Gemeinderat,
48. Sitzung vom 08.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 45
Hundstorfer gemeldet.
GR Rudolf Hundstorfer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Ich habe schon viel Polemik gehört, aber, Herr DDr
Schock, nicht böse sein: Dass Sie sich hier als Akademiker herausstellen, der
Sie angeblich zwei Studien gemacht haben, und hier behaupten ... (Empörung
bei der FPÖ.) Ich finde es sehr untergriffig.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner
(unterbrechend): Herr Kollege Hundstorfer, ich bitte Sie, sich zu
mäßigen. "Angeblich" ist unangebracht.
GR Rudolf Hundstorfer (fortsetzend):
Und hier zum Beispiel sagen, dass das Entgeltfortzahlungsgesetz bei den WIENER
LINIEN nicht gilt, weil das haben Sie hier behauptet. Das sollte Ihnen, glaube
ich, klar sein, dass das Entgeltfortzahlungsgesetz dort genauso gilt wie für
alle anderen Arbeitnehmer in diesem Land. Und somit ist auch klargestellt, wie
mit Nebengebühren im Krankheitsfall umgegangen wird. Punkt 1.
Punkt 2. Die neue Dienst- und Betriebsvorschrift bei
den WIENER LINIEN – natürlich nicht die Glückseligkeit, gar keine Frage – ist auf
Druck dessen gemacht worden (Zwischenruf des GR Kurth-Bodo Blind.) –
horchen Sie einmal zu, Herr Blind (Erneuter Zwischenruf des GR Kurth-Bodo
Blind.), können Sie ein bisschen zuhören oder geht es nicht –, weil wir in
einem vereinten Europa sind, wo es eine Liberalisierung gibt, und ist deshalb
auch gemacht worden, weil im österreichischen Nationalrat bei den jetzigen
Mehrheitsverhältnissen klar ist, dass es hier einen starken
Liberalisierungsdruck gibt. Und weil wir die Daseinsvorsorge dem Liberalisierungsdruck
nicht ausliefern wollen, haben wir hier gemeinsam eine Dienst- und
Betriebsvorschrift mitgestaltet.
Sehr geehrter Herr DDr Schock! Es gibt bei den WIENER
LINIEN mit der neuen Dienst- und Betriebsvorschrift Probleme im Autobusbereich.
Und wenn Sie genau informiert wären, wahrscheinlich sind Sie nicht genau
informiert, würden Sie wissen, dass in der Garage Vorgarten gerade in dieser
Woche in Dienststellenversammlungen – vier an der Zahl – das aufgearbeitet
wird, dann würden Sie wissen, dass in der Garage, von der Sie Ihre
Informationen her haben, von der Garage Grinzing, das dort ebenfalls
aufgearbeitet wird, und dann würden Sie auch wissen, dass in der Garage Rax, wo
Sie auch einen gewissen Informationsstand herhaben, weil das sind in Wahrheit die
zwei, die Sie informieren, das dort auch aufgearbeitet wird.
Es gibt keinen Mitarbeiter, der hier 70 EUR
verliert, denn bei gleicher Leistung wird dieser Verlust nicht eintreten. Sagen
Sie die ganze Dienst- und Betriebsvorschriftsänderung und sagen Sie nicht einen
Teil, der eintreten kann, wenn ich gewisse Leistungen nicht erbringe. Und
behaupten Sie auch bitte nicht, dass hier das Entgeltfortzahlungsgesetz nicht
mehr gilt, weil Sie wissen genauso gut wie ich, dass das
Entgeltfortzahlungsgesetz durch die neue Dienst- und Betriebsvorschrift nicht
außer Kraft gesetzt ist, denn das ist eine Rechtsnorm, die vom Bodensee bis zum
Neusiedlersee ihre Gültigkeit hat. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau GRin Frauenberger gemeldet. Ich erteile ihr das
Wort.
GRin Sandra Frauenberger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren!
Tatsache ist auf jeden Fall, dass wir heute in dieser
Finanzausgleichsdebatte hier teilweise sehr skurrile Ausführungen gehört haben,
Interpretationen und Darstellungen erlebt haben, wo ich die Gelegenheit jetzt
nutzen möchte, noch einmal zurück zur Realität zu kommen.
Politik ist Sagen, was ist, und man soll auch sagen,
was ist, und Politik ist aus meiner Sicht nicht, die Bevölkerung mit Polemik zu
verwirren; in einer Art, wie es heute hier passiert ist, von theaterreif bis
langweilig das zu versuchen.
Die Ausgangssituation ist folgende: Der
Finanzausgleich liegt in der Verantwortung der Bundesregierung, und die
Regierungsparteien können den Finanzausgleich mit einer einfachen Mehrheit
beschließen. (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Einstimmig!) Das haben sie im
Übrigen – und darauf haben wir ja bereits hingewiesen – schon gemacht, nämlich
beim letzten Mal. Also das heißt für uns, der Ball liegt bei der
Bundesregierung, und das ist auch gleich der Grund dafür – das möchte ich
gleich zu Beginn sagen –, warum wir heute die Anträge ablehnen werden.
Ziel der Bundesregierung ist es ja nicht unbedingt,
das zum Glück rote Wien in irgendeiner Art und Weise gut zu versorgen, sondern
ganz im Gegenteil, es auszuhungern. Unter diesem Licht, unter dieser Dynamik,
unter diesem Druck, aber auch unter diesen finanziell sehr bedrohlichen
Gebärden ist letztendlich der geschlossene Kompromiss zu sehen. Wenn man
nachliest, was Kompromiss bedeutet – was ja heute auch in den verschiedensten
Formen interpretiert wurde –, so findet man: Kompromiss kommt aus dem
Lateinischen und bedeutet letztendlich Übereinkunft durch gegenseitige
Zugeständnisse. Und diese Zugeständnisse sind natürlich auch für uns in keiner
Art und Weise ein Grund zum Jubeln, aber sie sind auch kein Grund dafür, das
Ergebnis schlechtzureden. (Beifall bei
der SPÖ.)
Es ist nämlich immer die Frage der
Alternative, und das ist heute hier mitdiskutiert worden. Ich frage mich: Wo
ist die Alternative dazu? Auch nicht, wenn die Versuche der Wiener Oppositionsparteien heute hier in die
Richtung gegangen sind, dass man uns in verschiedenster kreativer Art und Weise
unterstellen wollte, was hier passiert ist oder von uns nicht gemacht wurde.
Genau diese Kreativität vermissen wir, und genau diese Kreativität wäre
eigentlich sehr wünschenswert, wenn es darum geht, Politik zu gestalten, denn
letztendlich muss man eines hier auch zum Schluss der Debatte noch einmal
festhalten: Die Alternative ist der messbare Handlungserfolg, und dieser
messbare Handlungserfolg ist in Zahlen zu benennen, und zwar geht es um
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