Gemeinderat,
48. Sitzung vom 08.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 45
wird, wäre es für Österreich sicher schwierig geworden, gerade
angesichts verschiedenster Rahmenbedingungen, die wir in diesem Raum schon so
oft diskutiert haben, tatsächlich dieses Ziel und die magische
3°Prozent-Defizitgrenze zu unterschreiten, wenn nicht – das muss man immer wieder
deutlich sagen – Länder und Gemeinden hier gemeinsame Bemühungen unternommen
hätten. Die Länder und natürlich auch die Wiener SPÖ stehen dazu. Wir stehen zu
dieser staatspolitischen Verpflichtung und Verantwortung, und Wien steht damit
auch zu diesem vereinbarten Stabilitätspakt.
Das hat der Bürgermeister ganz klar und eindeutig
erklärt, meine Damen und Herren. Der Finanzausgleich ist einfach kein
Parteienspiel, er ist der Versuch, die gemeinschaftlichen Bundesabgaben
zwischen den Gebietskörperschaften aufzuteilen. Man hat sich diesen Kompromiss
in vielen Bereichen anders vorgestellt. Es liegen ja jetzt auch – es soll daran
erinnert werden – alternative Vorschläge auf dem Tisch. Ich bin gespannt, was
diese Bundesregierung mit diesen Vorschlägen macht. Das ist jetzt die
Kernfrage. Es liegen für ein Fünftel des Gesundheitspakets alternative
Finanzierungsvorschläge auf dem Tisch, sei es, im Bereich der Tabaksteuer etwas
zu verändern, sei es der Bereich der Besteuerung der Alkopops. Es liegen
alternative Vorschläge auf dem Tisch, durchaus auch solche der Grünen, es liegen auch Vorschläge der
Freiheitlichen auf dem Tisch. Man wird sehen, wie damit umgegangen wird.
Nur eines muss klar sein: Wenn man hier ein Ergebnis
will, das von mehr getragen wird als von Schwarz-Blau, dann muss man darüber
letztendlich auch in die entsprechenden parlamentarischen Verhandlungen eintreten.
Und da muss man noch einmal darauf hinweisen: Es ist nichts Außergewöhnliches,
dass der Finanzausgleich nur von der Regierung geschlossen wird. Das ist nichts
wirklich Außergewöhnliches. Man will allerdings hier mit der Sozialdemokratie –
und ich würde vorschlagen, durchaus auch mit den Grünen; why not? – eine gemeinsame Vereinbarung haben. Daher
ist diese Bundesregierung gefordert. Bis jetzt gibt es keine Initiativen. Man
hört, dass angeblich verhandelt wird. Worüber, weiß man eigentlich nicht
wirklich, denn über Positionierungen ist ja, wie gesagt, nichts zu hören. Man
wird sehen, wie die Verantwortung dieser Bundesregierung für die finanzielle
Ausstattung der Städte, Länder und Gemeinden wahrgenommen wird, meine Damen und
Herren.
Eines möchte ich vielleicht zum Abschluss schon auch
noch ganz kurz erwähnen. Wie kommt es denn eigentlich zu diesen
Finanzierungsproblemen, vor denen wir derzeit im Gesundheitsbereich stehen? Es
wird der Kollege Wagner hier wahrscheinlich noch das eine oder andere
zusätzlich erwähnen. Aber man muss schon auch vor Augen führen, dass im Jahr
1998 zum Beispiel die Gebietskrankenkassen einen Überschuss von 644 Millionen EUR
gehabt haben. Also 644 Millionen EUR Überschuss hat es im Jahr 1998
noch gegeben. Es ist in den Folgejahren – nicht zuletzt auf Grund der
explodierenden Medikamentenkosten – tatsächlich zu übermäßigen
Kostensteigerungen in diesem Bereich gekommen.
Aber was war die erste Maßnahme dieser
Bundesregierung, als man mit dieser Situation konfrontiert war? Was hat man
gemacht? Hat man sich den Kopf zerbrochen, wie man Medikamentenkosten eindämmen
kann? Hat man sich damals schon mit einem anderen Modell, auch zum Beispiel der
Verbilligung von Rezeptgebühren für Generika, auseinander gesetzt, um dadurch
sozusagen den Zugang zu billigeren Medikamenten attraktiver zu machen und die
Rezeptgebühr dabei als Steuerungsinstrument zu verwenden? - Und das wird ein bisschen
übersehen, wenn ihr da immer wieder die Rezeptgebühr kritisiert: Dass man
zumindest in diesem Bereich auch eine Verbilligung gemacht hat - bei allen
Problemen, die es natürlich gibt; darüber brauchen wir überhaupt nicht zu
reden. Man sollte es nur auch machen!
Hat man sich damals, im Jahre 1999, im
Jahre 2000, als hier die Kosten explodiert sind, darüber schon den Kopf
zerbrochen? – Nein, man hat es nicht getan, denn der Kopf war ja voll mit
Überlegungen darüber, wie man den Sozialversicherungsbereich im Endeffekt
schwarz-blau einfärben kann, wie man dort Posten besetzt, wie man dort Apparate
aufbläht - aber nicht über die Frage, wie man im Interesse der Kranken, im
Interesse der Versicherten die Finanzierungsprobleme der Sozialversicherungen
löst. Personalspielchen hat man gemacht - sonst nichts, meine Damen und Herren.
Und dazu kam natürlich auch noch eine
Belastungspolitik dieser Bundesregierung, die im Endeffekt die Wirtschaft
geschwächt hat und die Arbeitslosigkeit auf Rekordhöhen getrieben hat. Wir alle
sind gerade jetzt wieder mit der Rekordarbeitslosigkeit des Monats Oktober
konfrontiert worden, und wir wissen, was das natürlich im Endeffekt auch für
die Sozialversicherungen bedeutet: Das Ergebnis einer verfehlten
Wirtschaftspolitik, das Ergebnis einer verfehlten Arbeitsmarktpolitik waren
Einnahmenausfälle für die Sozialversicherungen und damit letztendlich auch die
entsprechenden Finanzierungsprobleme.
Das Ergebnis in Zahlen gegossen: Das Kassendefizit
hat im Vorjahr mit fast 400 Millionen EUR einen Rekordwert erreicht,
einen Rekordwert, der - so sagen zumindest die Prognosen -, wenn hier nichts
passiert, auf über 700 Millionen EUR, also umgerechnet rund
10 Milliarden ATS, steigen wird.
Da hat nichts geholfen, dass durch
diese Bundesregierung - man soll schon darauf hinweisen, und es ist ja auch
schon darauf hingewiesen worden - die Rezeptgebühr bereits um 36 Prozent
erhöht wurde - da ist das alles nicht eingerechnet, das hat überhaupt nichts
gebracht in diesem Zusammenhang -, dass der Spitalskostenbeitrag ebenfalls
erhöht wurde, dass auch die Krankenversicherungsbeiträge bereits einmal erhöht
wurden und dass es noch vieles andere mehr an Belastungen, nicht nur in diesem
Bereich, gegeben hat. Ich habe ja schon die Rekordsteuerbelastung erwähnt,
meine Damen und Herren, die unter dieser Bundesregierung über die
Österreicherinnen und Österreicher hereingebrochen
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