Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 123
beschrieben. Aber es wird auch zum Beispiel etwas, was es in Wien überhaupt nicht gibt, nämlich Gender Budgeting, besprochen und dargelegt.
Meine Damen
und Herren! Ich darf daher mit meinem Kollegen Pfeiffer folgenden
Beschlussantrag einbringen:
„Der
Gemeinderat ersucht den zuständigen Stadtrat für Finanzen, Wirtschaftspolitik
und Wiener Stadtwerke, sich künftig bei der Darstellung des Entwurfes des
Voranschlages und des Rechnungsabschlusses ein Vorbild an der aktuellen
Darstellung des Bundesbudgets zu nehmen und im Sinne der Antragsbegründung die
Entwürfe mit einem gleichwertigen Informationsgehalt zu präsentieren.
In formeller
Hinsicht wird die Zuweisung des Antrages an den Ausschuss der Geschäftsgruppe
Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke beantragt." (Beifall
bei der ÖVP.)
Jetzt noch
zu einem sehr wichtigen Teil der Wirtschaftspolitik, der auch vom Kollegen
Strobl angeschnitten worden ist: Dass die Steuerreform nur den Großbetrieben
zugute kommt. (GR Friedrich Strobl: Hauptsächlich!) Aber gerade in Wien,
Kollege Strobl, sind die Industriearbeitsplätze am stärksten zurückgegangen,
und wir - auch die Klein- und Mittelbetriebe - brauchen Leitbetriebe, brauchen
hier ganz einfach einen Anker. Daher ist die Steuerreform sicherlich besonders
für die Wiener Betriebe von Vorteil, weil hier in Wien große Betriebe
angesiedelt sind, für die dann natürlich auch die Klein- und Mittelbetriebe die
Zulieferer sind und die Dienstleistungen erbringen, die sie an diese Betriebe
liefern können.
Als
weiteren wichtigen Punkt möchte ich noch im Hinblick auf die
Geschäftsförderung, die Nahversorgung und die leeren Geschäftslokale in Wien
einen Vorschlag beziehungsweise einen Beitrag liefern. Es stimmt, dass die
Geschäftsstraßenförderung neu strukturiert worden ist. Das ist gut so, dass sie
neu strukturiert worden ist, es ist aber auch so, dass wir dafür die
Budgetmittel zur Verfügung stellen müssen. Es stimmt, dass die Gemeinde Wien,
die Stadt Wien hier die Budgetmittel um ca 155 000 EUR erhöht hat,
nämlich auf rund 1,6 Millionen EUR. Aber die Wirtschaftskammer Wien - auch
das ist bekannt - hat die Förderungen für die Wiener Geschäftsstraßen von
3 Millionen auf 3,5 Millionen erhöht und somit eine mehr als doppelte
Erhöhung im Vergleich zur Stadt Wien vorgenommen.
Aber wir
haben auch ein Problem, das vor allem StRin Rothauer angeschnitten hat: Die
Geschäftsstraßen in Neben- und Streulagen kommen immer mehr in Bedrängnis, auch
durch die grenzenlose Genehmigung von Einkaufszentren. Damit besteht immer mehr
Gefahr, dass es zu leer stehenden Geschäften kommt. Meine Damen und Herren, das
Einkaufsstraßen-Management hat in der Datenbank 650 Geschäftslokale mit
über 102 000 Quadratmetern zur Verfügung, die jederzeit zur
Vermittlung anstehen. Das sind keine Geschäftslokale, die vielleicht aus
gewissen Gründen nicht vermittelbar sind, sondern die sind alle vermittelbar,
und das macht viel aus. Um diese toten Augen in der Stadt zu schließen, muss es
etwas geben und sollte uns etwas einfallen.
Ich glaube
daher, die Stadt Wien könnte sich hier etwas einfallen lassen, und darf Ihnen
einen Vorschlag machen, wie wir vor allem in den leer stehenden Erdgeschoßzonen
die Nahversorgung ausbauen können. Die Nahversorgung besteht für mich nicht nur
im Handel, sondern auch im Gewerbe: Einem Tischler, einem Glaserer, in
Dienstleistungen wie Putzereien und auch in freien Berufen wie Tierärzten oder,
nehmen wir an, auch Rechtsanwälten oder Ziviltechnikern. Wir könnten schauen,
dass wir sie alle in die leeren Lokale hineinbekommen und so die Lücken
schließen, um wieder ein pulsierendes Leben in diesen Straßen zu garantieren.
Meine Damen
und Herren! Ich fordere daher die Stadt Wien auf, zu den bestehenden
Förderungen, die es für die Nahversorgung und für die Gastronomie gibt, auch
zusätzliche Akzente zu setzen. Neu hinzukommen sollte daher eine Aktion, die
Bezirksaktivitäten zur Erhaltung der Nahversorgung prämiert. Dazu sollen so
genannte Calls ausgeschrieben werden - ein System, das man im Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds ja bereits in der IT sehr gut anwendet und das gut
ankommt -, an denen sich die Bezirke mit Vorzeigeprojekten beteiligen können,
die entweder einer gesamten Geschäftsstraße zugute kommen, oder mit innovativen
Ideen, die nachweislich - nachweislich, meine Damen und Herren, auch darauf sei
hingewiesen! - zur Belebung von Geschäftsstraßen beitragen können. Ich darf
dafür zwei Beispiele anführen: Soho in Ottakring wäre so ein Beispiel, aber man
kann auch sagen, im Heumühlviertel im 4. Bezirk wäre etwas zu unternehmen.
Neu an dieser
Idee ist, wie gesagt, dass das die Bezirke in die Hand nehmen sollen; sie
sollen sich bei der Gemeinde Wien darum bewerben, dass sie eine Förderung
bekommen, um solche Ideen umsetzen zu können. Ich glaube, dass das sehr, sehr
wichtig wäre. Die Projektbeurteilung und die Projektauswahl sollte einer Jury
obliegen, die sich aus dem WWFF beziehungsweise aus dem
Einkaufsstraßen-Management der Wirtschaftskammer zusammensetzt und hier etwas
für die Bezirke unternimmt.
Meine Damen
und Herren! Ich darf in diesem Sinne einen Antrag zusammen mit meinem Kollegen
Mag Neuhuber stellen:
„Die Stadt Wien
stellt künftig Budgetmittel in derselben Höhe wie die jährliche Zuwendung für
Nahversorgungsaktionen der Stadt Wien und die bisher praktizierte Förderung der
Wiener Einkaufsstraßen, gemeinsam sind das rund 3,3 Millionen EUR pro
Jahr, für ein Projekt, welches Bezirksaktivitäten zur Erhaltung der
Nahversorgung prämiert, im Sinne der Antragsbegründung zur Verfügung. Die
Aktion soll zunächst als Pilotprojekt, befristet auf drei Jahre, durchgeführt
werden. Danach soll, nach einer entsprechenden Evaluierung, über eine
Fortsetzung entschieden werden.
In
formeller Hinsicht wird die Zuweisung des Antrages an den Ausschuss der
Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke
verlangt."
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