Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 88
geehrten Damen und Herren!
Das vorliegende Budget sowie die ersten 100°Tage der
Amtszeit unserer neuen, frischgebackenen Umweltstadträtin bringen eigentlich
leider keine Entwarnung für die etwas abgerutschte Umweltpolitik der letzten
Jahre. Es ist schade für die Umwelt, meine Damen und Herren, und wenn das so
fortgesetzt wird, dann könnte dies zu einem irreparablen Phänomen dieser
Stadtregierung führen, das wir alle nicht wollen.
Dabei geht der Frau Stadträtin, und das wissen wir
alle, ein durchaus guter Ruf voraus, nur, niedergeschlagen hat sich das
eigentlich noch nicht wirklich, jedenfalls nicht in umweltpolitischen
Initiativen, bei denen wir sagen können: Jetzt gibt es endlich einmal einen
umweltpolitischen Neustart mit für alle Bereiche ausgearbeiteten
Umweltkonzepten. Davon ist leider nicht sehr viel zu bemerken, aber es wäre
sehr begrüßenswert. Deshalb auch, weil die Umweltpolitik in den letzten Jahren
im Vergleich zu früher eine viel geringere Rolle spielt, das wissen Sie alle,
und das ist schade, denn die Umwelt ist und bleibt eines der wichtigsten
Themen, die wir immer wieder zu behandeln haben.
Aber es genügt unserer Meinung nach nicht, nur in
Zeitungen zu stehen. Fotos unserer Umweltstadträtin, die durchaus sehr
attraktiv ist, muss man natürlich immer wieder sagen, sind nicht immer das, was
wir brauchen, was wir wollen. Es wäre jetzt an der Zeit, Punkt für Punkt
Umweltdefizite mit wirklich wirksamen Maßnahmen zu beseitigen.
So eine Politik würde auch den Bürgerwünschen
wirklich entsprechen, meine Damen und Herren. Aus jüngsten Umfragen geht
eindeutig hervor, was unsere Bürger stört, wie der Lärm, mangelndes Grün und
die schlechte Luft. Wir hören es immer wieder. Und hier müssen wir eine
Verbesserung durchführen, das würden sich auch unsere Bürger wirklich wünschen.
Doch mit einem Budget wie dem vorliegenden Budget wird diesen Wünschen der
Bürger leider nicht, lieber Paul, entgegengekommen. Ich begrüße dich.
Dazu legt es zu wenig Initiativen fest. Bei der
Lektüre des Zahlenwerks fällt uns eindeutig die in diesem Zusammenhang
festgelegte Fortschreibung auf, die keinen Kurswechsel in der Budgetpolitik des
Umweltressorts zulässt. Aber ohne einige Momente des Kurswechsels bei den
Budgetzahlen wird sich auch an der derzeit noch immer schwachen Umweltpolitik
dieser Stadtregierung leider nichts ändern.
Das spiegelt sich auch in der alltäglichen
Umweltpolitik wider. Da werden manche aktuellen kommunalpolitischen
Umweltfragen einfach ausgespart zugunsten von bundespolitischen Themen. So
erleben wir halt starke Aktivitäten, was die Verpackungsordnung betrifft. Aber
wir warten noch immer auf Erfolge bei der Müllsammlung, bei der Wien nach wie
vor in einigen Bereichen großen Aufholbedarf hat.
Der Gentechnik, eigentlich vor allem ein Bundesthema,
wenn nicht gar ein Europathema, muss ich sagen, wird seitens unserer Stadträtin
ein sehr breiter Raum zugewiesen, der Frage des Amselsterbens, das in Wien
aufgetreten ist, eher weniger. Das ist schade. Wir warten auch vergebens auf
das Engagement des Umweltressorts bei den Bürgerthemen Handymasten,
Klokläranlagen und Bleiwasserleitungen, die auch noch existent sind. Diese
Themen werden zwischen den zuständigen Akteuren der Stadtregierung hin- und
hergeschoben, obwohl die Bürgerbesorgnis auf Grund dieser Fragen wirklich sehr
hoch ist. Hier müsste eine Umweltstadträtin eindeutig Stellung beziehen und
etwa in einem konzeptiven Programm Punkt für Punkt in Angriff nehmen. Doch
davon ist leider derzeit nicht sehr viel zu bemerken, denn die Umweltstadträtin
beschränkt sich auf so Tipps wie an die Bundesregierung, an die EU-Ebene
bezüglich der Gentechnik. Aber die Probleme, die vor unserer Haustüre
vorgefunden werden, die sind leider nicht bearbeitet.
Es fehlt uns die Stimme der Umweltstadträtin bei der
Gewässerrenaturierung. Hier wird einfach zur Kenntnis genommen, dass diese
nicht wie geplant stattfindet und daher der Donaukanal – das ist ein großes
Anliegen auch von uns – weiter kein Herzeigemodell für Wien ist und nicht zu
einer Großstadtoase wird, wie es eigentlich seinem Potential entsprechen würde.
Aber auch der Wienfluss wird weiterhin in sein
Betonbecken eingezwängt bleiben, weil es die Vorgänger nicht geschafft haben,
hier das entsprechende Geld zur Verfügung zu stellen oder sicherzustellen.
Anstatt den Wienfluss von Hütteldorf bis zum Karlsplatz zu renaturieren, gibt
es jetzt leider nur eine 100°Meter lange Versuchsstrecke, meine Damen und
Herren, bei der es aber wahrscheinlich aller Voraussicht nach auch bleiben
wird.
Zum Thema Müll. Hier verzeichnen wir einen Zuwachs
der Restmüllmenge. Wir wissen es alle. Und auch die MA 48, wir haben es in
vielen Zeitungsmeldungen und Fernsehspots gesehen, bemüht sich hier, durch
Neuaufstellungen von Mistkübeln zu den Bürgern zu kommen. Aber es ist noch viel
Zeit erforderlich, um hier die Bürger auch richtig zu instruieren, um ihnen zu
sagen – Kollege Maresch hat das einmal in einer Ausschusssitzung auch erwähnt
–, man muss unbedingt die Plastikbehälter, die Flaschen so zusammendrücken,
dass sie weniger Platz einnehmen, sonst ist der Kübel gleich voll und dann ist
der Erfolg nicht gegeben. Also Sie sehen, auch hier ist ein großer Aufholbedarf
bei der Aufklärung der Bürger, um Erfolge zu erzielen.
Was mich auch immer wieder sehr aufstößt, ist wenn
Sie heute nachdenken: Es wurde bekanntlich am Beginn unserer Legislaturperiode
ein wirklich großes Grundstück, ein Areal in Hirschstetten angeschafft, das
alle Platzprobleme, die es gegeben hat für die Zentrale in der Einsiedlergasse,
hätte ausräumen können. Aber leider, es ist nichts passiert, und es wird auch
im Budgetvoranschlag für die nächsten Jahre kaum Geld dafür vorgesehen sein.
Ich
glaube, darin einen für die Abfallwirtschaft Wiens sehr unhaltbaren Zustand zu
erkennen. Es muss schleunigst nach einem vierjährigen Projektstopp mit dem
Gelände etwas passieren, denn sonst wird meiner Meinung nach das Umweltressort
zum Erfüllungsgehilfen für die Grundstückstransfers gemacht, die auch bereits,
und Sie
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