Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 123
selbst
lächerlich machen“ (StR DDr Eduard Schock: Sie haben die Erhöhung
unterschrieben!) gehört das Beispiel, das hier auch mehrfach strapaziert
worden ist - also Kabas als erster, Strache als zweiter, Serles als dritter,
Schock als vierter –, das ist die berühmte Unterstellung, der Bürgermeister der
Bundeshauptstadt Wien Dr Häupl hätte beim Städtebund und beim Städtetag eine
Liste von Belastungen vorgelegt. Was richtig daran ist, ist dass es einen
gemeinsamen Katalog des Städtebundes und des Gemeindebundes gibt und ich weiß
nicht, ob Sie jetzt vergessen haben, dass es auch der Herr Mödlhammer ist, der
der Chef des Gemeindebundes ist, die einfach eine Liste vorgelegt haben, welche
Möglichkeiten es gibt, wenn man an der Gemeindefinanzierung etwas verbessern
will. Also daraus abzuleiten, der Bürgermeister der Bundeshauptstadt Wien ist
der Träger einer Belastungslinie der Sozialdemokratie, gehört auch in die
Kategorie der Märchen, Sudelküche oder wie immer Sie das wollen, ich nehme das
nicht so bösartig, aber Sie sollten ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl mit
dem aufweisen, was anderen zumutbar ist, damit man sich nicht selbst lächerlich
macht.
Nächster
Punkt: Kabas hat hier gesagt: „Nein, nein, das stimmt ja nicht, dass die
Netzgebühren von Wien Energie gesenkt worden sind." Daher Korrektur: Er
hat Unrecht, er hat nicht Recht, die Netzgebühren für Strom sind zum ersten Mal
um 8,4 Prozent am 1.4.2002 und das zweite Mal wieder um 4,8 Prozent
am 1.11.2003 gesenkt worden und die Gasnetzgebühr wurde um 6 Prozent am
1.6.2004 mit der Konsequenz gesenkt, dass sich jetzt die geringfügige Anhebung
der Gasgebühren nicht einmal für die Betroffenen auswirkt, weil sie durch diese
Senkung der Netzgebühren kompensiert wird. Dazu auch noch eine Bemerkung: Wenn
Sie jetzt in den Zeitungen lesen, dass die Energieversorgungsunternehmen in
Österreich die Gaspreise hinaufheben - alle, fast alle, ja, es gibt zwei
Ausnahmen, die eine ist in Kärnten und die andere ist in Wien. Diese zwei
Energieunternehmen haben die Gaspreise jetzt nicht erhöht. (GR Dr Matthias
Tschirf: Ist das das Rieder-Haider-Abkommen?) Dass Sie das zum Anlass
nehmen, gegen Wien°Energie zu polemisieren und davon zu reden, dass es hier
wieder Preiserhöhungen geben wird (GR Dr Matthias Tschirf: Ist das das
Rieder-Haider-Abkommen?), das entspricht doch überhaupt nicht einem
verantwortungsvollen oppositionellen Umgang mit der Wahrheit. Das muss ich bei
dieser Gelegenheit auch anbringen.
Und wenn man
davon spricht, wer für steigende Belastungen verantwortlich ist, dann sollte
man sich eigentlich wieder kurz zurück erinnern, dass gleich der erste Schritt
nach der Bildung der Regierung im Jahr 2000 war, dass die Energieabgabe
verdoppelt worden ist. Also wenn das keine Belastung für die Bevölkerung
gewesen ist, die bis zum heutigen Tag fortdauert, dann weiß ich nicht, was eine
Belastung ist!
Nächster
Punkt, um es kurz zu machen: Die Arbeitslosenzahlen. Niemand in diesem Saal hat
auch nur die geringste Ambition, dieses Thema nicht 100-prozentig ernst zu
nehmen. Aber wie Sie mit dem Thema umgehen, trägt dazu bei, dass das in die
Dimension der politischen Auseinandersetzungen getragen wird, statt dass wir
eine ernsthafte, gemeinsame Diskussion über Maßnahmen machen, wie man damit
umgehen kann und zwar einschließlich der Bundesregierung. Es ist ja nicht so,
dass das ein Wettbewerb zwischen dem Bund oder der Stadt Wien ist, sondern es
ist ja die Frage, wie man hier gemeinsam zusammenarbeiten kann. Und jetzt sage
ich Ihnen, im Oktober dieses Jahres hat es in allen Bundesländern Steigerungen
der Arbeitslosigkeit gegeben mit einer Ausnahme, nein, sogar mit einer zweiten
Ausnahme, aber mit dem höchsten Rückgang in Wien. Wie man dann wie der Herr
Kabas sich hinstellen kann und sagen kann, in Wien ist jeder zweite der neu
hinzukommenden Arbeitslosen, wo doch in Wien keine neuen Arbeitslosen
dazukommen, sondern die Arbeitslosigkeit zurückgeht, verstehe ich nicht. Das
ist offenbar eine Platte, die noch aus einer vergangenen Periode stammt und
nicht respektiert, dass es da in den letzten drei Monaten eine Trendrückkehr
gegeben hat. Noch immer zu wenig, noch immer müssen wir mehr gegen die
Arbeitslosigkeit tun, aber das so einfach fortzuschreiben, ist auch schlampig,
sage ich ganz offen dazu.
Der nächste
Punkt: Lehrstellensuchende. Auch da hat Herr Kabas behauptet, es gibt in Wien
5 000 Lehr-stellensuchende. Das stimmt nicht. AMS-Bericht:
1 800, schlimm genug. Wozu muss man jetzt übertreiben und behaupten, es
sind 5 000? Es sind 1 800, für die vorgesorgt wird, wo immer es geht
und wie es möglich ist und auch mit zusätzlichen Mitteln der Stadt. Es ist ein
ernstes Problem, aber warum man da einfach manipulativ oder unwahre
Behauptungen aufstellt, verstehe ich nicht.
In diesem
Zusammenhang möchte ich noch eine Bemerkung an den Kollegen Aichinger machen.
Kollege Aichinger, Ihr Vorschlag, den wir ja dann im Ausschuss diskutieren
werden, hat nur einen kleinen Schönheitsfehler, nämlich dass in Wien jede
vierte Lehrstelle von jemandem in Anspruch genommen wird, der Nichtwiener ist.
Warum dann die Wiener aus ihren Kommunalsteuereinnahmen auch jene Lehrstellen
honorieren sollen, die für Nichtwiener geschaffen werden, wird niemand
verstehen. Daher denke ich mir, dass man die Idee durchaus diskutieren kann,
genauso wie die Idee des Ausgleichsfonds. Ich kann mir durchaus vorstellen,
dass man beide Ideen kombiniert und dass man sagt, wenn die Wirtschaft einen
Beitrag selbst einbringt, dann verdoppelt das beispielsweise die Stadt Wien. So
etwas wäre vorstellbar und ich warte schon lange darauf, dass von Seiten der
Wirtschaft dieses zugesagte Projekt – es ist das von Seiten der Spitze der
Wirtschaftskammer in Wien ja zugesagt, dass wir dieses branchenspezifische
Modell des Ausgleichsfonds übernehmen wollen. Aber natürlich bin ich da bereit
zu sagen, tragen wir etwas bei. Nur, nur den Steuerzahler zur Kassa zu bitten,
noch dazu, wo sich diese Prämie der Bundesregierung bisher nicht wirklich
bewährt hat, das müssen wir diskutieren. Reden wir darüber, aber versuchen wir
nicht, nur den Steuerzahler zur Kassa zu bitten!
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular