Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 123
Ausgaben, die in den Erläuterungen noch aufgelistet sind - 3,2 Milliarden im Jahre 1997, 3,3 Milliarden 1998 -, in den Jahren 2002, 2003, 2004 und 2005 überhaupt keine Angaben mehr in diesem berühmten Grünen Büchlein gegeben werden. Das heißt, hier wird - wie es StRin Rothauer schon gesagt hat - Nebelpolitik betrieben.
Meine Damen
und Herren! Ein letztes Wort zu dem Punkt des Nettodefizits, das immer in den
Vordergrund gerückt wird: Es stimmt, dass es derzeit mit 1,9 Prozent in
der Ära der schwarz-blauen Koalition das höchste ist: 1,5; 0,3 plus; minus 0,2.
(GR Franz Ekkamp: Schätzung! Es wird viel mehr!) Aber in den Jahren 1995
bis 1999 war es jedes Mal höher: 5,2; 3,8; 1,8; 2,3; 2,2 Prozent. (Beifall
bei der ÖVP.) Meine Damen und Herren, Sie können also nicht von einem hohen
Budgetdefizit sprechen.
Ein bisschen
enttäuscht bin ich vom Klubobmann Oxonitsch, der hier in diesem Hause
wortwörtlich gesagt hat: „Wir werden Ihnen beim Wirtschaftswahlkampf schon
sagen, wie sich die Wirtschaftspolitik abspielt.“ - Ich glaube, meine Damen und
Herren, das ist überhaupt ein neuer Stil, die Wirtschaftskammerwahl
parteipolitisch hierher in dieses Haus zu transferieren. Ich weiß nicht, hat
unser Vizepräsident der Wirtschaftskammer Wien, Fritz Strobl, diese Hilfe
notwendig? Ich glaube, wir haben immer einen fairen Wahlkampf geführt, und wir
werden mit den Unternehmern so sprechen, glaube ich, wie es sich gehört. Sogar
Finanzstadtrat Rieder hat gesagt, die Wiener Wirtschaft kann sich auf die Stadt
verlassen. (GR Friedrich Strobl: Ja eben!) Ich glaube das; hoffentlich,
meine Damen und Herren, wird nicht mit Parteipolitik hier ein
Wirtschaftswahlkampf geführt. (Beifall bei der ÖVP. - GR Franz Ekkamp:
Wahlkampf ist Parteipolitik!)
Kollege
Strobl! Eines wäre auch noch sehr wichtig. Wenn man über die Steuerreform 2005
spricht, dann sollte man nicht immer mit Halbwahrheiten argumentieren,
Halbwahrheiten aufzählen und nur die eine Hälfte betonen. Die Steuerreform 2005
hat zwei Hälften, sie beträgt 2,5 Milliarden EUR auf einen Schlag
plus Vorleistungen aus den vorigen Jahren. Das teilt sich so auf, dass
1,3 Milliarden - völlig richtig - in Richtung Wirtschaft gehen, dass aber 1,2 Milliarden
auch in Richtung der Dienstnehmer gehen. Das heißt, das ist die zweite Seite
der Medaille. Wenn man ehrlich und offen argumentiert, dann wäre es sehr
notwendig, auch das zu erwähnen! Immerhin werden nach dieser Steuerreform über
2,5 Millionen Steuerpflichtige im nächsten Jahr keine Steuer bezahlen,
meine Damen und Herren! Es wurde auch für die Familien etwas getan, indem die
Kinderzuschläge erhöht worden sind. Auch das macht 200 Millionen EUR
aus. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen
und Herren! Lassen Sie mich noch einmal genauer zum Budgetvoranschlag der Stadt
Wien kommen. Normalerweise ist, wie gesagt, so ein Budgetvoranschlag die in ein
Zahlenwerk gegossene Politik. Aber der Herr Finanzstadtrat hat schon in seinem
Vorwort gesagt, dass in diesem Buch von einer Budgetrede natürlich keine Rede
sein kann, und er sich auf wenige Sätze beschränkt. Das heißt, die Bemerkungen
vorher sind nur noch eine dreiviertel Seite lang und geben überhaupt keine
Auskünfte mehr über das, was mit diesem Budget gewollt ist, was mit dem Budget
passieren soll oder wie es in Zukunft weitergehen soll.
Es ist - und
das ist heute schon einige Male erwähnt worden - ganz einfach schwer, das
Budget zu lesen und genau das herauszulesen, was man braucht. Es werden dann
auch in der Medienpolitik immer verschiedene Zahlen verwendet, wie wir heute
schon gehört haben. Sie sehen, meine Damen und Herren - und der Vergleich macht
Sie sicher -, der Bund macht es anders! Er bringt Transparenz und
Übersichtlichkeit, und er zeigt vor allem eines: Respekt der budgeterstellenden
Verwaltung gegenüber den budgetbeschließenden Abgeordneten. Das sollte auch
einmal gesagt werden, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist nicht
nur so, dass gleichzeitig mit der Budgetrede des Finanzministers im Nationalrat
- wie heute auch schon erwähnt worden ist - all diese Zahlen ins Internet
gestellt wurden, sondern auch jeder Abgeordnete erhält dieses Konvolut
ausgehändigt. Wie ist es in Wien? - Pro Klub der Oppositionsparteien bekommen
wir nur fünf Exemplare, den Rest können wir uns selbst besorgen - schmeck's,
schau, dass du weiterkommst! Damit ist es ganz einfach schwierig
nachzuvollziehen, wie hier mit den Ansätzen immer wieder umgegangen wird.
Anders
natürlich beim Bundesbudget: Dort werden regelmäßig Ziele, Hintergründe, Motive
sowie Prognosen beschrieben, meine Damen und Herren, und es wird auch in vielen
Zahlenvergleichen, die über mehrere Jahre und bis hin zu 10°Jahren gehen,
gesagt, wo wir gestanden sind, wo wir heute stehen und, vor allem, wo wir
hingehen wollen. All das, meine Damen und Herren, fehlt bei den Unterlagen zum
Wiener Voranschlag!
Aber auch
sehr wichtige Dinge, die wir schon einige Male im Finanzausschuss besprochen
haben beziehungsweise zu denen wir hier Anträge eingebracht haben - was
passiert auch mit Ausgliederungen, Privatisierungen? -, werden in den
Budgetvoranschlägen des Bundes dokumentiert. Ein ganz kleines Detail ist
vielleicht auch das Buch der Lesehilfe, man kann sich damit meiner Ansicht nach
sehr gut darüber orientieren, wie man mit diesen Unterlagen umgehen soll.
Meine Damen
und Herren! Das Fazit kann nur sein: Die Bundesregierung spielt mit offenen
Karten, die SPÖ-Stadtregierung spielt nicht mit offenen Karten. Ich glaube, der
Vergleich macht Sie sicher. (GR Harry Kopietz: Das stimmt!) Das ist
sicher, jawohl, Herr Kollege Kopietz! (Beifall bei der ÖVP.) Das ist
sicher, dass hier ganz einfach offen, transparent gearbeitet wird und gezeigt
wird, wie es in Zukunft aussehen soll. (GR Harry Kopietz - mit dem Zeigefinger
auf den Boden des Gemeinderatssitzungssaales deutend -: Hier!)
Es
gibt einige wesentliche Punkte, und ich darf vielleicht noch auf einen zu
sprechen kommen, nämlich auf den Budgetbericht 2005. Darin werden viele Kapitel
- Personalausgaben, Sozialausgaben, Förderausgaben, aber auch Steuerreform,
Verwaltungsausgabe oder Privatisierungen - überschreitend im einzelnen genau
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