Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 88
Frage das wahre Gesicht der SPÖ wirklich ist.
Sie schreien im Stadtschulrat, Sie versuchen auf dem
Rücken der Eltern, der Lehrer und der Schüler Stimmung zu machen, sind aber
dort, wo Sie selbst gefordert sind, nicht fähig und auch gar nicht bereit, behaupte
ich, irgendwo einen kleinen Finger zu heben, um das abzustellen, was Sie hier
gerne nach außen zeigen, nämlich mehr Lehrer und wo Sie wirklich alle
Fraktionen dazu gewinnen konnten, das zu unterstützen.
Was ist damit passiert? Ich habe bis heute von niemandem
eine Antwort bekommen, aber vielleicht wird einer meiner Nachredner es tun. Das
einzige, was Ihnen dazu einfällt, ist ein ich bezeichne es als Bundesparanoia
bedingter Reflex. Sie können sich nur immer aufregen und sagen, der
Bildungsabbau passiert jetzt. Sie können nur nicht mehr sagen, dass Sie die
Verantwortung in Wien für den Lehrereinsatz haben.
Die 417 zusätzlichen Lehrer, die es in Wien
gibt, sind nicht das Verdienst der Wiener SPÖ, sondern es sind die Diskussionen
über die Kleinstschulen, die bei den Verhandlungen andere
Landesschulratspräsidenten eingebracht haben und wo Wien Gott sei Dank auf
Grund seiner Sonderregelungen und Notwendigkeiten auch beteilt wurde. Wir
werden für den Sonderpädagogischen Förderbedarf - das ist nichts Aufregendes,
aber bitte wir nehmen ja jeden Lehrer, den wir zusätzlich haben können - 40 bis
50 Lehrer zusätzlich bekommen. Na von den 700 sind wir noch immer sehr,
sehr weit entfernt!
Ein weiterer Punkt ist die Frage der ganztägigen
Schulbetreuung. Sie sagen immer, wie toll das ist. In der eigenen Statistik,
die Sie im September bei einer Pressekonferenz herausgegeben haben, schreiben
Sie: „Es gibt in Wien 88 742 Pflichtschüler in 358 Klassen.
Ingesamt werden derzeit 29 578 Kinder ganztägig betreut.“ Nun dividieren
Sie das! Das ist ein Drittel und nicht mehr! Das soll man auch sagen. Sie
betreuen in Wien maximal ein Drittel in ganztägigen Schulformen oder wie immer.
Das, was ich Ihnen hier vorwerfe ist, dass Sie vom Gesetz her die Möglichkeit
haben, über Beschluss des Kollegiums jeden Standort - mit Befragung natürlich -
zu einer ganztägigen Schulform umwandeln zu können. Sie brauchen dazu nicht den
Bund! Erklären Sie das nicht dauernd, dass die Frage der ganztägigen Betreuung
an den Wiener Schulen eine Frage des Bundes ist, der das alles nicht will.
Sie machen es gut, das habe ich immer von dieser
Stelle aus gesagt, was das Flächenangebot bei den Kleinkindern betrifft, also
Kindergartenwesen. Das kann man sagen, das ist zweifelsohne hier in Wien
flächendeckend, wenngleich wir die Kosten kritisieren. Vom Angebot stimmt es.
Was wir für weniger richtig erachten ist die Frage, wie es nach dem fünften
beziehungsweise ab dem sechsten Lebensjahr weitergeht.
Letzter Punkt: Die Schulsanierung. Man muss sich das
einmal vorstellen. Es ist schon eine Kunst auch eines Finanzstadtrats, eine
Sache mehrmals zu verkaufen. 1998 wurde hier ein Beschluss gefasst, dass
38 Standorten für eine Generalsanierung das Geld zur Verfügung gestellt
werden soll. Das ist dann auch in einem Beschluss erfolgt. Das sollte 2003
abgeschlossen sein. Nun kann man ein bissel tolerant sein, man kann sagen, es
hat sich um ein Jahr verzögert, heuer ist alles fertig. Nun denn, bis heuer
sind es 22 Standorte, die Sie saniert haben. 22 Standorte haben Sie
bis heute saniert! Und wenn Sie davon reden, wie großartig das ist, dass Sie
dafür wieder Geld zur Verfügung stellen, dann frage ich: Können Sie sich schon
noch erinnern, dass Sie 1998 einen Beschluss gefasst habe, wo Sie gesagt haben,
in fünf Jahren wollen wir das erledigen? Und ich kann jetzt nicht jedes Jahr
für das, was ich sozusagen hintennach bin, wieder Geld zur Verfügung stellen
und sagen, wie toll wir sind und was wir alles machen. Sie sind nicht toll! Sie
sind nicht fähig gewesen das, was Sie am Papier vorgegeben haben, auch wirklich
umsetzen zu können.
Wir werden aus diesem Grund einen Beschluss- und
Resolutionsantrag einbringen, der zuerst einmal vorsieht, dass entsprechende
Mittel für die rasche Umsetzung der noch offenen Sanierungen verlangt und zur
Verfügung gestellt werden und darüber hinaus ein weiteres Programm mit
100 Millionen EUR für die weiteren, noch immer sehr desolaten Schulen
zur Verfügung gestellt wird, für ein Programm Nummer zwei!
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Zu zwei kurzen, kleinen
Anträgen auch noch ein kurzes Wort. Wir glauben auf Grund aktueller
Situationen, dass es sinnvoll ist, wenn die Stadt Wien über den Presse- und
Informationsdienst besonders die eigenen Serviceeinrichtungen entsprechend
bewirbt und wollen daher, dass Sie diese Einrichtungen den Wienern in einem
entsprechenden Maß auch bekannt geben und vorstellen und schlagen daher
folgenden Beschlussantrag vor:
„Die Stadt Wien wird aufgefordert, in regelmäßigen
Abständen über die Existenz der Wiener Serviceeinrichtungen für Mieter und
Eigentümer in ihren eigenen und externen Publikationen Informationskampagnen
über die Vorteile dieser Einrichtungen, zum Beispiel Schlichtungsstelle, Mieterorganisationen,
et cetera zu informieren.“
In formeller Hinsicht verlangen wir die sofortige
Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Der letzte Antrag befasst sich mit einem Antrag, wo
es uns in Gesprächen leider nicht gelungen ist, bei den GRÜNEN eine für uns
nicht ganz so tragbare Passage herausnehmen zu lassen. Wir wollen natürlich
eine Suchtgiftprävention. Wir wollen speziell eine Alkoholprävention. Wir sind
aber doch nicht der Auffassung, dass das nicht auch über gesetzliche
Rahmenbedingungen möglich sein soll. Da geht es gar nicht um eine ganz konkrete
Vorstellung, aber diese von vornherein auszuschließen, halten wir für den
falschen Weg.
Wir haben daher einen analogen Antrag zu den GRÜNEN
eingebracht, der nur diese Passage nicht mehr enthält und werden in formeller
Hinsicht um die Zuweisung dieses Antrags an den Gemeinderatsausschuss für
Bildung, Jugend, Information und Sport ersuchen. (Beifall bei der ÖVP.)
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