Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 88
alles in unserer Macht Stehende tun, um das zu
verhindern. Daher werden wir morgen das in der Aktuellen Stunde gemeinsam
machen. Wenn wir mit der Aktuellen Stunde dran gewesen wären, hätten es wir
natürlich gemacht, aber ihr seid vorher dran. Das ist einfach ein Thema, das
künstlerisch, kulturpolitisch und auch aus Interesse der Wiener Steuerzahler in
der Art und Weise, wie es derzeit betrieben wird, abgestellt gehört. (Beifall
bei der ÖVP.)
Thema Theaterreform. Insgesamt hat es beim
Theaterbereich einen Handlungsbedarf gegeben. Das Angebot und die Nachfrage
klaffen dort auseinander. Man verzeihe mir diesen marktwirtschaftlichen
Begriff, aber wenn immer mehr Leute Theater machen wollen, auf der anderen
Seite jedoch nachweisbar immer weniger Leute ins Theater gehen, und jetzt rede
ich einmal primär vom Sprechtheater, dann muss man darüber nachdenken. Die
künstlerische Qualität möchte ich nicht beurteilen, aber dass es dort ein
Problem gegeben hat, hat man auf Grund der medialen Reaktionen gesehen. Dass
sich vor allem ein Gießkannenprinzip etabliert hat, ist auch nicht neu. Dieses
Gießkannenprinzip hatte vor allem den Nachteil, dass die jungen, neuen,
innovativen Projekte zu wenig Geld hatten. Das ist ein Faktum.
Wir haben das schon in der Ära Marboe erfahren und
haben auch versucht, entsprechend darauf zu reagieren. Wir haben versucht, die
Nachfrage durch die Schaffung des Nestroy-Preises zu erhöhen, einfach dadurch,
dass er im ORF läuft und dass dort wesentliche Multiplikatoren der Stadt sind,
zu zeigen, dass Theater etwas Spannendes ist. Wir haben es durch den
Theaterdienstag versucht, um einfach mehr Menschen ins Theater zu bringen. Wir
haben auf der anderen Seite auch versucht, die Bedingungen der
Theaterschaffenden mit den Dreijahresverträgen zu professionalisieren. Wo wir
nicht mehr die Chance hatten weiter zu tun, ist sozusagen die notwendige
Strukturbereinigung und auch, dazu stehe ich, die Evaluierung der
Dreijahresverträge anzugehen, weil Dreijahresverträge waren sozusagen da, um
einen besseren Planungshorizont zu machen, aber die Evaluierung war natürlich
auch notwendig.
Als Herr StR Mailath-Pokorny auf uns zugekommen ist,
auf alle Oppositionsparteien, auf die ÖVP, und gesagt hat, was seine Analyse
ist, er möchte eine Studie von unabhängigen Experten machen und er lädt uns
ein, bei dieser Reform mitzuwirken, haben wir dieses Angebot gern angenommen,
weil es die Analyse in der Sache richtig war. Ich muss sagen, ich habe sofort
bei den Vereinigten Bühnen aufgezeigt, also es gibt sehr viele, sehr harte
Konfrontationspunkte zwischen dem StR Mailath-Pokorny und der ÖVP, aber in einer
Demokratie muss man immer die Fähigkeit haben, in Bereichen, wo man
übereinstimmt, wo man zu selben Ergebnissen kommt, sachlich und fair
zusammenzuarbeiten. Ich möchte ausdrücklich sagen, Theaterzusammenarbeit, wie
sie bei der Theaterreform läuft, war wirklich vorbildlich. Wir haben die
nötigen Informationen bekommen und ich glaube, auch die Oppositionsparteien haben Vertraulichkeit eingehalten. Ich war daher auch
bereit, ein auch für mich nicht leicht zu argumentierendes Ergebnis, und zwar
sozusagen innerhalb der eigenen Truppe, aber auch innerhalb der
Theateröffentlichkeit, im Prinzip mitzutragen, weil das der Stil der ÖVP ist.
Dazu werden wir dann noch etwas sagen, auch in Richtung des Herrn Stadtrats.
Herr Stadtrat, Sie haben
jetzt etwas gemacht, was interessanterweise die Bundesregierung schon die ganze
Zeit tut und was Sie so massiv kritisieren, nämlich notwendige Strukturreformen
erkannt und unabhängige Experten berufen, weil die Bundesregierung hat das
nicht bei der Pensionsreform erfunden. Die hat unabhängige Experten geholt, die
ein Papier erarbeitet haben und das dann auch umzusetzen. Jetzt wird es
spannend. Was ist passiert? Das erste Mal, seit ich mich erinnern kann, stehen
Sie auf einmal in den Medien sehr positiv als Reformer da, als jemand, der
mutig einen neuen Weg geht. Ich kann nur sagen, weiter so, um sozusagen von der
Bundesebene, mit der Sie sich so gern auseinander setzen, zu lernen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Es geht nicht nur darum,
die Dinge anzukündigen, sondern sie auch umzusetzen. So lange Sie konsequent
diesen Weg gehen werden, werden wir Sie selbstverständlich voll unterstützen.
Wenn Sie, wie beim Lustspieltheater von Adi Hirschal gegen die eigenen
aufgestellten Regeln verstoßen, dann werden wir aussteigen und dann werden Sie
von uns einen hässlichen Widerstand bekommen.
Drittes Thema,
Wissenschaft: Wir werden hier einen Antrag einbringen, der sich mit der
Schaffung von Eliteuniversitäten und Spitzenuniversitäten auseinander setzt.
Warum? Das ist, ich sage es einmal für mich persönlich, aber ich glaube, ich
kann es für meine Gesinnungsgemeinschaft sagen, unser Weltbild, das sagt, jeder
Mensch hat ein Recht darauf, dass seine Anlagen massiv gefördert werden, und
zwar der, der sozusagen am einen Ende der Gauß'schen Verteilung ist, genauso
wie derjenige, der am anderen Ende ist. Das heißt, aus humanistischen Gründen
ist es notwendig zu sagen, und das ist auch das Wichtigste, was es für eine
Gesellschaft gibt: Du hast ein Recht darauf, mit deinen Möglichkeiten soweit
gefördert zu werden, wie das nur irgendwie möglich ist. Das hat humanistische
Gründe, aber es ist auch für die Gesellschaft sehr wichtig, weil es das beste
Investment ist, das eine Gesellschaft überhaupt machen kann.
Gerade für ein relativ
kleines Land im internationalen Wettbewerb ist es eine Riesenchance, wenn wir
genau in diesem Bereich investieren. Deshalb haben wir als Wiener Volkspartei,
und zwar Bernhard Görg, selbst die Initiative ergriffen und die
Sir-Karl-Popper-Schule übrigens gegen großen Widerstand, diesmal muss ich der
Ehrlichkeit halber sagen, quer durch alle politischen Lager und mit der
Unterstützung aller politischen Lager durchgesetzt, weil uns das so ein
Herzensanliegen ist.
Wir waren daher auch immer für die Schaffung von
Eliteuniversitäten. Nachdem der Herr Bürgermeister hier in der Öffentlichkeit
und auch der Herr Planungsstadtrat angekündigt haben, dass sie das für eine
gute Idee
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