Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 87
immer wieder, die unter dem Titel "Reform" kaschieren soll, dass es um Kürzungen geht, sondern der Ausgangspunkt war lediglich der, dass wir festgestellt haben, dass für den Mitteleinsatz vergleichsweise, auch im internationalen Vergleich, doch zuwenig herauskommt, zuwenig an internationaler Sichtbarkeit, zuwenig auch in Wien an tatsächlicher Sichtbarkeit und zuwenig letztendlich an künstlerischer Qualität, mit namhaften Ausnahmen, insbesondere im Tanzbereich.
Wir haben die Theaterjury eingesetzt und ich glaube,
dass das Ergebnis, wie auch die Kommentierungen in der Öffentlichkeit beweisen,
ein durchaus herzeigbares ist. Es sind Empfehlungen, zu denen ich mehrmals
gesagt habe, dass ich nach Möglichkeit versuchen werde, sie umzusetzen.
Es sind wichtige Gespräche zu führen. Wir wollen
nicht, dass wir verdiente kunstschaffende, kulturschaffende Künstler,
Theaterleiter verjagen, so wie das irgendwo einmal behauptet wurde. Ganz im
Gegenteil, wir wollen gemeinsam mit den Betroffenen Lösungen entwickeln, um
mittelfristig und langfristig für viele Bühnen in Wien eine gute Zukunft
sicherzustellen, eine künstlerisch und qualitativ hochstehende Zukunft
sicherzustellen. Ich glaube, dass die Gespräche, die wir bereits begonnen haben
und die wir führen, auf einem guten Weg sind und dass es großes Verständnis und
große Kooperationsbereitschaft gibt.
Ich freue mich insgesamt über das gute Echo, das
diese Reform hervorruft. Sie zeigt aber andererseits, dass es seit langem
durchaus nicht im Argen gelegen ist, es aber jedenfalls schon einen großen
Reformbedarf gegeben hat und dass es notwendig ist, etwas zu tun. Ich glaube,
dass wir mit den grundlegenden Zielen dieser Empfehlungen die Theaterlandschaft
in Wien mittel- und langfristig durchaus neu gestalten werden. Sie wissen, es
wird empfohlen: Eine Stärkung der Kinder- und Jugendtheaterszene, eine
Verbesserung der Situation im Tanz- und Performancebereich, die Stärkung auch
des multikulturellen Bereichs, eine Stärkung und damit Erhöhung der Mittel im
Bereich der zeitgenössischen Musiktheaterszene, eine Konzentration der Mittel
im Sprechtheaterbereich auf die vielversprechenden Bühnen. Wir wollen, dass wir
das System der Intendanz auf Lebenszeit, das es auf den großen Bühnen nie
gegeben hat und nicht gibt, vielleicht mit einer Ausnahme, beenden. Wir wollen
die Kulturschaffenden auch in die Lage versetzen, dass sie die
sozialrechtlichen Auflagen und Aufgaben auch erfüllen können. Wir wollen
insgesamt damit die Zukunftsperspektiven für die Szene verbessern. Es geht
darum, dem Neuen Möglichkeiten in Wien zu eröffnen, weil ich glaube, dass das,
was generell über Österreich ab und zu gesagt wird, jedenfalls im Kunstbereich
nicht zutreffen soll, dass solange die Legenden in diesem Bereich wichtiger
sind als das Neue, das Neue nie eine Chance hat. Wir wollen dem Neuen mit
dieser Reform diese Chancen eröffnen und ich glaube, wir sind auf einem guten
Weg dazu.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön. Frau Magistra Ringler, die 1.
Zusatzfrage.
GRin Mag Marie Ringler
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Stadtrat!
Die Theaterreform im Bereich der Mittelbühnen und
auch kleinen Bühnen ist, wie Sie wissen, von uns mitgetragen. Auch wenn wir nicht
mir jeder Detailentscheidung glücklich sind, glauben wir doch, dass es ein
wichtiger Zwischenschritt in einer Reform der Theaterlandschaft in dieser Stadt
ist.
Ich muss sagen, ich bin mit den Ergebnissen der Jury
über weite Strecken zufrieden. Ich glaube, dass hier einiges auf den Weg
gebracht wurde und dass die nächsten Jahre, muss man ehrlicherweise sagen,
zeigen werden, ob es uns gelingt, aus einer stagnierenden Landschaft eine
blühende zu machen. Das hoffe ich doch sehr.
Teil dieser Theaterreform, so denke ich, ist
allerdings, und das ist, glaube ich, ein integraler Bestandteil, die Frage der
Co-Produktionshäuser. Wir haben im Vorfeld der Juryentscheidungen sehr oft
darüber diskutiert und gesprochen, dass es nicht nur darum geht, sozusagen an einzelnen
Bühnen die eine oder andere Veränderung auf den Weg zu bringen beziehungsweise
neue überhaupt erst einmal entstehen zu lassen, sondern dass es auch darum
geht, in diesen Co-Produktionshäusern neue Formen zu entwickeln und auch der
Theorie und dem Laborcharakter mehr Möglichkeiten zu geben.
In unseren Gesprächen hat sich immer deutlicher
herauskristallisiert, dass zum Beispiel das Kabelwerk ein guter Ort wäre.
Mich würde jetzt interessieren, wann wir damit
rechnen können, dass dieses Co-Produktionshaus, sei es im Kabelwerk oder auch
an anderer Stelle der Stadt, tatsächlich auf den Weg kommt, also einerseits wo
- ich glaube, die Dezentralität dieses Hauses ist etwas, worüber sehr viel
Konsens herrscht - und andererseits, wann und auch in welcher finanziellen
Ausstattung die Theaterschaffenden damit rechnen können, dass dieses
Co-Produktionshaus auf den Weg gebracht wird und die ersten
Vorbereitungsarbeiten aufgenommen werden.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Frau Gemeinderätin!
Bevor ich auf die Frage eingehe,
möchte ich doch noch einmal die Gelegenheit nutzen, Ihnen, Ihnen persönlich,
auch dem Kollegen Salcher, natürlich auch dem Kollegen Woller und bis zu einem
bestimmten Zeitpunkt auch der Kollegin Unterreiner für die konstruktive
Zusammenarbeit zu danken. Ich glaube, dass, was auch gestern schon gesagt
wurde, die Zusammenarbeit in diesem Bereich, zeigt, dass wir über viele
politische Differenzen und über viele Auseinandersetzungen hinweg sehr wohl in
der Lage sind, in bestimmten Bereichen, dort, wo wir zusammenfinden können,
sehr konstruktiv zu arbeiten. Ich möchte mich noch einmal herzlich bei Ihnen
bedanken, weil auch die eine oder andere Entscheidung, so wie für Sie so auch
für mich, Kollegen Salcher und den Kollegen Woller, nicht einfach mitzutragen
war, aber ich glaube, wir haben einen sehr guten
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