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Gemeinderat, 50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 19 von 87

 

die Oper das spielen wird, was die anderen nicht spielen! (GR Ernst Woller: Wo gibt es die zeitgenössische Oper?) Ich glaube nicht daran. Ich glaube nicht daran, dass sich die Oper im Theater an der Wien auch nur irgendwie davon unterscheiden wird, was wir in der Volksoper oder auch in der Staatsoper sehen werden (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Was soll dann hineinkommen?), allerdings, und das ist das Hauptproblem des Theaters an der Wien und wird auch ein Problem für uns in Zukunft werden, mit wesentlich weniger Mitteln. (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Was soll denn dort gemacht werden?) Wie soll mit wesentlich weniger Mitteln an die Qualität einer Staatsoper oder einer Volksoper herangekommen werden? (GR Ernst Woller: Die Qualität ist heute schon besser!)

 

Diese Entscheidung ist falsch und darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir nicht nur seit vielen Jahren große Kritik an den Vereinigten Bühnen und ihrer Gebarung im Bereich Musical üben, sondern auch, dass hier neuerlich zusätzliche Mittel in zwei Bereiche gesteckt werden, von denen wir schlicht glauben, dass sie nicht dem sozialdemokratischen Kulturbegriff entsprechen und dass sie auch nicht die richtige Schwerpunktsetzung für unsere Stadt sind. Wien ist eine Theaterstadt, Wien ist eine Musikstadt. Das wissen wir und das ist gut so. Aber, sehr geehrte Damen und Herren, es braucht mehr. Es braucht mehr als diese Form der Zukunftsverweigerung.

 

Die Bilanzen der Vereinigten Bühnen Wien, über die wir in den letzten Wochen heftig öffentlich diskutiert haben, haben sicherlich gezeigt, die letzten Jahre waren keine erfolgreichen Jahre für das Musical. Im Jahr 2003 mussten die Vereinigten Bühnen 7 Millionen EUR Rücklagen wegen der schlechten Erlöslage auflösen. Musicals wie "Jekyll & Hyde" hatten 67 Prozent Auslastung, "Wake Up" gar nur 62 Prozent Auslastung und auch das "Falco"-Musical hatte nur 67 Prozent Auslastung.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, es ist leicht absurd, dass die Vereinigten Bühnen auf diese Misserfolge hin argumentieren, es wäre der Irakkrieg, sozusagen die Angst vor dem Terror, gewesen, oder im Jahr 2002 das Hochwasser, dass die Menschen von den Vereinigten Bühnen abgehalten hätte. In diesen zwei Jahren hatten etwa das Burgtheater und auch die Staatsoper ihre bestausgelasteten Jahre seit vielen Jahrzehnten. Es ist also ganz offensichtlich, dass es hier um künstlerische Qualität, um adäquate Kunstformen geht und darum, dass schlicht und ergreifend der Bereich des Musicals nicht mehr in dieser Form funktioniert, wie wir das in den letzten Jahren von den Vereinigten Bühnen gesehen haben.

 

Dass dann der Herr GenDior Häußler für dieses wirtschaftlich wirklich problematische und dramatische Jahr drei Bruttogehälter als Belohnung von seinem Aufsichtsrat bekommt, in dem im Übrigen Beamte der Stadt Wien sitzen, also es ist nicht so, als ob hier niemand etwas davon gewusst hätte, ist schlicht ein Problem. Das ist mehr als ein Problem. Es ist eine Verhöhnung der Kulturschaffenden in dieser Stadt, die jetzt mit der Theaterreform konfrontiert sind, wo einzelne Bühnen durchaus um ihre Existenz bangen müssen. Das ist eine Verhöhnung jener, die jetzt Angst um ihre Existenz haben müssen, wenn gleichzeitig mit vollen Händen Geld ausgegeben und noch dazu nicht in die Zukunft investiert wird.

 

Wir von den GRÜNEN haben diese Neuordnung der Vereinigten Bühnen schon lange kritisiert. Wir glauben, dass sie tatsächlich Zukunftsverweigerung darstellt, dass es viele Bereiche in der Stadt gäbe, wo wir tatsächlich Angebotslücken haben, gerade im Bereich junger Menschen, dort, wo es darum geht, junge Leute anzusprechen. Wir haben Lücken im Bereich der Medien. Wir haben große Probleme, junge Menschen, die nicht aus einer Familie kommen, wo das Theater immer schon eine Rolle gespielt hat, überhaupt für Kultur zu interessieren. All das würde Geld kosten, das jetzt in die Musicals und in die Oper gesteckt wird. Das ist falsch und eine Prioritätensetzung, mit der wir uns keinesfalls identifizieren können.

 

Wir fordern daher ganz klar, dass erstens endlich mit der Intransparenz bei den Vereinigten Bühnen Schluss gemacht wird und dass zweitens endlich die Bilanzen und vor allem auch die Budgetierungen offengelegt werden. (GR Ernst Woller: Die Bilanzen sind öffentlich! Das wird auch nicht anders, wenn du es dauernd wiederholst! Die Bilanzen sind einsehbar! Geh ins Handelsgericht! Dort kann man sie anschauen!)

 

Die Bilanzen sind öffentlich? Dann könnten wir Gott sei Dank darüber diskutieren. Aber, lieber Herr Woller, wenn Sie mir jetzt erklären wollen, dass es Ihnen als Vorsitzendem des Kulturausschusses ausreicht, zwei Blätter zu haben, die eine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung darstellen, dann glaube ich Ihnen das nicht. (GR Ernst Woller: Das habe ich nicht gesagt!) Jede Theaterbühne in dieser Stadt, die 5 000 EUR bekommt, muss ausführlich darlegen, wofür sie 5 000 EUR verwendet. Das wissen Sie. Wir bekommen Akte für Ansuchen um 10 000 EUR, die umfangreicher sind, als alles, was ich bisher von den Vereinigten Bühnen Wien gesehen habe. Das ist unangemessen! Es ist unangemessen, dass die Vereinigten Bühnen in dieser Weise agieren dürfen und können!

 

Wir fordern daher die Offenlegung der Budgetierung. Wir wollen wissen, wie viel Produktionen kosten. Wir wollen wissen, wofür was ausgegeben wird. Wir wollen Berichte und wir wollen sie schnell. Es kann nicht angehen, dass die Vereinigten Bühnen noch mehr Geld bekommen und noch weniger transparent sein müssen.

 

Wir glauben auch, dass der Herr GenDior Häußler für die Arbeit, die geschieht, nicht weiter belohnt werden darf. Wir fordern, dass er sich aus seinen Funktionen zurückzieht.

 

Und das ist, glaube ich, das Allerwichtigste, wir fordern einen Stopp dieser so genannten Neuordnung, die nichts anderes als Zukunftsverweigerung und eine falsche Prioritätensetzung ist.

 

Ich kann in diesem Zusammenhang nur sagen: Liebe SPÖ, wake up! - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderats nur einmal zum

 

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