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Gemeinderat, 50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 87

 

GR Univ Prof Dr Ernst Pfleger (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Stadtrat!

 

Danke für die ausführliche Beantwortung meiner Anfrage vorhin.

 

Ich habe entnommen, Sie haben von vergleichbaren Städten gesprochen. Ich möchte jetzt ins internationale Parkett wechseln.

 

Ich möchte die Frage stellen: Wie ist die Situation der Finanzierung etwa im Theaterbereich in vergleichbaren Städten international, vor allem im EU-Raum? Ich denke da insbesondere an die Städte Zürich, Hamburg, aber auch Berlin. Dazu auch die Frage: Wie entwickelt sich die Bundesförderung und gibt es etwas Vergleichbares auch dort?

 

Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Herr Gemeinderat!

 

Ich habe mir zwei Städte herausgesucht, die sozusagen in Nachbarschaft liegen und die, glaube ich, halbwegs vergleichbar sind, weil da auch die Kuratoren in ihrer Vorbereitung für die Analyse die entsprechenden Daten zusammengetragen haben. Die eine ist München und die andere ist Zürich.

 

In München ist es so, dass es eine Gesamtförderung von 2,7 Millionen EUR für die freien Gruppen und für freie Bühnen gibt. Es gibt dort 8°freie Bühnen. Dort gibt es eine Zweijahresförderung bis zu je 100 000 EUR und dann vier freie Theatergruppen, zwei freie Tanzgruppen, 12°freie Theatergruppen, die Einzelprojektförderung bekommen, 7°freie, die auch Einzelförderung bekommen und 6°freie Tanz- und Theatergruppen. Also alles in allem sind es 2,7 Millionen EUR, die in München zur Verfügung stehen. Bundesförderung gibt es dort wenig oder gar keine, jedenfalls, was die freien Gruppen anbelangt. Also München, eine Stadt, die durchaus von der Größe zumindest vergleichbar ist, hat einen Bruchteil dieser Unterstützung, die Wien hat.

 

Zürich hat für vergleichbare Mittelbühnen, um diesen Begriff unter Anführungszeichen zu verwenden, eine Unterstützung in der Höhe von 5 Millionen EUR, beim Kleintheater in der Höhe von 81 000 EUR und für freie Gruppen in der Höhe von 1,7 Millionen EUR, also eine Gesamtsumme der Unterstützung von 7,9 Millionen EUR, knapp 8 Millionen EUR. All das im Vergleich zu dem Betrag, der in Wien in der Höhe von 19 Millionen EUR ist.

 

Ich kann mich erinnern, kann das jetzt aber unmittelbar nicht mit Zahlen belegen, dass wir, was den freien Gruppenbereich, aber auch die so genannten Mittelbühnen anbelangt, die im Grunde nach wie vor ein Wienspezifikum sind, jedenfalls auch über Berlin und bei Amsterdam liegen. Was das finanzielle Engagement der Stadt anbelangt, sind wir, glaube ich, europaweit tatsächlich zumindest absolut im Spitzenfeld.

 

Wie ich nunmehr an Rückmeldungen und Informationsfragen, aber auch Interviewwünschen von ausländischen Medien sehe, ist das Interesse international, jedenfalls im deutschsprachigen Raum, ein sehr großes, aber auch von vielen Kollegen aus der Kulturpolitik und Kulturverwaltung, die sich erkundigen, weil sie sich dafür interessieren, was wir hier in Wien machen.

 

Ich glaube, dass das, was wir hier gemeinsam fabriziert haben, durchaus einen gewissen Modellcharakter haben könnte. – Danke.

 

Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Danke schön. Damit ist die Fragestunde zu Ende.

 

Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.

 

Der Grüne Klub im Rathaus hat eine Aktuelle Stunde mit dem Titel "WAKE UP, SPÖ! Vereinigten Bühnen Wien: Zukunftsverweigerung in der Wiener Kulturpolitik" verlangt.

 

Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.

 

Ich bitte die Erstrednerin, Frau GRin Mag Ringler, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass ihre Redezeit mit 10°Minuten begrenzt ist.

 

GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Die Harmonie, die Sie in der Fragestunde zum Thema Theaterreform zwischen den Parteien festgestellt haben, gilt nicht für die Vereinigten Bühnen Wien, einen mindestens sehr wichtigen Teil der Theaterszene in dieser Stadt, jene Institution nämlich, die seit vielen Jahren einen Großteil des Kulturbudgets bekommt und die seit vielen Jahren zum Ärger vieler und auch zum Ärger der Oppositionsparteien in einer Weise agieren kann, die schlicht als völlige Intransparenz zu bezeichnen ist. Viele Kontrollamtsberichte der letzten Jahre haben immer wieder Kritikpunkte laut werden lassen, völlig überzogene Gehälter, problematische Abrechnungen und vieles mehr. Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es tatsächlich auch Zuschauerinnen und Zuschauer gibt, die in die Vereinigten Bühnen gehen, die sich Musicals anschauen und die hier durchaus ein Publikum in dieser Stadt darstellen.

 

Heute machen die Vereinigten Bühnen Wien etwa 10 Prozent des Kulturbudgets aus, aber, und das ist ein massiver Kritikpunkt von unserer Seite, ab 2007 wird es ein Viertel des Budgets sein. Jetzt geben wir für die Vereinigten Bühnen Wien 14 Millionen EUR aus, ab 2007 40 Millionen EUR für den Bereich des Musicals und der neuen Oper im Theater an der Wien.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, wir von den GRÜNEN haben seit langem große Kritik daran geübt, dass diese so genannte Neuordnung der Vereinigten Bühnen eine völlig falsche kulturpolitische Schwerpunktsetzung von Seiten der SPÖ bedeutet, dass hier Kunstformen stärker betont werden, die in Wien durchaus ein gutes Angebot finden. Diese Oper ist die vierte Oper in dieser Stadt. Es kann niemand behaupten, dass das Opernpublikum in dieser Stadt darunter leiden würde, es sich nicht aussuchen zu können, wo es am Abend hingeht. (GR Ernst Woller: Aber die spielen genau das nicht, was wir zeigen werden, nämlich die zeitgenössische Oper!)

 

Lieber Herr Woller, das werden wir noch sehen, ob

 

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