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Gemeinderat, 50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 87

 

noch keine Detailergebnisse des Budgets haben - aber das kommt ja angeblich noch -, so würde mich interessieren: Wie hoch ist denn innerhalb des Fondsbudgets dieser Frauenanteil dotiert worden, denn man muss ja schließlich für so etwas auch Geld in die Hand nehmen?

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Also genau das, was Sie hier zu Recht als Forderung formulieren, nämlich Dauerwohnplätze, ist mit dieser neuen Einrichtung mit der Caritas geplant. Ich kann jetzt noch nicht sagen, wie viel die kosten wird. Grundsätzlich wissen Sie, dass es ja nicht so einfach ist - das haben wir in einem anderen Zusammenhang schon diskutiert - genau festzustellen, welcher Anteil eines Budgets für frauenspezifische Maßnahmen verwendet wird. Wenn wir zum Beispiel sagen, die Gänsbachergasse wird speziell dafür benutzt, um frauenspezifische Angebote zu machen und wir schauen hier, dass die Sozialarbeiterinnen eben Sozialarbeiterinnen sind, so ist das aber nicht so leicht festzumachen. Wird deswegen die Sozialarbeiterin, die sowieso dort arbeiten müsste, weil eben sehr bewusst eine Frau gewählt wurde, jetzt einem Frauenbudget zugezählt oder nicht? Also das ist, wie wir alle wissen, nicht ganz so einfach. Jedenfalls wäre es ein deutlicher oder ein ganz klarer Anteil speziell für die Frauen, wie Sie es richtig gesagt haben, denn diese spezielle Fraueneinrichtung, die wir auch planen, sollen Dauerwohnplätze sein. Ich kann Ihnen aber noch nicht sagen, wie hoch der Betrag sein wird, weil wir ja erst jetzt unsere Budgetierung bekommen haben und genau in dieser Phase - was wir eben im Beirat diskutiert haben - des Verhandelns und des Schauens - wie machen wir es? Geben wir einen Investitionszuschuss? Übernehmen wir Fixplätze? Finden wir jemanden, der privat investiert? - sind wir jetzt mittendrin.

 

Also es wird jetzt um das Geld verhandelt, aber diese Einrichtung soll es sicher geben und ich möchte, dass nächstes Jahr - sie wird nächstes Jahr noch nicht eröffnen können - die Arbeiten daran schon beginnen. Also so rasch wie möglich, weil ich glaube, wir brauchen es.

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: 2. Zusatzfrage, Frau GRin Lakatha.

 

GRin Ingrid Lakatha (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadträtin, es ist ja bekannt, dass Frauen anders reagieren als Männer, dass sie wesentlich weniger gerne Obdachlosigkeit zugeben und daher immer wieder in Zweckpartnerschaften flüchten und dann wieder in eine Abhängigkeit kommen. Es ist aber auch wirklich nicht einzusehen, warum die Obdachlosigkeit Frauen weniger treffen soll als Männer. Also die ist bestimmt für beide Teile gleichwertig.

 

Ich möchte Sie jetzt nun fragen, Frau Stadträtin, ob Sie bereits etwas veranlasst haben, dass im Sinne der Gender-Politik 50 Prozent der Wohnungslosenhilfe für Frauen zur Verfügung gestellt wird.

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Zum einem nur eine Randbemerkung: Ich glaube, es ist für niemanden leicht, Wohnungslosigkeit zuzugeben. Ich hatte beim Geburtstag die Gelegenheit, mit einigen der anwesenden obdachlosen, wohnungslosen Männer zu diskutieren und das waren sehr berührende Gespräche. Die Herren haben dabei in einer wirklich sehr beeindruckenden Offenheit auch erzählt wie schwierig es ist, auch aus ihrem sozusagen männlichen Weltbild zuzugeben, nach unseren bürgerlichen Maßstäben gescheitert zu sein. Also ich glaube, das ist für beide Geschlechter sehr schwer, aber - und da sind wir 100-prozentig einer Meinung - für Frauen gibt es, wie in vielen anderen Bereichen unserer Gesellschaft, noch zusätzliche Benachteiligungen, zusätzliche Diskriminierungen und - wie du richtig gesagt hast - eben dieses Riesenproblem, dass hier oft in Zweckpartnerschaften geflüchtet wird, die sich sehr oft dann durch Missbrauch, Gewalt und unglaubliche Abhängigkeit der Frau definieren und wo es sicher sehr, sehr schwierig ist einzugreifen und die Frauen auch so zu unterstützen, dass sie den Mut finden, eine Einrichtung in Anspruch zu nehmen.

 

Ich glaube, ich habe schon bei meiner vorherigen Beantwortung des ersten Teils der Frage sehr genau berichtet, was es an Maßnahmen gibt, zum Beispiel eben die Bemühungen, in der Gänsbachergasse speziell auf Bedürfnisse von Frauen einzugehen und die Bemühungen des Vereins "Neuner Haus" ein Geschlechterverhältnis von 50 zu 50 zur Verfügung zu stellen. Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht, dass es Sinn macht, dass wir sagen, wir machen jetzt 50 Prozent Frauenplätze, völlig mechanistisch, mathematisch, dividieren durch zwei, haben dann zwar Männer auf der Straße, aber Frauenplätze aus vielen Gründen, die wir nicht akzeptieren, wir arbeiten daran, frei. Es ist so, dass im Moment die Plätze, die speziell von Frauen vorgesehen sind, eher weniger ausgelastet sind und nicht weil ich glaube, dass sie nicht notwendig sind, sondern aus den von uns schon diskutierten Gründen. Wir werden uns sehr bemühen, gerade jetzt vor der Winterzeit mit zusätzlichen Plätzen dafür zu sorgen, dass niemand auf der Straße stehen muss und alle, auch Männer, die haben natürlich selbstverständlich auch dieses Recht, versorgt sind.

 

Also zusammenfassend: Ich glaube - und wir tun das auch -, dass wir uns speziell um die Anliegen der Frauen annehmen müssen. Wir brauchen spezielle Einrichtungen, wir brauchen spezielle Betreuungen und wir werden im nächsten Jahr auch noch eine zusätzliche Einrichtung schaffen. Aber ich glaube, dass ein mechanistisches 50 zu 50 - wir dividieren jetzt die Plätze - zu wenig wäre. Ich glaube, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, ein guter ist, aber ich bin jederzeit gerne bereit, zu so einem sensiblen Thema zusätzliche Vorschläge und Anregungen, auch Kritik, sehr gerne entgegen zu nehmen. Ich glaube, da können wir alle miteinander nur lernen.

 

Wenn wir das schaffen, was wir wollen, nämlich dass Frauen den Mut haben, diese Einrichtungen auch in Anspruch zu nehmen und den Mut haben, sich aus solchen Gewaltpartnerschaften zu befreien, dann ist das etwas, was uns alle sicher sehr freuen würde!

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau Mag Schmalenberg hat die 3. Zusatzfrage.

 

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