Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 123
Verdünnung des
Rechtsstaates kann das Problem sicher nicht lösen. Wir werden das so nicht
akzeptieren, sondern wir beharren darauf, dass die Landeshauptleute in der
Frage dieser Vereinbarung ganz andere Anforderungen an den Innenminister
gestellt haben, nämlich raschere Abwicklung der Verfahren, indem mehr
Mitarbeiter dafür zur Verfügung gestellt werden, damit die Verfahren
rechtsstaatlich korrekt, aber rascher abgewickelt werden können. (Beifall
bei der SPÖ.)
Der zweite
Schwerpunkt unseres Voranschlages 2005 sind Pflege und Gesundheit. Auch dafür
stehen mehr Mittel als im Voranschlag 2004 zur Verfügung. Der Zuschuss an den
Krankenanstaltenverbund wird um 26,5 Millionen EUR erhöht. Insgesamt
wird es für den stationären Bereich, also Pflege und Krankenhausbereich,
1,26 Milliarden EUR geben. Noch offen sind die Verhandlungen mit den
Ordensspitälern, weil wir sie davon abhängig gemacht haben, welche Ergebnisse
der Finanzausgleich bringen wird.
Zu diesen
Mitteln, die wir jetzt bereits im Budget vorgesehen haben, kommen noch jene
Mittel, die auf Grund des Finanzausgleichsergebnisses dazu kommen. Es kommen
dazu beispielsweise noch Leistungen wie Darlehensgewährungen an das Haus der
Barmherzigkeit für die Errichtung von Einrichtungen etwa in der Seeböckgasse
oder in der Tokiostraße. Frau Dr Pilz war bei einer dieser Grundsteinlegungen
dabei, und das ist auch eine der Antworten auf die Frage: Wo ist denn die
Pflegemilliarde? Die Pflegemilliarde steckt eben nicht nur im Bereich der
Investitionsquote des Budgets und Wirtschaftplanes des
Krankenanstaltenverbundes, sondern verteilt sich auf eine Reihe von Maßnahmen
außerhalb des Gesundheitsbudgets.
Ich möchte nur
ein zweites Beispiel nennen. Im Rahmen des WAFF setzen wir zusätzliche Mittel
dafür ein, um in einem Cluster-Sofortprogramm zusätzliche Ausbildungen zu
ermöglichen, in dem aus HeimhelferInnen PflegehelferInnen in den privaten
Sozialeinrichtungen gemacht werden können. Wir erhöhen die Zahl der
Ausbildungsplätze, und wir schaffen 100°zusätzliche Plätze für die Ausbildung
von PflegehelferInnen zu Diplomkrankenschwestern. Alle diese sozialen
Einrichtungen hätten das nicht aus eigener Kraft geschafft, sie wären nicht in
der Lage gewesen, den notwendigen Bedarf an qualifizierten MitarbeiterInnen zu
decken. Mit diesen zusätzlichen Mitteln, die über den WAFF aus dem Stadtbudget
kommen, wird das möglich gemacht. Auch das ist ein Teil der Pflegemilliarde,
von der immer wieder gesprochen wird.
Aus dem
Finanzausgleich kommen, wie gesagt, noch einige Millionen dazu, sodass man
durchaus davon ausgehen kann, dass wir im Jahr 2005 in diesem Bereich alles
das, was wir uns an inhaltlichen Qualitätssprüngen vorgenommen haben, auch
tatsächlich vom Budget her abgedeckt haben.
Der dritte
Schwerpunkt, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist die Bildung. Im
Bildungsbereich werden 2005 im Voranschlagsvergleich 74 Millionen EUR
mehr zur Verfügung stehen. Natürlich stecken in diesem Bereich auch mehr Mittel
für die Landeslehrer drinnen, und ich will mich jetzt nicht sozusagen mit
fremden Federn schmücken, dass es quasi bei den Landeslehrern mehr Geld des
Bundes gibt, noch dazu, wo ein Teil der Mittel – das sind ungefähr
23 Millionen EUR – dafür eingesetzt wird, die Pensionsantrittswelle
des letzten Jahres aufzufangen. Aber wenn man das alles herausrechnet, sind es
noch immer fast 40 Millionen EUR mehr, die in diesem Bereich zur
Verfügung stehen.
Aus dem
Finanzausgleichsergebnis kommen, auf vier Jahre gerechnet, noch
10 Millionen EUR dazu, die zu zusätzlichem Einsatz in dem Schwerpunkthema
"sozialpädagogischer Förderungsbedarf" verwendet werden. 50 bis
60 Lehrer in diesem Bereich mehr ist wahrscheinlich eine wichtige
Entscheidung.
Der vierte
Schwerpunkt ist ein konjunktur- und standortpolitischer. Angesichts der
Wirtschaftslage wäre es falsch gewesen, die Mittel für die Wirtschaftsförderung
zurückzunehmen. Allerdings ist diese Grundhaltung der Stadt offenbar nicht
Gemeingut. An die Adresse der Wiener ÖVP: Ich lese hier in einem
Zeitungsbericht – und zwar "Standard" vom 30. Oktober 2004 – für
das Bundesbudget: „Dennoch sinken die Gesamtausgaben des Bundes für die
Wirtschaftsförderung von 648 auf 634 Millionen EUR." Der Übertitel
heißt: "Weniger Budgetmittel für Klein- und Mittelbetriebe und
Exportoffensive".
Ich bin gespannt,
was Sie dann zu diesem Thema beitragen werden, denn wir erhöhen die Mittel für
die Wirtschaftsförderung um 5 Millionen EUR auf 155,3 Millionen EUR,
und wir sehen im Bereich des Wirtschaftsförderungsfonds, also im klassischen
monetären Förderungsbereich, 35 Millionen EUR vor. Das ist von der
Verfügbarkeit, also wie wir das neu einsetzen können, um
6 Millionen EUR mehr, weil wir in den letzten zwei Jahren – Herr
Dr Schock hat immer wieder darauf hingewiesen – einen Teil zurückhalten
mussten, um die überbordenden Förderungen der vergangenen Jahre aufzufangen.
Das ist weitgehend freigebaut. Wir haben im Jahr 2005 um
6 Millionen EUR in diesem engeren Bereich der monetären klassischen
Förderung mehr.
Wir haben
die Investitionen aus dem Budget annährend auf dem hohen Niveau der Vorjahre
gehalten, was angesichts der Rekordmarken 2002 oder insbesondere des
Rechnungsabschlusses in diesem Bereich in der Tat ein sehr anspruchsvolles
Vorhaben ist. Wir haben praktisch nur eine relativ geringe Zurücknahme der Investitionsquote
in Kauf nehmen müssen. Es ist die Investitionssumme der Stadt – einmal rein aus
dem Budget gerechnet – 1,3 Milliarden EUR. Das ist damit lediglich um
1,6 Prozent niedriger als im Voranschlag 2004 und das entspricht in der Investitionsquote
ebenfalls nur einer minimalen Reduktion um 0,4 Prozent. Angesichts der
Rekordmarken ist das eine beachtliche Leistung. Wenn man jetzt
Investitionsausgaben dazurechnet, die der Wirtschaftsförderungsfonds, Wiener
Stadtwerke, Wien Holding und der Krankenanstaltenverbund oder insbesondere
Wiener Wohnen leisten, so kommen wir auf eine Gesamtinvestitionsquote von
1,986 Milliarden EUR.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular