Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 123
Studien
an, also eine Einrichtung, die nicht unmittelbar in ÖVP-Nähe ist. Das Institut
für Höhere Studien hat herausgefunden, dass wenn man sich die 38 Städte
Westeuropas ansieht, Wien sich auf dem 33. Platz befindet, was die Frage
von Schaffung von Arbeitsplätzen betrifft. Das heißt, wir liegen natürlich weit
hinter München – immerhin eine Stadt, die auch von einem sozialdemokratischen
Bürgermeister regiert wird –, weit hinter Mailand, aber nur fünf Städte in
Westeuropa sind noch schlechter als Wien. Das sollte uns zu denken geben, und
das sollte gerade einem Sozialdemokraten, der eine bestimmte Tradition hat, in
gewisser Weise zu denken geben. Nur, davon haben Sie sich offensichtlich
verabschiedet.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Wenn wir uns das Budget ansehen, dann sind es zwei
"I", die es kennzeichnen, nämlich ein "I" für
Ideenlosigkeit und das zweite "I" für Intransparenz. Ideenlos ist es,
weil es ein Fortschreiben der Zahlen des Vorjahres und des Vorvorjahres ist und
nicht mehr. Da kann ich nahtlos an meine Vorrednerin anknüpfen.
Beispielsweise
die Pflegemilliarde. Der Herr Vizebürgermeister hat mühsam erklärt, dass sogar
im WAFF-Budget was drinnen liegt. Warum ist das nicht klar und deutlich
ausgewiesen, wo in dieser Stadt mehr für den Pflegebereich ausgegeben wird? (Beifall bei der ÖVP.)
Herr
Vizebürgermeister, wo immer Sie sich jetzt befinden (Anm: VBgm Dr Rieder wurde als Berichterstatter für zwei Minuten von GR
Peter Juznic abgelöst), dieses Budget ist – und das sieht man genau an
dieser Frage Krankenanstaltenverbund, wo man faktisch bei Milliardenbeträgen
nicht erkennen kann, wie und wofür sie tatsächlich ausgegeben werden –
intransparent. Und da Sie hier immer den Bund so kritisieren, wie schlimm da
alles ist, Herr Vizebürgermeister, Sie sollten sich an der Homepage des
Finanzministeriums ein Vorbild nehmen. (Ironische Heiterkeit und
Zwischenrufe bei der SPÖ. – GR Franz Ekkamp: Da würden wir lieb ausschauen!)
Ich nehme an,
Sie haben sich die Homepage des Finanzministeriums noch nie angesehen, meine
Kolleginnen und Kollegen von der Sozialdemokratischen Partei, und auch der Herr
Vizebürgermeister nicht. Dort könnten Sie herausfinden, wie viel für
Investitionen, für Arbeitsmarktförderung, für Bildung von der Republik tatsächlich
für die Österreicherinnen und Österreicher ausgegeben wird. Ganz anders ist das
hier im Budget der Stadt Wien. Es ist alles intransparent, möglichst nicht
nachvollziehbar, damit man vielleicht auch die Kritik der Oppositionsparteien
als nicht nachvollziehbar hinstellen kann. Die Politik, die Sie verfolgen, geht
aber daneben, und dieses Budget ist Ausdruck dieser Situation. (Beifall bei
der ÖVP.)
Es ist
ideenlos, vor allem, was dem Arbeitsmarkt betrifft, denn fast 10 Prozent
Arbeitslose in Wien ist nicht eine Zahl, die uns nicht einfach kalt lassen
dürfte, indem wir sagen, das ist ein Abtropfen. Das sind Schicksale. Das muss
doch einen Grund haben, warum wir in Wien 10 Prozent haben, hingegen in
Oberösterreich etwas über 3 Prozent und in Tirol etwas über
4 Prozent. Die Steiermark, einst eine Krisenregion – Mur-Mürz-Furche –,
ist heute mit Automobil-Cluster und vielen anderen eine interessante
Wirtschaftszone, in der die Arbeitslosigkeit nur die Hälfte jener von Wien
beträgt. Und wenn Sie sich etwa anschauen ... (Zwischenruf des GR Franz
Ekkamp.) Es ist wirklich traurig, wenn man hier von der Situation Wiens
ablenken muss (GR Franz Ekkamp: Vergleich
mit anderen Städten!) und eine Stadt, die 40 Jahre kommunistische
Regierung hinter sich hat und in der die Postkommunisten auch heute regieren,
zum Vergleich heranzieht. Ich hätte mir wirklich ein bisschen bessere
Vergleiche von Seiten der Sozialdemokraten an dieser Stelle gewünscht. (Beifall
bei der ÖVP. – GR Franz Ekkamp:
Vergleich andere Städte!)
Meine Damen
und Herren! Das von der Ideenlosigkeit sagen nicht nur wir. Sie brauchen heute
nur die Zeitung aufzuschlagen. Eine renommierte Tageszeitung schreibt, dass man
die Chancen auch nutzen sollte, dass die Stadt zwar Calls ausschreibt, aber
wenn es darum geht, direkte Kontakte zu der Branche herzustellen, dann fehlt
das. Und da heißt es weiter: Was ebenfalls noch fehlt, ist ein Instrument, das
neue Entwicklungen genau beobachtet. – Herr Vizebürgermeister, nehmen Sie sich
das zu Herzen! Versuchen Sie, tatsächlich etwas für die Wiener Wirtschaft und
für den Wiener Arbeitsmarkt zu tun!
Meine Damen
und Herren! Die Sozialdemokratie in dieser Stadt spricht immer vom "bösen
Bund" (GR Franz Ekkamp: Wir
vergleichen!), nimmt sich aber den Bund zum Vorbild. (GR Franz Ekkamp: Na geh! – GR Christian Oxonitsch: Das ist ein
Scherz!) Zum Beispiel, was die Situation der Steuerreform betrifft. Was
passiert bei der Steuerreform? Da wird die Körperschaftssteuer, das heißt die
Einkommenssteuer für Aktiengesellschaften, die Einkommenssteuer für
Kapitalgesellschaften deutlich gesenkt auf 25 Prozent. Und wem kommt das
zugute? (GR Franz Ekkamp: Nicht den
Arbeitnehmern!) Wem kommt das zugute? (GR
Christian Oxonitsch: Ein paar großen Unternehmen?) Das kommt Wien zugute.
Wien! Wien ist nämlich jene Stadt, die auf diese Art und Weise viel stärker
Konzernzentrale werden kann. Noch mehr, als das heute der Fall ist.
Und was heißt
Konzernzentrale? Konzernzentrale – das sind hochwertige Arbeitsplätze (GR Christian Oxonitsch: Das haben wir aber
schon vor der Steuerreform gemacht!), das sind Techniker, das sind
Ökonomen, das sind Fachhandwerker. Das sind die Arbeitsplätze, die wir
brauchen, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie. Wir sollten uns
daher ein Vorbild an dieser Steuerreform nehmen. (GR Franz Ekkamp: Rede einmal mit Wirtschaftsleuten!) Sogar der
Herr Vizebürgermeister hat bei einigem von dem, was er hier in der Früh
aufgezählt hat, auf etwas zurückgegriffen, was eigentlich der Bund für diese
Stadt leistet.
Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Es ist ein Märchen zu behaupten, da gibt es das
gute Wien, in dem die Sozialdemokratie alles für die Wirtschaft und den
Arbeitsmarkt macht, und da gibt es den bösen Bund. Das Gegenteil ist der Fall.
Das sagen nicht nur die Arbeitsmarktdaten, sondern ich möchte Ihnen hier auch
noch
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