Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 87
10°Jahren schaffen.
Das wäre überhaupt das Schönste gewesen, Ziele mit
quantitativen Größen zu verbinden. Für viele andere Kapitel, nicht nur für Arbeitsplätze,
hätte sich das auch umfunktionieren lassen, denn wenn ich es nämlich an
quantitative Größen binde, dann kann ich es auch zwischenzeitlich und einmal
als Endbericht, meine Damen und Herren, evaluieren, dann kann ich sagen, ich
habe das Ziel erreicht, oder ich habe das Ziel nicht erreicht, meine Strategie
ist aufgegangen, oder meine Strategie ist nicht aufgegangen.
Das wird uns mit diesem vorliegenden
sozialdemokratischen Arbeitspapier nie wirklich möglich sein, und ich fürchte,
dass das Absicht war, dass es so nebulos, so schwammig, so beliebig bleiben
soll, dass man es nie wirklich nachkontrollieren oder nachrechnen kann, ob
diese Ziele letzten Endes erreicht wurden.
Natürlich, meine Damen und Herren, ist besonders uns
die Wirtschaftsthematik zu kurz gekommen und unserer Meinung nach
unterrepräsentiert. Jetzt kann ich ein bisschen kindisch sein und sagen, es
sind gerade einmal schmale 16 Seiten von 185 oder 190, die sich dem
Wirtschaftsthema widmen. Es steht – wie ich schon sagte, ich komme dann aber
noch einmal darauf zurück – wenig zur Schaffung von Arbeitsplätzen drinnen, es
steht wenig zum Thema Industrie drinnen, es steht wenig zur Revitalisierung von
Einkaufsstraßen drinnen – gerade einmal eine halbe Seite, wie Kollegin Rothauer
heute schon ausgeführt hat –, es steht gar nichts drinnen vom Umgang der Stadt
mit Einkaufszentren, es steht fast gar nichts drinnen über die KMUs und und
und, also unzählige Wirtschaftsthemen, die vielleicht gerade einmal gestreift,
aber sicher nicht wirklich ausreichend behandelt wurden.
Jetzt komme ich noch einmal auf die
Arbeitsmarktpolitik; es heißt ja da drinnen im Strategieplan sogar
"vorausschauende Arbeitsmarktpolitik". Das befindet sich, für jene,
die mitlesen wollen, auf Seite 62 und 63 des Planes, und es handelt sich dabei
um eine ganz interessante Bestandsaufnahme: Wo steht Wien
arbeitsplatztechnisch, wenn Sie so wollen, heute? Es kommt auch ein Befund
heraus, dass wir in einzelnen Bereichen durchaus Defizite haben. Zur
Weiterentwicklung der regionalen Steuerung des Arbeitsmarktes sind geeignete
Strategien zu entwerfen, steht im Strategieplan. No na ned! Es kommt dann auch eine Aufzählung von Projekten.
Mit einem Wort: Es ist eine interessante Analyse,
meine Damen und Herren, aber es ist weder eine Strategie drinnen, wie wir
wirklich Arbeitsplätze schaffen, noch ist ein Ziel vorgegeben, was Wien auf
diesem Sektor in den nächsten Jahren zu tun gedenkt und vorlegen möchte. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich glaube, Beliebigkeit ist der richtige Ausdruck,
der heute schon einmal gefallen ist. Es ist ein beliebiges Papier, von allem
ein bisschen, ein bisschen Weltkulturerbe mit 14 Zeilen auf
Seite 135, ein bisschen wenig Prater mit 19 Zeilen auf Seite 97.
Es ist vor allem eine vertane Chance, Wien wirklich eine Identität und eine
neue Zielvorgabe für die nächsten Jahre zu geben. Das ist definitiv mit diesem
Papier nicht erreicht worden, und das ist eigentlich sehr, sehr schade.
Positiv ist aber auch – das möchte ich nicht
verschweigen und das haben auch Vorredner schon gesagt –, dass nach dem etwas
missglückten Start der Diskussion letzten Endes Vorschläge der
Oppositionsparteien eingearbeitet werden können. Wir haben diese Chance genauso
genützt wie auch andere. Es sind Themen wie die Neue Donau, wie der Flughafen
als Wirtschaftsmotor für die Region Wien – Bratislava, wie die Nahversorgung,
wie die Kulturmetropole Wien auf unsere Vorschläge hin eingeflossen. Es sind
andere Dinge, die wir als wichtige erachtet hätten und die drinnen stehen
sollten, leider nicht hineingekommen.
Ich zähle die jetzt wirklich nur mehr kursorisch auf,
weil ich die Zeit nicht überstrapazieren möchte. Vor allem sind das natürlich
die Themen Familie, Verwaltungsreform, Kooperationen der Ostregion und der
Vienna Region, die Leichtindustriefrage, die Liberalisierung des Strommarktes,
der Kunstplatz Karlsplatz, eben der Prater, der viel zu kurz gekommen ist, die
Frage der Wohnraumschaffung durch Dachausbauten und und und, meine Damen und
Herren. Viele von uns reklamierte Themen finden sich leider in diesem Plan
nicht wieder.
Über die Einkaufszentren hat StRin Rothauer heute
schon sehr viel gesprochen, ich möchte aber jetzt zum Schluss doch noch einmal
– ich bin quasi dazu gezwungen so wie Kenesei – auf das Einkaufszentrum beim
Prater-Stadion zurückkommen.
Diese Diskussion wäre heute gar nicht mehr nötig
gewesen, hätte StR Schicker sich nicht in seiner Wortmeldung zum Budget am
Montag zu der Feststellung verstiegen, dass alles das, was die Opposition
gemeint hat von den 27 000 Quadratmetern Einkaufszentrum dort auf
diesem Parkplatz ja eh nicht richtig sei. Er hat gemeint, wenn man den Vertrag
richtig liest, dann kommt man drauf, dass von den
27 000 Quadratmetern Einkaufsfläche noch Flächen für die Parkplätze
abzuziehen sind und man dann auf die 8 000 Quadratmeter käme, die im
städtebaulichen Leitbild für diesen Standort auch festgelegt wurden.
Wir haben die Rede, Sie werden sie auch alle haben,
bitte das noch einmal nachzulesen. Das ist Schicker, zwar jetzt nicht Originalzitat,
aber sinngemäß sehr, sehr nahe kommend.
Meine Damen und Herren! Das stimmt nicht. Das stimmt
schlicht und einfach nicht. Ich habe den Vertrag und die Vorlage für den
Gemeinderat auch noch einmal mit. Es stimmt einfach nicht, und ich würde wirklich
gerne wissen, wo der Herr StR Schicker das her hat. Ich fordere Sie auf, Herr
Stadtrat, kommen Sie bitte heraus und erklären Sie dem dummen Neuhuber und dem
dummen Kenesei, wo das steht, dass diese 27 000 Quadratmeter nicht
richtig sind. Ich kann, auch wenn es mir manchmal schwer fällt, noch
einigermaßen lesen. Da ist eine Aufstellung in dem Akt vom 7.7.2004.
Stadion-Parkplatz: Bruttogeschoßfläche 35 000 Quadratmeter,
Nettogeschoßfläche Geschäfte, Büros 27 125 Quadratmeter.
Das lässt relativ wenig Spielraum
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