Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 123
haben, über
40 000 Quadratmeter groß werden. Der Zentralbahnhof bewegt sich
irgendwo zwischen 25 000, dem Wunsch der Politik, und
50 000 Quadratmetern, dem Wunsch des Developers.
Ein
Plus, meine Damen und Herren, ergibt sich ohnehin aus der Tatsache, dass sich
Einkaufszentren, wie wir alle wissen, wie schwarze Löcher verhalten und sich
von selbst ausdehnen, also immer größer werden, ohne dass man etwas dazutut,
daraus, dass viele kleine, nicht so prominente Lagen in meiner Aufzählung gar
nicht enthalten sind, und ferner natürlich daraus, dass auch alle bestehenden
Einkaufszentren - ganz egal, ob die Gasometer mit dem Argument, dass sie
schlecht gehen, oder das Donauzentrum, dass es wettbewerbsfähig bleiben muss,
oder die Lugner-City, dass sie wettbewerbsfähig bleiben muss - weiter ausbauen
wollen. Dann kommen noch die nicht mitgezählten Fachmärkte und Baumärkte, die
auch hie und da errichtet werden, noch dazu.
Das
heißt, wir reden ohne Übertreibung in den nächsten Jahren über eine neu
hinzukommende Dimension an Flächen von 150 000 bis
200 000 Quadratmetern. Und das, obwohl - wie Kollege Aichinger heute
am Vormittag in seiner Rede festgestellt hat - zirka 600 Geschäftslokale
derzeit bei den Einkaufsstraßenvereinen als leer stehend gemeldet wurden oder
dass, in Quadratmetern ausgedrückt, 102 000 Quadratmeter an Flächen
leer stehen.
Diese
150 000- bis 200 000-Quadratmeter-Super-keule, möchte ich fast sagen,
für die Wiener Nahversorgung ist eine Dimension, die man in einen Vergleich
bringen muss, weil ja "150 000 Quadratmeter" so läppisch
klingt. Das ist locker noch einmal die gesamte innere Mariahilfer Straße! Die
Shopping-City beim Millennium Tower hat ungefähr um 25 000 Quadratmeter,
wir reden also von 6 bis 8 Mal dem Millennium-Einkaufszentrum bei dem, was in
den nächsten Jahren an einigen wenigen Standorten neu entstehen wird.
Meine
Damen und Herren! Jetzt kann man natürlich auf dem Standpunkt stehen, das ist
die Marktwirtschaft, das ist, wie es so schön heißt, das Survival of the
Fittest, das ist ein Verdrängungswettbewerb, da wird es ein paar geben, die
sich durchsetzen werden, und ein paar andere - nämlich meistens die kleinen
Einzelhändler -, die untergehen werden. Oder man geht in diesem Bereich - das
wäre die andere Möglichkeit - mit Sach- und Hausverstand vor und greift dort,
wo es wirklich notwendig ist, ein wenig dämpfend, ein wenig regulierend ein,
ohne dabei die Mechanismen der Marktwirtschaft völlig auszuschließen.
Wozu
sonst überhaupt Raumordnung? Wenn ich sage, du darfst überall bauen, wo die
U-Bahn ein paar Menschen herauslässt, dann ist das sehr einfach. Wozu brauche
ich dann noch eine Raumordnung? Wozu brauche ich dann eine Flächenwidmung in
Wien? Dann soll jeder dort bauen, wo er sowieso will.
Meine
Damen und Herren! Die Mega-Einkaufszentren haben es in Wien bei der
Flächenwidmung leicht, viel leichter als so mancher kleine Handels- oder
Handwerksbetrieb, dem weiß Gott wie viele Hölzchen in den Weg gelegt werden,
wenn er nur seinen Hof als neue Werkstätte ausbauen will, den Hof überdachen
oder sonst was tun möchte. Wir wissen um die Probleme der Flächenwidmung, wie
diese Kleinunternehmer immer wieder zu kämpfen haben. Aber ich bekomme heute
leichter die Widmung für ein 25 000-Quadratmeter-Ein-kaufszentrum als für
die zum Überleben eines Handwerkers notwendige Erweiterung seiner
Betriebsstätte. Das ist die Flächenwidmungspolitik à la SPÖ.
Meine
Damen und Herren von der Sozialdemokratie! Ich meine, es ist ja keine Schande,
die Partei der Immobilienunternehmer und der Großkonzerne zu sein. Das ist
überhaupt keine Schande, ich verstehe es ja. Aber dann bekennen Sie sich doch
auch dazu, meine Damen und Herren! Und sagen Sie es einmal wirklich: Sie
wollen, dass die Kleinunternehmen in Wien verschwinden, Sie wollen große
Einkaufszentren fördern. Bitte kommen Sie heraus - Kollege Strobl ist wie
immer, wenn es um diese Frage geht, flüchtig. Ich würde es gerne einmal sehen,
dass er hier herauskommt und wirklich sagt, was er von diesen Einkaufszentren
hält. Das wird sicherlich noch einmal eine spannende Diskussion werden. Herr
Strobl, meine Damen und Herren! Sagen Sie uns, was Sie davon halten, wenn der
letzte Kleinunternehmer aus den Einkaufsstraßen und den Nebenlagen verschwunden
ist. Sagen Sie es uns doch!
Oder,
meine Damen und Herren, die andere Version ist - sehen Sie, dann brauchen Sie
gar nichts dazu zu sagen -, Sie haben gar keine Strategie. Die Strategie der
Stadtplanung ist, keine Strategie zu haben, Stadtplanung passiert. Oder es geht
in manchen Fällen, gerade bei diesen Einkaufszentren, siehe Brachmühle oder
Happel-Stadion, vielmehr darum, Günstlingen der Wiener Sozialdemokratie
irgendwie zu einem guten Standort zu verhelfen.
Meine
Damen und Herren! Diese Nicht-Strategie bei den Einkaufszentren ist einer der
Gründe, warum wir dem Budget nicht zustimmen werden. Wir haben am Mittwoch beim
Strategieplan noch ausreichend Gelegenheit, über dieses Thema zu reden.
Ich
bin auch - mit 25 Sekunden darüber - in der Zeit geblieben und hoffe, dass
das weiter Vorbildwirkung hat. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Frau GRin Trammer hat sich zum Wort gemeldet.
Ich erteile es ihr.
GRin
Heike Trammer (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke
schön, Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich
habe hier die Analyse des Budgets 2005, und diese ist ein echter Schock. Ein
echter Schock in doppelter Hinsicht, nämlich erstens, weil sie von unserem
echten Doppeldoktor Edi Schock erstellt wurde, und zweitens, weil sie die
schonungslose Wahrheit über die Budgettricks der SPÖ aufdeckt.
Sehr geehrte Damen und Herren! Mit diesem Budget, welches
uns heute vorgelegt wird, verkaufen Sie den Menschen gebratenes Eis am Stiel,
nicht mehr und nicht weniger! Sie verkaufen den Menschen gebratenes Eis
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