Gemeinderat,
48. Sitzung vom 08.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 45
Verhandler in Anspruch, dass sie es sich selbst nicht leicht gemacht haben und dass sie es einander nicht leicht gemacht haben. Das gilt jetzt sozusagen über die Parteigrenzen hinaus. Ich nehme für mich und für den Kollegen Heinz Schaden in Anspruch, dass wir uns das sehr genau überlegt haben, und das gilt auch für den Karl Pfeifenberger. Auch Karl Pfeifenberger war in der Situation, dass er bei einigen Punkten nicht der grundsätzlichen Meinung der FPÖ-Regierungsmannschaft war, sondern eine andere Position eingenommen hat, aber das dann letztlich – sozusagen nach Rücksprache mit seinem Heimatlandeshauptmann – akzeptiert hat.
Es gibt wahrscheinlich für
jeden von uns, die wir für die Länder, Städte und Gemeinden verhandelt haben,
ein selbstverständliches Verständnis dafür, dass man versucht, andere Lösungen
zu finden, die möglicherweise diese oder jene Härte vermeiden. Dafür bin ich
sofort zu haben. Ich glaube nur, dass es ein bisschen ein absurder Vorschlag
ist, das mit der Arbeiterkammerumlage zu verbinden. Da könnten die
Freiheitlichen gleich vorschlagen, sie verbinden das mit der Parteienförderung,
möglicherweise ihrer eigenen. Das ist ja alles eine populistische
Argumentation. (GR Mag Hilmar Kabas: Um
das geht es Ihnen auch!)
Sich ernstlich zu bemühen,
alles genau zu überlegen, das halte ich schon für sinnvoll, aber im Gegensatz
zu ihrem Klubobmann und Ihrer Linie jetzt auf der Bundesebene bin ich der
Meinung, es kann nicht sein, dass man die Mittel für die Spitäler einfach
streicht und sagt, wir haben uns auf nichts einigen können, daher gibt es kein
Geld für die Spitäler. Wenn das Ihre Position ist, dann stellen Sie sich
hierher und sagen Sie das. Aber das, was Sie hier von sich gegeben haben, war
ein bisserl etwas anderes und zeigt, dass es offenbar eine Meinungsvielfalt
auch in der Freiheitlichen Partei doch noch gerade gibt.
Eines möchte ich auch sagen: Unser Ja, also das Ja von Heinz Schaden und
mein Ja zu dem Kompromiss, der so etwas ist wie ein Vergleich zwischen
Verhandlungsgegnern, bedeutet nicht, dass wir die Regierungslinie der
Freiheitlichen und der ÖVP, was Gesetzesinhalte betrifft, automatisch
legitimieren oder unterstützen. Man muss ja darauf hinweisen – das verstehe ich
schon –, dass es in den Jahren seit 2000 eine beachtliche Verschiebung in der
Struktur der Finanzierung des Gesundheitswesens durch diese Bundesregierung
gegeben hat. Es hat auf der einen Seite die Anhebung der Rezeptgebühr gegeben,
es hat dann den Spitalskostenbeitrag gegeben, der 2001 erhöht worden ist, und
es hat zwischendurch auch die Ambulanzgebühr gegeben, die immerhin 10 bis
18 EUR ausgemacht hat.
Mir ist schon klar, die
Linie ist sozusagen von der ÖVP vorgegeben – das entnimmt man auch dem
Regierungsprogramm –, aber im Augenblick fragt sich zum Beispiel Redakteur Gnam
am Samstag in der "Kronen Zeitung", wie lange es dauern wird, bis die
Freiheitlichen in dieser Frage wieder umfallen. Und diese Frage stellt sich
jetzt auch, Herr Strache. Werden die Freiheitlichen in der Bundesregierung
umfallen oder wird es sozusagen einen perpetuierten Konflikt geben oder wird
man endlich dazu kommen – was wir uns eigentlich alle wünschen –, dass auf der
Bundesebene mit der SPÖ verhandelt wird und möglicherweise zwischen den
Regierungsparteien verhandelt wird?
So wie es jetzt ausschaut,
kann ich sagen: Der Antrag, den die ÖVP eingebracht hat, lieb und wert – ich
bedanke mich für die positive Beurteilung –, aber was soll der Antrag? Wenn es
nicht einmal eine Regierungsmehrheit im Parlament gibt, können wir uns das
alles abschminken. (GR Mag Hilmar Kabas:
Das war ja nicht dem Gusenbauer sein Motiv!) Wir liegen eigentlich weiter
zurück als zu dem Zeitpunkt, da das alles vor uns gelegen ist. Wenn das
wirklich jetzt eine Unterstellung ist, dass die Genialität der Sozialdemokratie
dazu gereicht hat, den Molterer dazu zu veranlassen, eine derartige Klausel zu
erzwingen, dann gratuliere ich uns allen politisch dazu, aber ich kann mir das
ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass ein gewiefter Klubobmann wie der
ÖVP-Klubobmann auf so etwas hereinfallen würde, sondern das war einfach eine
eigene, würde ich sagen, Fehlinterpretation.
Ich möchte noch etwas
deutlich machen. Ich glaube, dass es einen Unterschied macht, ob man als
Verhandlungsgegner der Regierung in einem Paket einzelne Maßnahmen in Kauf
nimmt, auch wenn sie einem persönlich zutiefst zuwider sind, um das
Gesamtergebnis zu retten, oder ob man das in der Regierung oder im Parlament
als Oppositionspartei mitbeschließt. Daher glaube ich, ist das in der
gegenwärtigen Situation auch die prinzipielle Frage, die sich nicht nur uns,
sondern eben auch dem LhptmSt Pfeifenberger gestellt hat. Aber diese Frage hat
sich auch bei den Grünen
gestellt.
Als im Jahr 2001 der
Spitalskostenbeitrag um gar nicht so wenig erhöht worden ist, um etwas mehr als
2 EUR, hat es im Parlament – Ulli Sima wird das noch wissen – eine
Gegenstimme von den Grünen und
eine Gegenstimme von der SPÖ gegeben. Also dort im Parlament hat man dagegen
gestimmt mit der Begründung, dass es andere Alternativen dazu geben müsste. Im
Wiener Landtag ist am 23. Jänner 2001 das Ausführungsgesetz mit den
Stimmen aller Parteien beschlossen worden. Das heißt, man hat damals einen sehr
deutlichen Unterschied zwischen dem Verhaltensmuster auf der Bundesebene und
dem Verhaltensmuster im Landtag gemacht. Man hat gesagt, die politische
Auseinandersetzung wird auf der Bundesebene geführt und die Frage der
Auswirkungen vollzieht sich dann auf der Landesebene. Das war eine Situation,
wie sie sich ähnlich hier beim Finanzausgleich ergibt. Wenn auf der Bundesebene
die Maßnahmen beschlossen werden, werden wir wieder in genau derselben
Situation sein, in der wir uns damals befunden haben.
Daher
muss man sagen, diese Differenzierung ist plausibel. Sie ist nicht zum ersten
Mal jetzt herbeigeredet, sondern sie ist Realität. Und man muss auch dazusagen,
dass die Verhandler, und zwar alle Verhandler, auch von dieser Differenzierung
ausgegangen sind. – Also so viel nur zur Frage des Widerstandes gegen den
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