Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 123
Gemeinderäte ohnehin alles wissen, weil alle Projekte in den Ausschüssen beschlossen werden. So ist es nicht mehr. Das war immer unsere Kritik an dem Fonds, dass wir nunmehr nicht informiert sind und wir daher ein demokratiepolitisches Problem diagnostiziert haben.
Meine Damen
und Herren, zum Bereich der Obdachlosen: Sie wissen es, ich weiß es, wir wissen
es alle, es gibt immer noch zu wenig Dauerwohnplätze, also Plätze, wo Menschen
in Wohnungen leben, ein eigenes Dach über dem Kopf haben, wissen, sie sind dort
zu Hause, haben eine Privatsphäre, machen die Türe hinter sich zu und haben
etwas Eigenes. Davon gibt es immer noch zu wenig. Daher deponiere ich jetzt und
hier für die GRÜNEN unseren ganz besonderen Wunsch nach viel mehr
Dauerwohnplätzen. “Viel mehr“ ist ein ungenauer Begriff. Ich kann es nur
"bedarfsorientiert" nennen. Wir wissen zum Beispiel nicht, wie viele
Frauen tatsächlich verdeckt obdachlos sind. Da kann man immer nur Schätzungen
anbringen. Wir müssen leider annehmen, dass es doch sehr viele Frauen sind und
jedenfalls großer Handlungsbedarf ist. Da wird es mit dem, was ich jetzt gehört
habe, was geplant ist, noch nicht getan sein. Aber ich bin froh, dass jetzt
einmal ein Anfang in die richtige Richtung gemacht wird. (GRin Erika Stubenvoll: Es gibt 640 Plätze!) Ja, es ist schon
alles klar, aber wir wissen trotzdem alle beide und viele andere
Gemeinderätinnen und Gemeinderäte auch, dass da noch ein großer Handlungsbedarf
ist.
Jetzt zu
diesen Notplätzen: Es ist mir lieber, ein obdachloser Mensch hat im Winter
einen Notplatz, als er muss im Freien nächtigen, wenn er gar nichts hat. (GR Dr Herbert Madejski: Keine Frage, da
sind wir alle einer Meinung!) Das ist um Häuser besser. Da sind wir
wahrscheinlich auch alle einer Meinung. Aber so ein Notplatz ist nun einmal
nicht das Gelbe vom Ei. Da müssen wir wahrscheinlich auch alle einer Meinung
sein. Wer je im Winter in der “Gruft“ war und sich angeschaut hat, unter
welchen Umständen dort die Menschen geschlichtet und geschachtelt sind, der
weiß, das ist fürchterlich. Es ist wirklich etwas, wo man sich schwer tut
hinzuschauen und dort zu bleiben. Wenn man hinausgeht, dann ist einem wirklich
einfach anders. Meiner Meinung nach ist das eine Schande für Wien, die es zu
beseitigen gilt.
Daher nochmals
mein Appell an Dauerwohnplätze, nochmals mein Appell, das Problem der verdeckt
obdachlosen Frauen endlich zu lösen. Nochmals mein Appell heute, ich weiß, ich
mache es in jeder Budgetsitzung und zwischendurch auch immer wieder, sich
endlich systematisch und intensiv der psychisch kranken Personen, die es unter
den Obdachlosen in einer leider sehr großen Anzahl gibt, zu widmen. (GRin
Erika Stubenvoll: Es gibt doch etwas!) Ich weiß, das ist wieder ein
nächster Schritt, ist alles vollkommen klar. Wir wissen aber auch, dass da das
Problem noch ein sehr großes ist. Wer durch Wien geht, sieht es auch. Wir
wissen es alle, die Schätzungen sind sehr hoch, auch von Seiten der
Einrichtungen, um wie viele Personen es sich dabei handelt, wobei
möglicherweise welche darunter sind, die deswegen psychisch verwirrt sind, weil
sie schon so lange auf der Straße sind. Man weiß nicht immer, was Ursache und
Wirkung ist. Es ist gar nicht so leicht, das zu beurteilen. Daher auch da meine
große Bitte und mein Appell, es soll sich etwas ändern und es muss sich etwas
ändern. Nichts anderes hat Maria Vassilakou in ihrer Rede heute auch ausdrücken
wollen.
Jetzt wechsle
ich zum Sucht- und Drogenbereich und bringe auch da einige Wünsche, ein
bisschen Kritik, ein bisschen Appell und ein bisschen Forderung an. Meine Damen
und Herren, wir haben es in diesem Bereich mit ganz vielen Problemen zu tun.
Ich fange
einmal beim Therapieproblem an. Wir haben eine lange Diskussion hinter uns, die
während des ganzen Jahres gelaufen ist. Aber es gibt das Problem, den richtigen
Therapieplatz für eine Person zu finden. Es gibt Menschen, die auf einen
stationären Platz sehr lange warten. Es gibt Leute in Wien, die monatelang auf
einen stationären Therapieplatz warten und keinen bekommen. Jetzt haben wir uns
dazu durchgerungen. Es wird eine Neuordnung geben. Es soll einen Arbeitskreis
geben. Das alles wird einer Reform, einer Modernisierung, einer Aktualisierung
der ganzen Sache unterliegen. Ich bin froh, dass es da eine Änderung geben
wird, unterstütze auch das voll, aber verzeihen Sie mir bitte meine Ungeduld.
Mir dauert es jetzt schon zu lange. Ich denke, da muss man vielleicht ein
bisschen mehr Tempo hineinnehmen und darauf schauen, dass man auf einen grünen
Zweig kommt.
Wir waren
vergangenes Wochenende auf der Seniorinnen- und Seniorenmesse, meine Damen und
Herren. Ich kann Ihnen sagen, mittlerweile haben die meisten Seniorinnen und
Senioren die SPÖ überholt.
Ganz geschwind
sind die unterwegs, während in diesem Haus, nämlich für Cannabis auf
Krankenschein, seit Jahren nichts weitergeht. Es ist unwahrscheinlich, wie
Dinge nicht weitergehen können, obwohl sie irgendwann einmal mit einem Antrag
durchaus begonnen haben. Wir haben dort mit vielen alten Menschen, beginnend
von meinem Alter bis hinauf zu den 90-Jährigen gesprochen. Die sind offen für
dieses Cannabis als Medizin, ganz offene Menschen. Eine Krankenschwester hat
uns überhaupt gesagt, in ihrem Pflegeheim, wo sie arbeitet, sind alle Schwester
für das Cannabis als Medizin. (GR Dr
Herbert Madejski: Das ist aber keine Aussagekraft, wenn eine Krankenschwester
für Cannabis ist und die Wissenschaft nicht erklärt, warum das so ist! Bei
aller Wertschätzung für die Krankenschwester!)
Bitte,
liebe Abgeordnete von der FPÖ, deswegen haben wir ja einen Antrag eingebracht,
und zwar schon vor Jahren. Da sollte eine Studie gemacht werden. Das wollten
wir alles untersuchen. Viele Studien gibt es auch schon. (GR Dr Herbert Madejski: Man kann es auch auf Krankenschein bekommen!)
Man kann natürlich sagen, ich mache jahrelang nichts. Nur, nicht böse sein, ich
halte nichts davon. Ich bin dafür, dass Cannabis auf Krankenschein endlich
einmal durchgesetzt wird. (GR Dr Herbert
Madejski: Das gibt es ja!) - Schauen Sie, ich sitze mit dem Herrn GR
Kowarik im Beirat. Wir wissen, was es gibt und wir wissen, was es nicht gibt.
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