Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 99 von 123
am Stiel, wenn Sie sich hier
herstellen und von dieser Stelle aus behaupten, dass Sie hier in Wien - und mit
Ihrem "Gusi-Startklar", der so verträumt lächelnd von den
Plakatwänden herabblickt - einen beinharten Sparkurs führen können, und auf der
anderen Seite gleichzeitig Millionen verschenken. Diesen Bären, meine sehr
geehrten Damen und Herren von der SPÖ, wollen Sie den Bürgerinnen und Bürgern
in Wien doch wohl nicht aufbinden!
Denn
dieses Budget spricht auch eine andere Sprache. Sie sollten sich lieber bei den
BürgerInnen dieser Stadt für dieses grauenhafte Budget entschuldigen. Sie sind
doch im Entschuldigen der absolute Meister, und da könnten Sie auch hier gleich
fortfahren. Ich erinnere mich noch an die Rede des Kollegen Kurt Wagner -
leider ist er nicht anwesend -, in der er sich beim Volksanwalt Kostelka x-mal
für den niederschmetternden Bericht über die Zustände in den Wiener
Pflegeheimen entschuldigte. Kollege Wagner hat sich so oft entschuldigend in
Demut vor seinem Kollegen Kostelka verbeugt, dass ich schon Angst gehabt habe,
er fällt vornüber.
Aber,
meine Damen und Herren von der SPÖ, wie wäre es denn einmal mit der Wahrheit?
Wie wäre es, wenn Sie den Menschen verraten, dass in Wien in den letzten
10°Jahren Häupl-Regierung 34 000 Arbeitsplätze verloren gegangen
sind? Und wer hat denn vor 10°Jah-ren regiert, wer hat die Bundesregierung
gestellt? Wenn ich mich recht erinnere, war es die SPÖ, vor 10°Jahren war die
SPÖ in der Bundesregierung am Ruder. Sie ist zwar mehr oder weniger im Kreis
gerudert und hat auch in diesem Land nicht sehr viel weitergebracht, aber sie
ist dennoch verantwortlich. Sie ist verantwortlich für diese Situation, in der
wir uns heute befinden, und ich denke, das haben wir alle in diesem Saal jetzt
hoffentlich auch verstanden.
Für
dieses Budget 2005 wurde ja wieder ausreichend in die Trickkiste gegriffen. So
stiehlt sich die SPÖ mit Gründungen von Fonds, Aktien- und
Kapitalgesellschaften aus ihrer Verantwortung, denn mit derartigen Gründungen
umgeht sie geschickt die Kontrolle durch den Gemeinderat. Auch in der
Stadtentwicklung werden immer mehr Entwicklungsgesellschaften eingesetzt.
Die
Betriebsgesellschaft Laxenburg, zur Wiener Holding gehörend, hat sich ja im
letzten Sommer durch die überfallsartige Kündigung von Hunderten Wiener
Dauer-Campern ein besonders ungustiöses Stückerl geleistet. Das wurde auch in
der ORF-Sendung "Am Schauplatz" ausreichend und eindrucksvoll
geschildert. Bis heute ist dieser Campingplatz eine G’stätten, Sanierungsmaßnahmen
wurden nicht getätigt, und kein Mensch weiß, was diese Vorgangsweise eigentlich
sollte. Einer der SPÖ-Kollegen ist ja Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft
Laxenburg, vielleicht kann er uns über Details näher informieren. (GR Dr
Herbert Madejski: Wer ist das?) Der Herr Kollege weiß es schon. (Zwischenruf
von GR Dr Herbert Madejski.) Bitte? (GR Dr Herbert Madejski: Wer ist
das? - GR Godwin Schuster: Der Kollege Reiter ist es!) Herr Kollege Reiter
ist es, der Vorsitzende - hast du nicht gewusst? (GR Godwin Schuster: Wissen
wir ja, haben wir ja hier beschlossen! - Zwischenruf von GR Dr Herbert
Madejski.) Ach so.
Was
bietet die Stadtplanung dem Steuerzahler sonst noch? - Nun, da haben wir
Flächenwidmungspläne gehabt, die 14 Tage vor Abschluss der öffentlichen
Auflage zur Beschlussfassung in die Bezirksvertretung und in den Gemeinderat
gekommen sind. So geschehen im 20. Bezirk, Herr Kollege VALENTIN, Sie
erinnern sich, nehme ich an. Sie haben mir damals über einen Pressedienst
ausrichten lassen, das sei nur eine geringfügige Verkürzung der Auflagefrist. (GR
Erich VALENTIN: Sehr ...!) 14 Tage sind keine geringfügige Verkürzung.
Ich habe ein Rechtsgutachten erstellen lassen, und das Erkenntnis des
Verfassungsgerichtshofes geht auch in eine andere Richtung. Ich kann Ihnen das
gerne zur Verfügung stellen und ein bisschen Nachhilfeunterricht geben.
Bleiben
wir gleich im 20. Bezirk und wenden wir uns dem Millennium Tower zu.
Nachdem er in schöner Regelmäßigkeit, wie wir alle wissen, mit Hilfe des
§ 69 ständig in die Höhe gewachsen ist, ist er jetzt, was die
Millennium-Geschäftsflächen betrifft, still und heimlich sozusagen in die
Breite gewachsen, weil es ja höher nicht mehr geht. Man erinnert sich, im
Bereich des Bauteils eins waren lediglich 10 000 Quadratmeter als
Geschäftsflächen im Millennium-Zentrum ursprünglich gewidmet und beschlossen,
tatsächlich sind es derzeit 15 000 Quadratmeter. Das ist eine
unzulässige Überschreitung im Ausmaß von 50 Prozent.
Wie
legalisiert man das seitens der Stadtplanung? - Richtig, indem man nachträglich
einen Flächenwidmungsplan beschließen lässt, der sogar einen kleinen Polster
von zusätzlichen 2 000 Quadratmetern für Fälle von weiteren
wundersamen Geschäftsflächenvermehrungen vorsieht. Der damalige Bauherr hat
also bestehende Vorschriften völlig ignoriert, mehr Geschäftsflächen errichtet,
als beschlossen, und die Gemeinde Wien sozusagen hinters Licht geführt. Man
sanktionierte nun nachträglich mit einem korrigierten Flächenwidmungsplan
seitens der Stadtplanung. Das ist wirklich schwere Kost!
Wundersame
Geschäftsflächenvermehrung auch im 2. Bezirk beim Prater-Messe-Projekt:
Wir bekommen zwar dafür eine Busgarage vom Investor - wenn es wahr ist, und was
dann auch sehr löblich ist -, aber bei einer besseren Planung hätte man das
auch im Masterplan für dieses Gebiet vorsehen können.
Auch
beim Projekt Wien-Mitte ist, denke ich, auf Geschäftsflächen größter Wert zu
legen, aber auch darauf zu achten, dass es nicht wieder zu einer wundersamen
Vermehrung kommt. Denn ich denke, mehr Geschäftsflächen gerade im Bereich
Wien-Mitte würden zu Lasten von Parkplätzen gehen.
Sehr geehrter Herr Stadtrat! Kein Wunder also, dass diese
nachträglichen Geschichten bei der Opposition eher für Unmut sorgen.
Zurück zum 20. Bezirk: Im letzten Planungsausschuss
sollte ein Flächenwidmungsplan beschlossen werden, in dem die ursprünglich
geplanten
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