Gemeinderat,
48. Sitzung vom 08.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 45
jetzt mit, was weiß ich, einer Umlage oder so etwas oder Ähnlichem –, sondern er leugnet klar die Notwendigkeit der zusätzlichen Finanzierung der österreichischen Spitäler. Er sagt, das ist nicht notwendig, das kann man alles durch Einsparungen zustande bringen. Ich hoffe, dass er sich sowohl von seinen freiheitlichen Parteifreunden in Kärnten eines Besseren belehren lässt, die dort den Karl Pfeifenberger sehr gelobt haben wegen seiner Kritik an Ambrozy, gegen den er sich gewehrt hat, er soll doch zustimmen, und ich hoffe auch, dass sich die Wiener Freiheitlichen durchsetzen werden gegenüber dem Klubobmann auf der Bundesebene, denn ich kann mich sehr gut erinnern, dass es eine Reihe von Forderungen der freiheitlichen Mandatare hier im Rathaus gibt, mehr Mittel für die Finanzierung der Spitäler in Wien aufzubringen. Ich könnte jetzt die Frau Karin Landauer mit einer Reihe von Bemerkungen zitieren, wo sie gesagt hat, man kann bei den Spitälern nichts einsparen, wir brauchen mehr Geld. Auch die gesamte Diskussion um die Pflegemilliarde ist ja nicht davon getragen, dass das Geld anderswo eingespart werden soll, sondern ist eigentlich davon getragen, dass wir dafür zusätzliche Geldmittel brauchen.
Jetzt sind wir in einer doppelten Problematik: Auf
der einen Seite eine Krise innerhalb der Regierung und auf der anderen Seite
noch dazu einen totalen Konflikt in der Grundsatzfrage – die von den
Bundesländern, vom Städtebund und vom Gemeindebund einhellig, über alle
Parteigrenzen hinweg, getragen worden ist –, dass es in der Frage der
Spitalssituation eine drastische Kostenentwicklung gibt, zu der ich noch kommen
werde, zu der ich noch eine Bemerkung machen möchte.
Zweiter Punkt: Ich habe es von Vornherein für absurd gehalten
und habe das auch dem Bundeskanzler gesagt, dass es unsinnig ist zu glauben,
man könne bei zwei Oppositionsparteien im Parlament quasi nur eine ins Boot
zwingen und die andere hat das Monopol zur Kritik. Da war das Argument: Ja,
aber die Grünen sind ja sozusagen
nicht im Verhandlungsteam gewesen. Nicht unmittelbar, meine sehr geehrten Damen
und Herren, aber Sie profitieren genauso vom Ergebnis, weil Sie
Koalitionspartner mit der ÖVP in Oberösterreich sind. Es muss sich dort der
Rudi Anschober die Kritik der Sozialdemokraten gefallen lassen, dass er das
gesamte Ergebnis – im Gegensatz zu Ihnen – weder durch eine Sondersitzung der
Landesregierung noch durch einen Antrag auf eine Sondersitzung des Landtages
oder sonst wie dramatisiert hat. Er hat im Gegenteil – dort ist es ja nämlich
bereits in die Budgetdarstellung eingeflossen – gemeinsam mit dem Lhptm Sepp
Pühringer das oberösterreichische
Budget dargestellt und dort klar gesagt: „Ich trage das mit.“
Jetzt kann ich nicht
annehmen, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass es im Verständnis
regionale Unterschiede gibt, also dass man quasi ... (GR Mag Christoph
Chorherr: Aber er hat keine Pressekonferenz mit Grasser gemeinsam gemacht! Das
ist schon ein Unterschied!) Lieber Herr Chorherr, es gibt keine
geographischen Unterschiede, sondern ich glaube, dass man das nach der Formel,
die Sie verwendet haben, Frau Vassilakou, betrachten muss: Was lernen wir
daraus? – Das Verhalten der Grünen
ist ein anderes, je nachdem, ob sie sich in der Regierung befinden oder in der
Opposition. Das ist es, was wir daraus lernen. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich denke mir, meine sehr
geehrten Damen und Herren, dass es noch einige weitere Beispiele gibt. (GR Mag Christoph Chorherr: Im Unterschied
zu der startklaren SPÖ!) Lieber Chorherr, heben Sie sich das für später
auf! Ich komme noch mit einem anderen Beispiel der grünen Aktivitäten, je nach
Rollenverständnis. (GR Mag Christoph
Chorherr: Wofür die SPÖ startklar ist, ist nicht völlig eindeutig!) Das
Zweite, was ich sage, ist: Wenn es in der letzten Zeit und gerade von Seiten
der ÖVP in Richtung der Sozialdemokratie Zurufe gegeben hat wie, ihr seid nicht
regierungsfähig, ihr seid nicht staatstragend, da kann ich nur sagen, die Damen
und Herren der ÖVP, die das gesagt haben, müssen sich selbst an der Nase
nehmen. (StR Dr Johannes Hahn: Und der
Gusenbauer ist startklar?) Denn wir, meine sehr geehrten Damen und Herren,
die wir mit der Regierung verhandelt haben, waren nicht der Regierungspartner,
sondern wir waren der Verhandlungsgegner der Regierung. Und wenn es jetzt
innerhalb der Regierung nicht gelingt, in dieser zentralen Frage eine
einheitliche Meinung, eine geschlossene Haltung durchzusetzen, dann ist das in
der Tat eine Cheffrage für den Bundeskanzler, denn das ist eine Situation, wie
wir sie eigentlich alle nicht wollten, nämlich dass all die Dinge, um die wir
gerungen haben, einfach deswegen den Bach hinuntergehen, weil sich, aus welchen
Motiven immer, die Freiheitlichen jetzt in der Regierung einfach querlegen. (GR Mag Hilmar Kabas: Der Gusenbauer hat
dasselbe gemacht!) Ihr seid der Regierungspartner der ÖVP, nicht wir, meine
sehr geehrten Damen und Herren. Wir sind die Opposition im Parlament. (Beifall bei der SPÖ. – GR Mag Hilmar Kabas:
Der Gusenbauer legt sich quer! – Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.)
Ich bedanke mich übrigens
für die freundliche Beurteilung im Beschluss- und Resolutionsantrag der ÖVP.
Ich habe nur eine Frage an den Klubobmann Tschirf: Warum haben Sie dann ein
paar Tage davor meinen Rücktritt gefordert? In Anbetracht dieser positiven
Beurteilung sehe ich da einen gewissen merkwürdigen Widerspruch. Aber
vielleicht war das ein voreiliges reflektiertes Verhalten. (StR Dr Johannes Hahn: Das hat weh getan!) Nein, weh getan hat es
eigentlich nicht, ich habe mich nur gewundert. (GR Heinz Hufnagl: Bei der Opposition darf man sich über nichts
wundern!) Aber das kommt ja in der Politik vor – das weiß man, wenn man
lange genug dabei ist –, dass nicht jeder Antrag auf die Goldwaage zu legen
ist.
Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Nun zu einem ernsten Punkt. Ich persönlich bin
in dieser Frage des Kompromisses – glauben Sie mir das – bis an die Grenzen
dessen gegangen, von dem ich sage, das ist für mich verantwortbar. Ich glaube
nicht, dass ich diese Grenze überschritten habe, und ich nehme für alle
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