Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 123
Für die Steiermark hat beispielsweise die Finanzreferentin Edlinger-Ploder in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" eingestanden, dass dort die Neuverschuldung, das Defizit für 2005, 319 Millionen EUR ausmacht, also eine gewaltige Notwendigkeit, in neue Schulden zu gehen.
Ich weise
darauf jetzt nicht hin, weil ich damit sagen will, wie schlecht die anderen
sind, sondern weil ich glaube, dass es wichtig ist, jede Gelegenheit
wahrzunehmen, um deutlich zu machen, welcher finanzpolitische Kraftakt das
Budget 2005 eigentlich ist. Wir haben unter Mobilisierung unserer Reserven
den Ausgabenrahmen nicht senken müssen, also nicht Zuflucht nehmen müssen zu
Leistungsreduktionen, sondern wir haben den Ausgabenrahmen um rund
100 Millionen EUR aufgestockt, ohne deswegen den Weg der Neuverschuldung
gehen zu müssen und ohne Gebührenerhöhungen, ohne Erhöhung der tarifmäßigen
Entgelte.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Da im Vorfeld der heutigen Debatte wiederum gesagt
worden ist, dass es da ja die Gas- und Strompreiserhöhungen gibt, wofür die
Stadt voll verantwortlich sei, möchte ich bei dieser Gelegenheit doch auf zwei
oder drei Punkte hinweisen. Abgesehen davon, dass die Energieunternehmung der
Stadt, also Wien Energie, ein Teil der Energieallianz und ein Teil der vor dem
Zustandekommen stehenden Energie Austria ist, also ein Wirtschaftsunternehmen,
das den Spielregeln des wirtschaftlichen Wettbewerbes, der wirtschaftlichen
Preisbildung unterliegt, ist die Tatsache, dass es ein Unternehmen der Stadt
ist, genauso zu werten, als würde man sich hinstellen und sagen, Wolfgang
Schüssel, Bartenstein oder wer immer in der Bundesregierung übernimmt die
Verantwortung für die Erhöhung von Heizölpreisen und Benzinpreisen, denn die
OMV ist zu 30 Prozent als ÖIAG-Unternehmen Eigentum der Republik. Also
genau dasselbe müsste man dort gelten lassen. Und wenn man vergleicht, dass die
Preiserhöhungen bei Heizöl für eine Durchschnittsfamilie 267 EUR im Jahr
ausmachen und die Preiserhöhungen für Diesel und Benzin bei 178 EUR
liegen, dann liegt die Preiserhöhung beim Strompreis mit 35 EUR eigentlich
relativ darunter. Ich will damit sagen, dass es absurd ist, die Stadtregierung
verantwortlich zu machen, als hätte sie die Preiserhöhungen angeordnet, und
dasselbe gilt natürlich auch für OMV und andere.
Das Zweite
ist: Man kann doch nicht sagen, es müssen die Netz- und Leitungspreise gesenkt
werden, weil der Einkaufspreis für Strom und Gas teurer geworden ist. Genauso
könnte man von einem Spediteur verlangen, dass er die Speditionsgebühr senkt,
weil das transportierte Gut teurer geworden ist. Das wäre genauso absurd.
Drittens: Ich
habe kein Verständnis dafür, dass die Opposition sich in die Wien Energie
verbeißt, obwohl die meisten Energieunternehmungen in Österreich diese
Erhöhungen in einem viel höheren Maße durchführen und Wien Energie noch immer
ein Unternehmen ist, das im untersten Viertel oder untersten Drittel des
Preisangebotes liegt. Also insofern halte ich diese Vorwürfe, die vermutlich
auch heute wieder in den Debattenbeiträgen kommen können, für nicht wirklich
überzeugend, im Gegenteil, sie sind eigentlich reine parteipolitische
Einseitigkeit.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Wir gehen mit dem Voranschlag 2005 – ich habe es
schon erwähnt – mit einem ausgeglichenen Haushalt in das nächste Budgetjahr,
und zwar ohne irgendeine Neuverschuldung, wie es andere tun müssen. Der
Schuldendienst für 2005 ist im Voranschlag mit 350 Millionen EUR
eingeplant, das sind 3,7 Prozent des Ausgabenrahmens. Wenn man das mit dem
Voranschlag 2004 vergleicht, dann waren es damals 412 Millionen und ein
Anteil von 4,4 Prozent. Das heißt, der Schuldendienst für 2005 wird
niedriger sein als der im laufenden Jahr, und das bedeutet, dass sich die, wie
ich glaube, sehr gute Schuldenreduktionspolitik der Stadt auch zu Gunsten des
Verhandlungsspielraumes, des Leistungsspielraumes jetzt in diesem schwierigen
Jahr bestätigt.
Der
Schuldenstand der Stadt Wien wird mit 31.12.2004 1,6 Milliarden EUR
ausmachen. Wenn man das auf die Pro-Kopf-Verschuldung der Wiener Bevölkerung
bezieht, so bedeutet das 1 030 EUR pro Kopf der Wiener Einwohner. Die
Dimension wird dann deutlich, wenn man einen internationalen Vergleich mit der
Pro-Kopf-Verschuldung in anderen europäischen Städten anstellt. Ich greife aus
einem Bericht in einem deutschen Magazin Hamburg heraus. Dort ist die
Pro-Kopf-Verschuldung 11 755 EUR, also zehnmal so hoch, in Berlin ist
sie 15 628 EUR, also mehr als fünfzehnmal so hoch, und der Freistaat
Bayern mit dem CSU-Chef Stoiber an der Spitze hat mit 1 708 noch
immer um 70 Prozent mehr an Pro-Kopf-Verschuldung, als Wien aufweist.
Wenn man jetzt
die Pro-Kopf-Verschuldung in Wien damit vergleicht, wie sich das Bundesbudget
auf die Pro-Kopf-Verschuldung der österreichischen Bevölkerung auswirkt, dann
ergibt das für 2005 17 344,60 EUR pro Österreicherin und
Österreicher. Damit ist diese Pro-Kopf-Verschuldung für 2005, meine sehr
geehrten Damen und Herren von ÖVP und FPÖ, um 3 000 EUR höher als
1999. Es ist also dieser Bundesregierung sozusagen gelungen, im Vergleich zu
dem, was in Wien geschehen ist, die Pro-Kopf-Verschuldung der Bevölkerung
massiv, fast ist es ein Fünftel, anzuheben.
Wir
können, meine sehr geehrten Damen und Herren, bei ausgeglichenem Haushalt auch
deshalb mehr ausgeben, weil es uns gelungen ist – und wir setzen diesen Weg
2005 fort –, die Effizienz der Verwaltung der Stadt zu steigern. Es ist
gelungen, Einsparungen in der Höhe von 250 Millionen EUR zu erzielen,
ohne dass das zu schmerzhaften Leistungsreduktionen führt und ohne dass das mit
einem drastischen Personalabbau verbunden ist. Also eine durchaus respektable
Leistung, ein Modell, wie man einsparen kann, effizient steigern kann, ohne
dass dies zu Lasten derjenigen geht, die auf die Dienstleistungen der Stadt
angewiesen sind. Wir sehen für den Personalaufwand 1,2 Milliarden vor, die
Personalquote steigt im Budget minimal, aber auf der anderen Seite steht dem
eine Reduktion des Personalstandes,
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