Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 88
noch stärker in das Scheinwerferlicht der
Öffentlichkeit zerren, das verspreche ich Ihnen. (Beifall bei der ÖVP.)
Zwei Dinge zu den Vereinigten Bühnen:
Zu viel Geld schon in der Ära Weck. Ganz schlimm. Im
Schnitt, wir haben es uns seit dem Jahr 1990 bis jetzt angeschaut,
inklusive des Ronacherausbaus, hat die Stadt Wien pro Jahr 21,4 Millionen EUR
in dieses Unternehmen investiert. Das sind im Schnitt 300 Millionen S
im Jahr, damit wir ein schönes Bild vor Augen haben.
Besucher: Es gibt ein massives Besucherproblem.
Rührend, wenn der jetzige kaufmännische Intendant beginnt zu argumentieren, da
hat man eben die Probleme, im Augenblick ist nicht ganz so eine günstige Zeit
für Musical und das schlägt sich auf Grund der internationalen Tourismusströme
und so weiter halt leider in den Bilanzen nieder. Kleines Problem für uns
Wiener, freuen wir uns: Wien feiert zu Recht jedes Jahr einen Tourismusrekord
nach dem anderen. Interessanterweise dürften sie wegen des Musicals nicht
kommen, weil sonst ist es nicht nachvollziehbar, dass die Tourismuszahlen jedes
Jahr steigen, aber die Musicalzahlen in den letzten Jahren zurückgehen. Da
stimmt doch irgendetwas nicht. Aber auch wenn man so erfolgreich argumentiert,
dann wird man noch immer sagen, ein Erfolgsbonus, zumindest sozusagen für die
Bewältigung dialektischer Herausforderungen in der Argumentation, warum die
Vereinigten Bühnen 300 Millionen S nicht nur bekommen, sondern in
Zukunft noch mehr bekommen wollen.
Der dritte Punkt, die künstlerische Qualität: Ich
habe mir als Kulturpolitiker immer vorgenommen, öffentlich nicht künstlerische
Qualitäten zu werten. Ich tue das hier deshalb, weil selbst die Frau
Intendantin Zechner zu Recht sagt, dass es hier um Unterhaltungskultur geht und
da traue ich mir schon Wertungen abzugeben. Und um es klipp und klar zu sagen,
Musicals und die Vereinigten Bühnen spielen eben nicht in der Liga der
Volksoper oder des Theaters in der Josefstadt, sondern das ist eine andere
Kategorie. Das ist die Kategorie von "Riverdance", das ist die
Kategorie von "Cirque du Soleil", die an sich in der westlichen Welt
mit großem Erfolg und sogar mit Profit gespielt haben und das ist gut, weil
Menschen ein Recht darauf haben, sich zu unterhalten.
In Wien subventionieren wir es hoch aus bekannten
Gründen. (GRin Mag Heidemarie
Unterreiner: Das hat aber der Marboe auch getan!) Da gibt es Teile, die
argumentierbar sind, nämlich die Erhaltung historischer Spielstätten und so
weiter, aber nicht in diesem Ausmaß, und bitte das nicht zu verwechseln mit der
klassischen Kulturförderung, die wir im Theaterbereich machen. Das ist eine
andere Spielwiese und dort müssen sich die Vereinigten Bühnen messen. Da muss
ich leider wirklich sagen, "Cats" war eine Superidee. Das ist auch
das, was viele Menschen noch den Vereinigten Bühnen verbinden. Aber wir haben
eine einzige Katastrophe und eine einzige wirklich erfolgreiche
Eigenproduktion, nämlich auch wirtschaftlich, und das war
"Elisabeth". Über alles andere, von "Mozart" angefangen bis
über "Barbarella", will ich gar nicht reden. Das ist in Wirklichkeit
eine Katastrophe, die auf Grund der Subventionierung dieses geschützten
Bereichs völlig abgehoben vom Markt produzieren kann. Auf der einen Seite
spielt man immer das marktwirtschaftliche Unternehmen, ist aber nicht bereit,
Bilanzen zu veröffentlichen und eine Transparenz zu üben. Andererseits hängt man
ganz kräftig am Tropf des Steuerzahlers.
Wir versprechen, wir werden mit allen Mitteln dafür
kämpfen, dass diese erhöhte Subventionierung in der Zukunft abgestellt wird! (Beifall
bei der ÖVP.)
Jetzt komme ich schon zur Ära Marboe. Die Ära Marboe
war die einzige Ära, wo, das kannst auch du nicht abstreiten, weil ich habe das
damals selber gemacht, wir ein Hearing zu den Vereinigten Bühnen gemacht haben (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Stimmt!),
wo man Transparenz zumindest versucht hat, soweit das möglich war. Sogar der
amtsführende Stadtrat hat nicht immer die Möglichkeit gehabt, die Bilanzen
sozusagen offen zu legen, weil da hat es immer geheißen, das ist die Holding
und die gibt uns leider nichts. (GRin Mag
Marie Ringler: Aber das ist ja absurd!) Absurd, ja!
Aber, das nehme ich für uns als ÖVP in Anspruch, das
war die einzige Zeit, wo versucht wurde, Transparenz auch gegenüber den
Oppositionsparteien zu schaffen, weil das mein Stil und der Stil der ÖVP ist.
Das Zweite: Das war die Zeit, wo zumindest versucht
wurde, Subventionen einzusparen. Ich muss auch sagen, der Klausnitzer, der ein
Vollprofi ist, hat das zumindest erkannt und wir haben mit ihm damals einen
Deal gemacht, wo er bereit war, die Subventionen nicht weiter steigen zu
lassen, sondern sogar 25 Millionen S pro Jahr einzusparen.
Jetzt darf die SPÖ wieder regieren, wie sie es gerne
tut, nämlich mit absoluter Mehrheit. Was ist die Konsequenz bei den Vereinigten
Bühnen? Das können Sie nicht abstreiten, Informationsverweigerung, das ist das
Letzte überhaupt, was es in der Demokratie meiner Meinung nach gibt,
dramatische Erhöhungen der Subventionen und während in unserer Zeit Marboe
zumindest die Schnürbodensanierung des Theaters an der Wien – da geht es um
viel Geld, das hört sich harmlos an – aus Rücklagen und aus eigenen Mitteln
gemacht hat, renoviert man sich jetzt ausschließlich aus steuerlichen Gründen
komplett neu im Haus. Fazit ist, die Vereinigten Bühnen sind ein
sozialistischer Kolchosenbetrieb par excellence. Der Jörg Mauthe hätte das ein
bisschen nobler formuliert. Er hätte es wahrscheinlich als
"Skulptursaurier" oder wie auch immer bezeichnet.
Ich habe noch nie eine Postenausschreibung der
Vereinigten Bühnen gesehen. Dort wird einfach irgendwie besetzt. Es gibt
ständig einen erhöhten Subventionsbedarf. Das Marketing ist wesentlich
wichtiger als die künstlerische Qualität. Und die Bilanzen darf man sich als
Abgeordneter irgendwo vom Handelsgericht oder vom Salzamt beschaffen.
Wenn
Sie glauben, dass Sie mit dem Thema der Vereinigten Bühnen über die nächste
Gemeinderatswahl irgendwie durchtauchen können, um dann so weitermachen zu
können, werden wir als Oppositionsparteien
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular