Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 123
Ich möchte aber auf einen prinzipiellen Unterschied aufmerksam machen. Beim Budget des Bundes handelt es sich um einen Gesetzesbeschluss und mit dem Gesetzesbeschluss sind die Abgeordneten des Nationalrats von jeder Mitwirkung an der Vollziehung ausgeschlossen. Das ist bei einem Budget der Stadt, einer Gemeinde, völlig anders. Du hast bei jedem Beschluss, wo es um Projekte geht, die Mitwirkung der Abgeordneten einschließlich der Opposition, überall dort, wo es sich um mehrjährige Projekte oder Projekte handelt, die ein gewisses Ausmaß unterschreiten. Das muss man aufeinander abstellen und miteinander in Verbindung bringen.
Ich bleibe
dabei, nach alldem, was gesagt worden ist: Das Budget 2005 ist ein
Leistungsbudget und kein Kürzungsbudget. Es bringt mehr Geld für soziale
Sicherheit, es bringt mehr Geld für Pflege und Spitalsbetreuung, es bringt mehr
Geld für Bildung und es bringt mehr Geld auch für Wirtschaftsförderung und
Beschäftigungspolitik. Daran kann alles das, was hier gesagt worden ist,
eigentlich nichts ändern.
Ich möchte zum
Vorfeld noch eine Bemerkung machen. Der GR Pfeiffer hat im Zusammenhang mit der
Frage der Transparenz des Budgets das Wort "Demokratiehygiene"
gebraucht und ich halte diesen Vergleich für mehr als problematisch. Wenn Sie
bedenken, dass Sie uns in einem Atemzug empfehlen, die Unterlagen zum Budget
der Bundesregierung als Vorbild zu nehmen und auf der anderen Seite auch aus
der laufenden öffentlichen Diskussion - und lesen Sie die Zeitungen heute nach,
wie das Verhalten der Bundesregierung gerade in dieser Frage des Umgangs mit
demokratiepolitischem Augenmaß zunehmend unter massive Kritik und zwar nicht
von der Opposition kommt, dann würde ich mich hüten, das eine mit dem anderen
zu verbinden. Man kann durchaus prüfen, ob man aus den Budgetunterlagen einiges
gewinnen kann, aber ich würde mir hier nicht empfehlen lassen, den Maßstab des
Augenmaßes der Bundesregierung für Demokratiehygiene zu unserem Maßstab zu machen.
Das wäre traurig! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! (GR Kurth-Bodo Blind: Der Applaus war auch
traurig! – Heiterkeit bei der FPÖ und ÖVP.) Ich habe nicht erwartet, dass
Sie applaudieren!
Der
Voranschlag 2005 enthält keinen wie immer gearteten Hinweis und auch
tatsächlich nichts, dass hier mit Gebührenerhöhungen oder Tariferhöhungen das
abgesichert werden soll, was zur Finanzierung der notwendigen Ausgaben
erforderlich ist.
Jetzt ist von
einer Reihe von Oppositionsabgeordneten - einige der Haupttäter sind nicht im
Saal - das zum Anlass genommen worden zu sagen, na, dann schauen wir sozusagen
auf die letzten 10°Jahre, was sich da alles ergibt. Und ich möchte doch einige
Beispiele aus diesem merkwürdigen Amalgam herausgreifen, um zu zeigen, wie hier
mit - mir ist ja unterstellt worden, ich arbeite mit Taschenspielertricks, aber
das sind ja wirkliche Taschenspielertricks, also Beispiel Friedhofsbus.
Ab
2. November dieses Jahres können die Wienerinnen und Wiener mit einer einfachen
Karte der WIENER LINIEN auch den Bus im Zentralfriedhof benützen und brauchen
für diesen nicht extra zu zahlen. Das nimmt der Kollege Serles zum Anlass, um
das als ein Beispiel für eine Belastung zu bezeichnen, nur deswegen, weil
diejenigen, die nur den Bus benützen, der von einem privaten Unternehmen
betrieben wird, um, glaube ich, fünf Cent mehr zahlen. Das ist manipulativ und
das demaskiert die Ernsthaftigkeit, mit der hier eine Belastungswelle
zusammengestellt wird!
Zweites
Beispiel, auch aus der Küche des Kollegen Serles: Der Spitalskostenbeitrag. Das
hat er übrigens, glaube ich, mit anderen von Ihnen ja auch noch gemeinsam
erwähnt. Der Spitalskostenbeitrag ist nicht erstmals ein Thema der
Finanzausgleichsverhandlungen gewesen. Sie sollten sich, meine Damen und Herren
von der Freiheitlichen Partei, daran erinnern, dass der Spitalskostenbeitrag
auch hier im Haus mit Ihren Stimmen beschlossen worden ist, und dass zum
Zweiten das natürlich eine Initiative der ÖVP-FPÖ-Regierung gewesen ist, dass es
zu dieser Erhöhung im Jahre 2004 gekommen ist. Das sollte man nicht
vergessen, wenn man von einem Belastungspaket der sozialdemokratischen
Stadtregierung spricht.
Dritter Punkt (Aufregung
bei GR Kurth-Bodo Blind.): Na, wenn Sie da einen Nachhilfeunterricht
brauchen, was da alles in den Jahren vorher beschlossen worden ist, bitte: Der
Kostenanteil Heilbehelfe, Hilfsmittel wurde um 10,3 Prozent im
Jahre 2004 erhöht. Die Rezeptgebühr, die hier auch mehrfach erwähnt worden
ist, ist ebenfalls von der schwarz-blauen Bundesregierung im Jahre 2004
erhöht worden. Und jetzt zu sagen, Sie waren die Helden, die die Rezeptgebühr
verhindert haben, ist ja absurd, meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist
ja lächerlich, wirklich! (Beifall bei der SPÖ.)
Der Kostenanteil
– wenn das nicht alles so traurig wäre, was Sie da angestellt haben, müsste man
ja jetzt wirklich nur mehr lachen – abnehmbarer Zahnersatz, Kunststoffe ist im
Jahre 2004 von 339 auf 702 angehoben worden, die Kuraufenthaltsbeiträge
sind im Jahre 2004 erhöht worden und die Ambulanzgebühr, die dem Kollegen
Kabas da hineingerutscht ist, ist natürlich auch von der schwarz-blauen
Bundesregierung und von den Freiheitlichen mit tapfer erhöht worden. Also sich
hier herzustellen, ob das der Herr Strache ist oder der Herr Kabas oder der
Herr Serles oder Sie, Kollege Schock, ist in Wirklichkeit lächerlich, ist
lächerlich!
Man kann dazu
stehen, dass das notwendig gewesen war oder nicht, man kann dazu stehen, dass
das die Linie der Regierung ist oder nicht, aber man kann sich nicht herstellen
und sich selbst lächerlich machen, indem man behauptet, jetzt zu diesem
Zeitpunkt sei man der Verteidiger derjenigen gewesen, die hier von solchen
Maßnahmen betroffen worden sind. Das ist lächerlich! (Beifall bei der SPÖ. –
Aufregung bei der FPÖ.)
In
dieselbe°... (StR DDr Eduard Schock: Sie haben unterschrieben!), Herr
Kollege Schock, in dieselbe Kategorie (StR DDr Eduard Schock: Sie haben
unterschrieben! Aber Sie haben unterschrieben!) „Wie kann ich mich
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