Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 123
zu euch
kontinuierlich gegen die Erhöhung der Rezeptgebühren! (GR Christian Oxonitsch: Du weißt, wie die Diskussion gelaufen ist!) Wir
haben diesbezüglich Anträge eingebracht. Wir haben versucht, euch
Sozialdemokraten auf unsere Seite zu ziehen, aber euch war die
Belastungspolitik der blau-schwarzen Bundesregierung lieber! (GR Christian Oxonitsch: Verhindert habt ihr
es auch nicht!) Das ist das große Problem einer sozialdemokratischen
Politik in Wien! (Beifall bei den GRÜNEN. – GR Harry Kopietz: Ein dürftiger
Applaus!)
Nichtsdestoweniger
verleihe ich dennoch meiner Hoffnung Ausdruck, und das meine ich jetzt ganz
ernst und damit komme ich zum Schluss, mir wäre nichts lieber, als dass sich
die sozialdemokratische Fraktion endlich einmal nicht nur verbal, sondern auch
in ihrer inhaltlichen Politik, nämlich dort, wo sie regiert, deutlich von der
blau-schwarzen Bundesregierung abgrenzt. Dann haben Sie auch unsere
Unterstützung, vorher nicht! - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächste Rednerin ist Frau StRin Dipl Ing Dr Rothauer
gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.
StRin
Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr
Vizebürgermeister! Meine Damen und Herren!
Ich muss noch
kurz auf etwas eingehen, was heute ohnedies schon gesagt wurde, aber da es ein
so erhebliches Problem für die Beurteilung des Budgets der Stadt Wien ist, muss
ich noch einmal darauf eingehen. Ich nenne das Budget neuerdings auch die
Nebelbombe. Warum? Das Budget ist umgekehrt proportional dick zu seiner
Aussagekraft für Mandatare, aber auch für Bürger, die nicht mit dem Vollzug des
Budgets beschäftigt sind und daher nicht hinter den einzelnen Zeilen lesen
können. Es wird dazu noch eine wirklich erhebliche Verschleierungstaktik
betrieben.
Herr
Vizebürgermeister, Sie selbst geben immer Jubelmeldungen heraus. Dafür habe ich
Verständnis. In Ihren Jubelmeldungen gibt es verschiedene Darstellungen, die
sich alle auf aggregiertes Zahlenmaterial berufen, das nicht nachvollziehbar
ist. Sie haben allerdings heute auch schon einige dieser Jubelmeldungen etwas
zurückgenommen oder relativiert. Darauf werde ich noch kommen, weil doch einige
draufgekommen sind, dass sich hinter den Zahlenspielereien noch etwas verbirgt,
was der Wahrheit näher kommt und was nicht so jubelhaft ist.
Für diese
Verschleierung möchte ich exemplarisch nur auf eines eingehen, was Sie heute
auch angeführt haben, Herr Vizebürgermeister, nämlich die Wirtschaftsförderung
total. Also das, was im gebundenen Heft des Budgets auf Seite XIX, unter
Gruppe 7 - Wirtschaftsförderung ausgewiesen ist, ist um 5,2 Millionen
EUR für 2005 höher dotiert als es 2004 war. Man kommt nicht ganz
darauf, in welcher segensreichen politischen Absicht sich die Erhöhung
versteckt, denn es werden zwar einzelne Positionen auf dieser berühmten
Seite XIX ausgeführt, aber die größten Brocken, die angeführt sind, nämlich
rund 48,8 Millionen EUR werden als "Darlehen zur
Investitionsförderung" bezeichnet. Meine sehr geehrten Damen und Herren,
was ist das?
Es ist ja
nicht unerheblich für die Beurteilung der Güte eines Budgets, wie viel Geld ich
ausgebe und wofür ich es ausgebe. Es ist nicht unerheblich zu wissen, wofür ich
es ausgebe. Es verstecken sich hier zum Beispiel rund 22,9 Millionen EUR
für Beiträge zu wirtschaftspolitischen Großprojekten. Was sind das für
Projekte, meine sehr geehrten Damen und Herren? Ist es nicht wichtig zur
Beurteilung einer Wirtschaftspolitik der Stadt zu wissen, wofür ich Geld
vorgesehen habe, womit ich den Wirtschaftsstandort stärken möchte?
Aber, Herr
Vizebürgermeister, auf eines möchte ich auf Grund Ihrer Rede noch persönlich
eingehen und dazusagen, zur Rechtfertigung, wie gut und wie schön alles ist und
wie alles noch besser wird, ist Ihnen wirklich jedes Mittel recht. Und zwar
Ihre Darstellung, Ihre Beschönigung der Arbeitsmarktsituation. Sie haben
versucht, unsere Aussagen zu widerlegen, dass in der 10-jährigen Regierungszeit
von Herrn Bgm Häupl Arbeitsplätze verloren gegangen sind. Sie haben uns
belehrt, dass wir nicht nur die unselbstständig Beschäftigten heranziehen
sollen, sondern dass wir die gesamte Beschäftigung zu beurteilen haben und eben
nicht nur die unselbstständig Beschäftigten, sondern zum Beispiel auch die
geringfügig Beschäftigten hinzuzuzählen sind. Jetzt ist die geringfügige
Beschäftigung in der Sozialdemokratie auf einmal salonfähig. Das ist aber ganz
neu! (Beifall bei der ÖVP.)
Das hat sich
bisher bei den sozialpolitischen Ansätzen in der Sozialdemokratischen Partei
ganz anders dargestellt. Wir nehmen das nicht allzu ernst, dass Sie das jetzt
als Gesundung des Arbeitsmarkts darstellen wollen! (Beifall bei der ÖVP.)
Die APA-Meldung,
die heute schon zur Budgetrede des Herrn Vizebürgermeisters hinausgegangen ist,
spricht davon, dass das kein Kürzungsbudget, sondern ein Leistungsbudget ist.
Es wurden also heute keine Rekorde mehr verkauft, weil die wirklich nicht zu
finden sind, und die Stagnation, die mit dem Budget festgeschrieben wird, wird
jetzt als Leistungsbudget verkauft.
In Anbetracht
der Arbeitsmarktsituation muss ich sagen, dass eine Wirtschaftspolitik der
Stadt nur dann gelungen wäre, wenn im Jahr 2005 eine wirkliche
Wirtschaftsoffensive vorgesehen worden wäre, die auch den Namen verdient. Bei
geringfügig steigenden beziehungsweise stagnierenden Ausgaben, die für die
Wirtschaft wirksam werden können - ich werde sie dann noch ganz kurz streifen
-, kann man wirklich nicht von einem wirtschaftspolitischen Schwerpunkt oder
gar von einer echten beschäftigungswirksamen Offensive sprechen.
Welche
sind die Schwachpunkte? Sie, Herr VBgm Rieder, haben heute auch schon einiges,
möchte ich sagen, zugegeben, das halt ein bisschen anders geklungen hat als
ihre Presseaussendungen. Bei diesem 2°Mil-liarden°EUR-Investpaket, das in der
Öffentlichkeit besonders gerühmt wurde, hat sich herausgestellt, dass die
Investitionen im Kernbereich der Stadt Wien, also diese
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular