPÖ,
insbesondere ihres Vorsitzenden aufklären oder zumindest interpretieren, wie
das nun alles zusammen geht. Weil, dass man gleichzeitig das
Verhandlungsergebnis begrüßt und im selben Atemzug aber Neuverhandlungen
mitbeschließt, also, das ist eine jesuitische Doppelmühle vom Feinsten, die
noch zu klären ist. (Bgm Dr Michael Häupl: Da kennen Sie sich ja aus!)
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob du dich da nicht besser auskennst.
Im Übrigen, Herr Bürgermeister, danke ich dir für
deine in der Form gar nicht erwartete Klarstellung, dass du im Hauptberuf
Bürgermeister von Wien und nicht stellvertretender Bundesparteivorsitzender
bist. Ich bin überzeugt, es wird in der näheren und ferneren Zukunft noch viele
Gelegenheiten geben, dich an diese Feststellung, die ja nicht unzutreffend ist,
zu erinnern. Als Staatsbürger hätte ich mir nur gewünscht, dass du bei dieser
ominösen Sitzung sitzen geblieben wärst und nicht weggegangen, weil da wäre es
notwendig gewesen, die Interessen Wiens und Österreichs wirklich zu vertreten,
für sie zu kämpfen oder sich zumindest zu engagieren. (Bgm Dr Michael Häupl:
Ihr habt das letzte Mal die SPÖ auch nicht gebraucht, also beschließen sie das
auch ohne die SPÖ!) Also, in der Phase war es dringlich geboten, dass der
Wiener Bürgermeister ausnahmsweise, (Bgm
Dr Michael Häupl: Das ist das Neueste, dass die Opposition verantwortlich ist,
das ist ja absurd!) ausnahmsweise im Präsidium der SPÖ sitzen geblieben
wäre, aber er hat es nicht getan. (Beifall bei der ÖVP.)
Nochmals, meine Damen und Herren, niemand in diesem
Hause, davon gehe ich einmal aus, ist glücklich mit irgendwelchen Erhöhungen
und macht das pour l’art. Aber diesen Erhöhungen stehen Gegenleistungen
gegenüber, hier sind Effekte zu erwarten und wir werden auch als Wiener ÖVP
kritisch prüfen, ob diese Effekte zustande kommen. Jedenfalls ist diese
Vereinbarung besser als unbegründete Erhöhungen, wie wir sie im diesem Jahr in
Wien auch schon erlebt haben, dass die Gas- und Strompreise in einem Ausmaß
erhöht werden von 50 EUR pro Jahr pro Haushalt oder dass die
Kindergartenerhöhung in diesem Jahr um 130 EUR pro Kind pro Jahr
stattgefunden hat und dem eigentlich keine signifikanten Mehrleistungen
gegenüberstehen. Dem gegenüber beträgt die Krankenkassaerhöhung von
0,1 Prozent, die Ihr Vorsitzender als eine Lawine betrachtet - also ich
kann mir nicht vorstellen, dass ein Tiroler nicht weiß, was eine Lawine ist - (Beifall bei der ÖVP.),
aber dass er 0,1 Prozent als Lawine bezeichnet, zeigt, dass er schon
lange weg von der Natur ist. Also, diese 0,1 Prozent heißt im Klartext
1 EUR pro Monat pro Beitragszahler, und wir wissen, dass den Österreichern
ihre Gesundheit etwas wert ist.
Wie gesagt, man kann über alles reden zum Stichwort
Finanzausgleich, Spitalsfinanzierung. Man konnte es, wenn man wollte, in den
vergangenen Monaten, aber irgendwann - und dieses irgendwann ist jetzt, meine
Damen und Herren - muss es Ergebnisse geben, müssen Entscheidungen stattfinden,
weil das Jahr endet auch für Sie am 31. Dezember und dann laufen bestimmte
Vereinbarungen aus und daher ist es notwendig, jetzt die entsprechenden
Beschlüsse zu fassen und Politik, das sollte auch ihnen nicht entgangen sein,
ist die Kunst des Möglichen und da ist es notwendig, Kompromisse zu schließen
und solche Kompromisse bedeuten, dass keiner mit allem glücklich ist, was sich
hier findet, aber ich sage Ihnen, die Wiener Volkspartei garantiert
offensichtlich als einzige auf Bundes- und Landesebene die Sicherstellung
kommunaler Standards und insbesondere die Sicherstellung der medizinischen
Versorgung und, was noch viel wichtiger ist, den Zugang für alle zur
medizinischen Versorgung und das ist etwas, was ich mir von den anderen
Parteien in diesem Haus erwarte, und zwar mit Nachdruck. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Strache.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr
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