Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 123
gesprochen
haben, ein 700°Millionen-Budget auf diesem Schmierblatt. Es ist eine Sauerei,
was sich der Geschäftsführer des Fonds Soziales Wien mit den im Beirat
vertretenen Parteien erlaubt! Es ist eine Sauerei und Sie schauen zu!
700 Millionen EUR, die in keiner wie immer gearteten Art und Weise
auch nur irgendwie nachvollziehbar sind, diese Hausnummern hier, für Sie
ausreichend. (GRin Ingrid Korosec: Am Freitag!) – Ja, aber den Zettel
hätten Sie sich bitte Freitag Nachmittag auch sparen können, weil das
vollkommen egal ist, was auf dem steht. Das sind Hausnummern. Man weiß
überhaupt nicht, ob die Organisationen, die in der Behindertenhilfe, in der
Wohnungslosen- und Flüchtlingshilfe tätig sind, mehr Geld bekommen oder ob sich
dahinter vielleicht das Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit versteckt, dass
der Verwaltungsapparat nämlich durch diese Ausgliederung noch mehr aufgebläht
wurde, dass in Wirklichkeit noch mehr Verwaltungskosten vom Fonds Soziales Wien
selbst aufgefressen werden. Wir wissen es nicht. Ich sage ganz ehrlich dazu,
wir wissen es nicht.
Das, was wir
wissen, ist dass die EDV ewig lange nicht funktioniert hat. Das, was wir
wissen, ist dass die Zusammenarbeit zwischen Magistrat und Fonds Soziales Wien
ewig lange nicht funktioniert hat. Das, was wir wissen, ist dass sich die
Vereine, insbesondere im Bereich der Behindertenhilfe, in einer Plattform
zusammengeschlossen haben und mit dem Fonds Soziales Wien beinhart um jeden
einzelnen Euro streiten müssen. Das wissen wir.
Aber das war Ihre
Ausgliederung, dass hier im Gemeinderat über das Kernstück eines sozialen Wiens
nicht mehr gesprochen werden kann. Genieren Sie sich, meine sehr geehrten Damen
und Herren von der Sozialdemokratie!
StR Rieder hat
auch davon gesprochen, dass Wien ein antizyklisches Budget erstellt. In einer
klassisch wirtschaftspolitischen Vorlesung würde man dies nicht als
antizyklisches Budget durchgehen lassen, weil im Endeffekt die Investitionen
zurückgehen, ein Überschuss erzielt wird und keine Kürzung von Ausgaben als
letzter Punkt noch nicht irgendwie darstellt, ob ein Budget antizyklisch oder
nicht antizyklisch ist.
Nichtsdestoweniger
gehen die Investitionen zurück, vor allem das Investitionspaket, mit
1,317 Milliarden EUR, glaube ich, ausgewiesen. Das sind um
22 Millionen EUR weniger als im Voranschlag 2004, abgesehen
davon, dass uns das Jahr 2004 eine Inflationsrate jenseits der 2°Prozent
bescheren wird. Das heißt, im Endeffekt muss man zu den 22 Millionen EUR
zusätzlich noch einmal gut 2°Prozent der 1,3 Milliarden EUR
dazurechnen, also noch einmal gut 26 Milliarden EUR. Das heißt, da haben
wir einmal 50 Milliarden EUR weniger Investitionen.
Kritisch ist
jetzt noch ein zweiter Punkt, der ganz wichtig ist, wo man darauf hinweisen
muss, nämlich die interne Verschiebung in diesem Investitionspaket. Weil was
ist denn gewachsen oder was wächst vor allem in diesem Investitionspaket um
mehr als 40 Millionen Euro? Es sind die Darlehen. Und es weiß jeder von
uns, dass die Investitionswirkung eines Darlehens eine gänzlich andere als die
Investitionswirkung eines Direktzuschusses ist.
Nächster
Punkt: 2001, also noch vor Lainz, gab es im Rechnungsabschluss für den
Krankenanstaltenverbund um 150 Planposten mehr. Punkt. Ich glaube, viel
mehr ist dazu nicht mehr zu sagen. Nichts entlarvt die Politik der
Sozialdemokratie in ihrer Parallelität zur Bundesregierung mehr als diese
knappe Feststellung! Wir alle kennen die Zustände in Wiens Pflegeheimen. Wir
alle wissen, es soll sich einiges verbessern. Aber wir wissen vor allem, dass
es neben den baulichen Mängeln um Personalfragen geht. Voranschlag 2004,
Vergleich Rechnungsabschluss 2001: 150 Planstellen weniger.
Näheres zur
Gesundheit beim Kapitel Gesundheit.
Bildung:
StR Rieder macht eine Aussendung, in der er zur Bildung schreibt: „Bildung
bedeutet Zukunft." und dann: „Beim Budgetposten für die vom Bund
finanzierten Landeslehrer ist eine Steigerung von 35 Millionen EUR
vorgesehen." – Herr StR Rieder, haben Sie Ihr Budget wirklich
gelesen? Wo sind die 35 Millionen EUR Steigerung? Das, was ich gelesen
habe, ist dass es etwas mehr als 20 Millionen EUR Steigerung bei den
Pensionsbeiträgen des Bundes zu den Landeslehrern gibt. Das Problem ist, die
pensionierten Lehrer unterrichten nicht mehr. Genau deshalb gibt es jetzt so
einen Lehrermangel. Wenn Sie genau geschaut haben, werden Sie gesehen haben,
dass sich im Voranschlag die Beitragszahlungen des Bundes auf dem Niveau des
Rechnungsabschlusses 2003 bewegen. Dazwischen waren aber noch zwei
Lohnrunden. Und die Kollegin Jerusalem wird sowieso nicht müde, darauf
hinzuweisen, dass in den vergangenen Jahren zwischen 1 300 und
1 400 LehrerInnenposten in Wien eingespart wurden; und es entspricht
der Realität: Soziales Wien? Ein Wien, welches sich tatsächlich darum sorgt, die
Bildung in Wien hochzuhalten? – Ein bedauerliches soziales Wien!
Ein letzter
Punkt, weil ich glaube, dass man es hier jetzt nicht wirklich zu lange und
ausführlich machen muss, insbesondere weil ich das Gefühl habe, dass generell
nicht sehr viele Kolleginnen und Kollegen der Generaldebatte beiwohnen. Aber
ein Bonmot des Klubobmanns der Sozialdemokratie reizt mich dennoch, noch
einiges zu sagen. Er sprach, er macht nicht einseitige Propaganda. Das stimmt,
es war zweiseitige Propaganda. Sie haben dann noch den Nettig zitiert, aber es
war jedenfalls Propaganda. Wenn Sie über die Rezeptgebühren reden und den
Freiheitlichen vorwerfen, sie haben es nicht verhindert, haben Sie Recht, aber
wer ganz bestimmt nicht die Erhöhung der Rezeptgebühren verhindert hat, das
wart ihr Sozialdemokratie hier im Rathaus! Wir haben drei Anträge gestellt,
dass sich der Gemeinderat gegen die Erhöhung der Rezeptgebühr ausspricht. Wer
hat die Hand unten gelassen? - Die sozialdemokratischen Kolleginnen und
Kollegen! Ihnen war es wurscht. Sie hätten die Rezeptgebühren beinhart erhöht. (GR
Christian Oxonitsch: Wer es wirklich nicht verhindert hat, das wart ihr!)
Lieber
Christian Oxonitsch, wir waren im Gegensatz
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