Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 88
dass sich in dieser Stadt nichts bewegt, dass sich
hier nichts tut und dass nichts weitergeht, der muss sich bereits im
Winterschlaf befinden. (GRin Mag
Heidemarie Unterreiner: Das habe ich nicht gesagt!) Aber ich kann Ihnen
wirklich gerne noch weitere Beispiele liefern, wie sich diese Stadt bewegt und
was sich hier bewegt. Die Bauarbeiten für das Museum auf Abruf beginnen im
nächsten Jahr. Da werden im neuen Haus nicht nur die 16 000 Objekte
der Sammlung der Kulturabteilung präsent sein, sondern auch die der Artothek,
der Stadthalle und der alten Schmiede. 2004 waren viele Objekte der Sammlung
bereits wieder auf Auslandsausstellungen in Bratislava, in Bukarest, Paris,
Prag, Brünn, und sogar im Walter-Gropius-Bau in Berlin waren sie ausgestellt.
Und wenn das Museum 2007 eröffnet wird, dann wird es
auch in Wien kuratierte Ausstellungen geben und dann wird es auch einen
intensiven Austausch geben können mit den mittel- und osteuropäischen
Nachbarstaaten, mit denen auch jetzt die Zusammenarbeit schon sehr gut
funktioniert.
Ein weiteres Beispiel ist auch der 2004 gegründete
Fonds für Kunst im öffentlichen Raum, an den bereits sehr viele qualitativ
hochwertige Anträge herangetragen wurden und wo in Kürze auch die ersten
Entscheidungen präsentiert werden.
Und Wien setzt auch in der Wissenschaftspolitik Schwerpunkte.
Zum Beispiel mit dem Wiener Wirtschaftsförderungsfonds, mit dem Wiener
Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, dem Zentrum für Innovation
und Technologie und der 2004 gegründeten departure. Mit all diesen
Einrichtungen haben wir Instrumente geschaffen, die vielen exzellenten
Wissenschaftlern mittels eines kreativen Pools rasch, unbürokratisch und
effizient helfen und die Stärken Wiens, wie Biotechnologie beispielsweise, und
creative industries zielbringend unterstützen. Und wir werden 2005 auch
bedeutende Mittel für das neu gegründete Institut für Quantenoptik und
Quanteninformation von Prof Zeilinger zur Verfügung stellen. Mit dem
Institut an der Akademie der Wissenschaften werden in dem weltweit am stärksten
expandierenden Feld der Physik Kapazitäten gebündelt und das Institut wird die
universitäre Forschung nicht nur ergänzen, sondern auch deutlich mehr
Ressourcen und deutlich bessere Forschungsbedingungen bieten, als es derzeit
unter schwarz-blau an den Universitäten möglich ist.
Die Stadt fördert aber auch gesellschaftspolitisch
engagierte Forschung, und da komme ich jetzt auch auf den Antrag der Grünen zu sprechen. Bereits jetzt
fordern wir sehr intensiv gesellschaftspolitisch engagierte Forschung in den
Bereichen Gender, Exil oder Migration - das übrigens der Förderschwerpunkt der
heurigen Ausschreibung des Jubiläumsfonds der Stadt Wien war, und die Stadt
fördert auch die Vermittlung von Wissenschaft, zum Beispiel durch die Wiener
Vorlesungen, die pro Veranstaltung über 500 Besucher aufweisen können oder
durch Veranstaltungsreihen wie University meets Public. Dazu kommt noch die
Vielzahl an Stipendien und Förderpreisen, mit der wir den wissenschaftlichen
Nachwuchs fördern. Es gibt im Rahmen der angesprochenen Projektförderungen zu
diesem Antrag 1,3 Millionen EUR, die zur Verfügung stehen und die zu
70 bis 80 Prozent jungen Wissenschaftlern zugute kommen, nämlich
Wissenschaftlern bis zu einer Altersgrenze meistens von 40 Jahren, und die
Stadt Wien vergibt zirka 100 Forschungsstipendien mit einer Dotierung von
1 500 bis 40 000 EUR und sie vergibt Förderungen im Rahmen von
mehreren Fonds, Jubiläumsfonds wie gesagt, Franklfonds oder Jubiläumsfonds der
Wirtschaftsuniversität. Also, es passiert bereits sehr viel auch in diesem
Bereich der gesellschaftspolitischen Forschung.
Das alles sind nur einige Beispiele dafür, wie sich
Wien ständig weiterentwickelt hat, wie sich in Wien neue Stärken im
Wissenschaftsbereich, im Forschungsbereich herausgebildet haben und wie auch im
Kulturbereich neue zentrale Bereiche entstehen.
Und, meine Damen und Herren, es wären vielleicht auch
noch mehr Schwerpunkte möglich gewesen, wenn nicht die Stadt seit dem
Jahr 2000, also seit es eine schwarz-blaue Bundesregierung gibt,
5 Millionen EUR allein dafür aufwenden müsste, um einigermaßen
auszugleichen, was die Regierung an Förderungen gekürzt hat.
Und die Politik der Bundesregierung schaut nämlich so
aus: Wiener Festwochen (GRin Mag
Heidemarie Unterreiner: Sie sparen bei den Bühnen!), hören Sie es sich nur
an, 2002 Subvention vom Bund 349 000 EUR, 2003 Null. Das Depot 2004,
Kürzung der Subvention des Bundes auf 60 000 EUR. 2005 Subvention Null.
Basis Wien 2004: 54 000 EUR, 2005 Null. “Public Netbase“, wie schon
erwähnt das Beispiel, 54 000 EUR, 35 000 EUR, Null. Und die Stadt
wird “Public Netbase“ durchaus
auch weiter fördern.
Und die Kunsthalle, seit dem Jahr 2000, was für
ein Zufall, ebenfalls null Euro Förderung. Und das sind nicht alle
Beispiele. Künstlerhaus, Cosmos Frauenraum, es gibt noch viele andere
Beispiele, wo die Bundesregierung und der Staatssekretär gleich verfahren sind.
Und die Argumentation von Staatssekretär Morak, dass es mehr Wiener
Institutionen sind, ist eine fadenscheinige. Denn in Wahrheit geht es um eine
Umverteilung von kritischen Institutionen zu weniger kritischen. Und das ist
eine Politik, die zum Beispiel auch in Kärnten von Lhptm Haider voll
unterstützt wird. Da hat es nämlich zum Beispiel in den letzten fünf Jahren bei
der Förderung von Brauchtum und Volkskultur - so nennt sich dieser Posten -
eine Steigerung von sage und schreibe 1 131 Prozent gegeben.
Das ist ja nicht schlecht an sich.
Ja, aber woher kommt das Geld, irgendwoher muss es ja kommen. Und da fällt es
dann halt auf, dass zum Beispiel die Freien Kulturgruppen in ihren Förderungen
um 85 Prozent gekürzt worden sind. Das heißt, auch wenn sich der Herr
Staatssekretär über ein gestiegenes Bundeskulturbudget freut, nur zur
Erinnerung, es ist noch immer niedriger als 1999, als es noch nicht diese
Regierung gab. Und während der Anteil der Kultur am Gesamtbudget des Bundes
stetig sinkt, wie schon mein Kollege erwähnt hat - 2005
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