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Gemeinderat, 49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 46 von 88

 

zumindest für gewagt.

 

Wir wollen ein höheres Frauenbudget, das der Verantwortung dieser Stadt für Frauen gerecht wird und auf die Bedrohungen und Risiken, die es gibt, auch wirklich eingeht. (GRin Martina LUDWIG: Berücksichtigt!) Wir wollen eine klare Verantwortung, wer denn jetzt für Frauenförderung zuständig ist. Ist es die MA 55? Sind es alle Ressorts und Dienststellen? Wir wünschen uns mehr Engagement in allen Ressorts und Dienststellen. Sie wissen, auch bei den Gleichbehandlungsberichten, die wir auf den Tisch bekommen - nicht sehr oft, weil sie ja nur alle paar Jahre erstellt werden, aber beim letzten, den wir bekommen haben -, waren wir auch alle sehr enttäuscht, dass eigentlich über kein sehr großes Engagement von Seiten der Ressorts zu lesen war, was Frauenförderung betrifft.

 

Das bringt mich auf einen zweiten Punkt, der uns wichtig ist und den ich immer wieder dafür kritisiere, dass Handlungsspielräume nicht genützt werden und zu wenig getan wird - ein bisschen Dienst nach Vorschrift -, und das ist die Frauenförderung im Magistrat selbst. Sie kennen das von uns, fast schon gebetsmühlenartig, muss ich sagen - das tut mir Leid, aber es ist trotzdem wichtig -, halten wir Ihnen jedes Jahr den Frauenanteil von Spitzenfunktionen im Magistrat vor. Schon StRin Brauner ist mit dem Anspruch angetreten, gerade in Spitzenfunktionen im Magistrat den Frauenanteil zu erhöhen. (GRin Martina LUDWIG: Steigt er!) Sie wissen, im Wiener Gleichbehandlungsgesetz, im sehr guten Wiener Gleichbehandlungsgesetz ist eine 50-Prozent-Frauenquote vorgesehen. Es ist im letzten Jahr ein bisschen etwas weitergegangen, aber wir haben uns ausgerechnet, wenn es in demselben Tempo weitergeht wie seit, ich sage einmal, 1997 - das ist der Beginn unserer Zeitreihenrechnung -, dann wären wir erst 60 Jahren so weit! (GR Günther Barnet: Was ein paar Jahre dauert ...!) Ich hoffe, Sie wollen nicht so lange warten, um hier Gleichstellung zu erreichen.

 

Ich darf Ihnen nur einige Schmankerln zur Kenntnis zu bringen. Leitung einer Magistratsabteilung: 17 Prozent Frauen. Leitung eines Referats: 10 Prozent Frauen. Primarärztinnen stellen 15 Prozent Frauen, die ärztlichen Direktorinnen 8 Prozent Frauen. Der Anteil rechtskundiger Bediensteter in Dienstklasse IX, also der höchsten Dienstklasse, gerade in einem Bereich, in dem eigentlich überdurchschnittlich viele Frauen beschäftigt sind, nämlich bei den Juristinnen, beträgt 21 Prozent. Je höher hinauf es geht, desto geringer ist auch natürlich der Frauenanteil. (GRin Martina LUDWIG: Er ist gestiegen, oder?) In der Dienstklasse VII sind es immerhin 50 Prozent, in der Dienstklasse VIII sind es 40 Prozent, und in der höchsten, eben in der IX-er, sind es nur noch 21 Prozent. (GRin Martina LUDWIG: Aber er ist gestiegen!) Bei den Technikerinnen schaut es - wie jedes Jahr, das ist nichts Neues - nach wie vor sehr traurig aus. Technikerinnen Dienstklasse IX: null. Technikerinnen Dienstklasse VIII: 7 Prozent. Technikerinnen Dienstklasse VII: 12 Prozent. (GRin Martina LUDWIG: Gestiegen!)

 

Das heißt, dass hier das Gleichbehandlungsgesetz, so gut es ist, nicht ausreicht, sondern dass wir das brauchen, was wir seit Jahren fordern und propagieren, nämlich wirklich aktive Umsetzungsmaßnahmen, offensive Umsetzungsstrategien, um hier Gleichstellung zu erreichen. Es geht auch nicht nur um die Frauenförderung in Spitzenfunktionen, sondern man muss auch schon früher ansetzen. Ich höre immer wieder: die Frauen bewerben sich ja nicht, oder: die Frauen sollen mehr Außenseiterbildungen in Anspruch nehmen. Dann schaffen Sie aber die Rahmenbedingungen dafür, dass das klappt. Denn leider werden Aus- und Weiterbildungen immer noch mehrheitlich von Männern in Anspruch genommen, obwohl 55 Prozent aller Beschäftigten beim Magistrat Frauen sind.

 

Wir haben auch hier eine Anfragenserie gemacht, bei der enttäuschende Zahlen herausgekommen sind. Bei den Management-Lehrgängen gibt es mehr Männer als Frauen, bei der Führungskräfte-Nachwuchsbildung besteht immerhin schon Gleichstand. Aber bei den allgemein ausgeschriebenen Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen gibt es schon eklatant mehr Männer als Frauen, nämlich zirka 1 000 Männer zu 700 Frauen, und beim Führungskräftetraining besteht überhaupt ein fast unfassbares Ungleichverhältnis von 289 Männern zu 33 Frauen.

 

Das finden wir schade. Wir wollen die Wiener Gleichbehandlungspolitik nicht allein auf das Gleichbehandlungsgesetz beschränkt sehen, sondern wollen offensive Fördermaßnahmen für Frauen auch schon bei den Bewerbungen. Denn auch bei den Bewerbungen zeigt sich ein Missverhältnis. Frauen sind natürlich auch deshalb in Spitzenfunktionen weniger vertreten, weil sich zum Teil für manche Ressorts oder für manche ausgeschriebenen Dienststellen keine Frauen bewerben.

 

Wir haben hier eine Anfrageserie gemacht, von der ich Ihnen zwei Ergebnisse exemplarisch zeigen will; das ist die Stadt Wien insgesamt und auch an ausgegliederter Bereich, nämlich das Wiener Wohnen. Nein, Wiener Stadtwerke, entschuldigen Sie! (GR Kurth-Bodo Blind: Was nehmen wir jetzt, Wohnen oder Stadtwerke?) Wiener Wohnen hat sogar noch etwas Schlechteres, was ich Ihnen nicht zu Gehör bringen möchte. - Bei der Stadt Wien haben sich bei fünfzehn ausgeschriebenen Dienstposten für fünf, also ein Drittel davon, überhaupt keine Frauen beworben. Bei den Wiener Stadtwerken haben sich für zwölf ausgeschriebene Dienstposten überhaupt nur zwei Frauen beworben - zwei Frauen auf zwölf ausgeschriebene Dienstposten!

 

Ich glaube das Argument nicht, dass es die Frauen, die dieser Qualifikation oder diesem Dienstposten entsprechen würden, nicht gibt. Ich glaube es nicht. Ich glaube, dass es die Frauen gibt, ich glaube, dass die Frauen die entsprechende Qualifikation hätten. Ich glaube, dass es zu wenig Motivation für Frauen gibt, sich auch wirklich für diverse Dienstposten zu bewerben. Ich glaube - und wir wissen das auch von diversen Geschichten, die an uns herangetragen werden, oder nennen wir es Beschwerden -, dass es Druck auf Frauen gibt, die sich für den einen oder anderen Dienstposten

 

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