Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 88
finanziell abgesicherte Arbeit gewährleistet.
Alleine der Wiener Frauennotruf hat seit seiner
Gründung im Jahre 1996 rund 29 000 Beratungskontakte verzeichnet. Im Jahre
2002 gab es die höchste Steigerung bei den Anrufen, aber auch dieses Jahr
steigt die Zahl der Frauen, die sich an den Notruf wenden, weiter an. Das ist
einerseits gut so, denn es zeigt sich, dass die Frauen auch Hilfe suchen und in
Anspruch nehmen, andererseits ist es aber auch für uns der Beweis, dass der
Bedarf an Schutzeinrichtungen steigt.
Das schlägt sich auch in anderen Wiener Vereinen
nieder, vor allem dadurch, dass das Gewaltschutzgesetz, das 1997 von der
sozialdemokratischen Frauenministerin geschaffen wurde, seine Wirkung zeigt.
Frauen können mit Unterstützung von Polizei, Justiz und eben den
Interventionsstellen unserer Stadt die Täter von zu Hause wegweisen lassen und
haben somit mehr Schutz für sich und ihre Familie beziehungsweise für sich und
ihre Kinder.
Um so zynischer und frauenverachtender ist daher auch
die Vorgangsweise der Bundesregierung, die Gewaltschutzeinrichtungen immer so
wie lästige Bittsteller im Regen stehen zu lassen, um dann gegen Ende des
Jahres im letzten Moment so quasi Almosen zu verteilen. Wien ist hier anders.
Wir sind ein zuverlässlicher Partner gegen Gewalt an Frauen. (Beifall bei
der SPÖ.)
Es ist daher auch in unserem Haus, und zwar von
meiner Kollegin Martina LUDWIG und der Frauenstadträtin Sonja Wehsely, die
Initiative zu einer österreichweiten Regelung gegen Stalking, also
Psychoterror, ausgegangen. Wie wir wissen, sind 80 Prozent der
Stalking-Opfer Frauen. Sie sind davon betroffen, dass ihr Ex-Mann, ihr
Ex-Freund, ihr Ex-Kollege oder auch ein Unbekannter ihnen nachstellt, sie mit
Anrufen, SMS oder anderen Mitteln belästigt und bedroht. Nicht erst einmal
endete Stalking sogar mit dem Tod des Opfers, aber auch nur die jahrelange
Belästigung bringt Frauen in schwierige Situationen, in Verzweiflung und in
tiefe psychische und auch gesundheitliche Probleme.
Wir meinen ganz einfach, es braucht ein Gesetz, das
die Opfer schützt und auch der Polizei Handlungsspielraum gibt, noch bevor
etwas passiert. Das ist das Wichtige, und wir fordern dieses Gesetz. (Beifall
bei der SPÖ.)
Hier appelliere ich natürlich auch wieder an die
Kolleginnen von ÖVP und FPÖ, auf Ihre Regierungsmitglieder einzuwirken, dass
dieses Gesetz in Österreich bald Wirklichkeit wird.
Ein anderer wichtiger Aspekt der Arbeit der
Frauenabteilung und der Frauenstadträtin sind Initiativen für junge Frauen. So
wurde erst im Oktober dieses Jahres das Wiener Mädchentelefon eröffnet. Es
steht den jungen Mädchen unter der Nummer 0800 21 13 17 eine
kompetente erste Anlaufstelle für alle Fragen rund um Familie, Freundschaft,
Liebe, Sexualität bis hin zu Fragen der Ausbildung und der richtigen Berufswahl
zur Verfügung.
Gute Erfahrungen wurden hier bereits am Töchtertag
gesammelt. Dort wurden im Vorfeld des Wiener Töchtertages 2004 insgesamt
1 900 Anrufe gezählt. Der Wiener Töchtertag, um gleich dabei zu bleiben,
ist natürlich auch 2005 ein fixes Highlight der Frauenpolitik unserer Stadt,
ebenso wie der Frauentag, den wir wieder am 8. März mit zahlreichen Frauen
aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und den zahlreichen Vereinen gemeinsam im
Wiener Rathaus feiern werden.
Es wird im Dezember wieder der Wiener Frauenpreis für
hervorragende Leistungen von Frauen in unserer Stadt vergeben werden.
Wir sozialdemokratische Politikerinnen wissen, warum
wir Frauen fördern, denn alleine im Gesundheitsbereich der Stadt Wien sind
73 Prozent der Beschäftigten Frauen. Auch der Sozialbereich könnte,
gelinde gesagt, ohne Frauen zusperren, denn 82 Prozent der Bediensteten
sind hier Frauen. Insgesamt sind bei der Stadt Wien im Jahre 2004 mehr Frauen
als Männer beschäftigt, nämlich 55 Prozent, und diese Frauen sorgen,
gemeinsam natürlich mit den Männern, für einen reibungslosen,
verantwortungsvollen Ablauf der Anliegen der Wienerinnen und Wiener.
Ja, wir haben in Wien schon sehr viel erreicht, aber
gerade in der Frauenpolitik genügt es nicht, nur das Erreichte zu verteidigen,
sondern wir müssen immer den notwendigen nächsten Schritt tun, so sagt unsere
neue Stadträtin. Besonders ist sie mit diesem Sager auch in dem vor kurzen
erschienenen Vorwort zum Bericht der Frauenabteilung zitiert. Und gemeinsam mit
ihr und mit den zahlreichen Frauen in verantwortungsvollen Positionen innerhalb
der Wiener Stadtregierung wird es uns sicher gelingen, dass in Wien weiterhin
der Fortschritt in der Frauenpolitik regiert. (Beifall bei der SPÖ.)
Nun zum wichtigen Bereich Integrations- und
Diversitätspolitik der Stadt Wien. Integration ist in Wien gelebte Normalität.
Dies ist das erfreuliche Ergebnis der Maßnahmen, die in den letzten Jahren in
und für Wien gesetzt wurden. Eine gute Integrationspolitik ist eine vernünftige
Sozialpolitik, eine am Menschen orientierte Arbeitsmarktpolitik, nachhaltige
Bildungspolitik und last, but not least auch eine soziale Wohnungspolitik.
Wir
haben die Integrationspolitik in Wien weiterentwickelt, nämlich hin zur
Diversitätspolitik. Wenn man berücksichtigt, dass 17,6 Prozent der
Menschen in Wien nicht die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, dann
wissen wir, dass es einfach gilt, diese sprachlichen und kulturellen
Kompetenzen aller in Wien lebenden Menschen zu nutzen. Zwischen einem Viertel
und einem Drittel der Wiener Bevölkerung ist ja in erster, zweiter oder dritter
Generation auch zu uns zugewandert. Und gerade als Abgeordnete der Brigittenau
weiß ich genau, wovon ich spreche, denn in unserem Bezirk leben Menschen aus
den verschiedensten Kulturkreisen, und das in einem friedlichen Miteinander. (GRin Barbara Schöfnagel: Das sehen nur Sie
so!) Das ist die Folge einer umsichtigen und zukunftsorientierten
Integrationspolitik, denn wir haben auch gute Kontakte zu den
MigrantInnenvereinen und auch zu den verschiednen Religionsgemeinschaften. Ja,
wir stellen ganz einfach das Gemeinsame vor das Trennende. Das ist die Politik,
die wir
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