Gemeinderat, 1. Sitzung vom 18.11.2005, Wörtliches Protokoll -
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Wien in
besonderer Weise in europäischen Einrichtungen, wie Ausschuss der Regionen und
Rat der Gemeinden und Regionen Europas sowie Eurocitys, engagiert, das alles
ist kein Zufall, sondern Teil bewusster Politik, durch welche die
Rahmenbedingungen für Wien aktiv mitgestaltet werden. Hier nimmt Wien, meine
ich, eine Führungsrolle im Konzert der europäischen Städte und Regionen ein.
Europa hat sich durch die Globalisierung und die
neoliberale Geld- und Wirtschaftspolitik verändert. Der Neoliberalismus und
seine vielen Formen prägen seit etwa zwei Jahrzehnten weltweit das Denken und
Handeln in Wirtschaft und Politik: Rückzug des Staates aus möglichst vielen
Lebensbereichen, Shareholder Value, größtmögliche wirtschaftliche Freiheiten,
Abbau von Regulierungen und von ökologischen sowie sozialen Sicherungssystemen,
ausschließlich gewinnorientiertes Denken und Handeln, das waren und sind die
vermeintlichen Heilsbotschaften.
Dieser Haltung erteilt die Wiener Stadtregierung eine
klare Absage. Sie tritt ein für ein Europa, in dem Wirtschaftswachstum optimal
gefördert wird. Sie tritt für ein soziales Europa ein, in dem Ausbildung,
Arbeit, soziale Sicherheit, Nachhaltigkeit, Vielfalt und Integration das Leben
lebenswert machen, für ein Europa, das gemeinsam versucht, die Ursachen von
Arbeitslosigkeit, Armut, Ungerechtigkeit und Diskriminierung an ihrem Ursprung
zu beseitigen, ein Europa, das für alle Menschen eine gute Zukunftschance
bietet. Kurz, für ein Europa, in dem nicht der Shareholder Value, sondern der
Mensch im Mittelpunkt steht. (Beifall bei der SPÖ.)
Die politische Arbeit für Wien findet unter nicht
ganz leichten Rahmenbedingungen statt. In vielen wichtigen Zukunftsfragen
wurden keine oder falsche Entscheidungen getroffen. Es fehlt eine
Bildungsreform, ebenso fehlen eine aktive Forschungsinvestitions- und
Beschäftigungspolitik sowie eine gerechte Steuer- und Verteilungspolitik. Den
Städten und Gemeinden wurden und werden zahlreiche Aufgaben übertragen, ohne
ihnen dafür ausreichend Mittel zur Verfügung zu stellen. Diese Politik gegen die
Interessen der Menschen lehnt die Wiener Stadtregierung ebenso entschieden ab.
Selbstverständlich bekennt sich Wien zu einem
stabilen Finanzhaushalt. Zugleich muss aber die Handlungsfähigkeit zur
Bewältigung drängender gesellschaftlicher Herausforderungen gewahrt bleiben.
Eine solche Flexibilität erweist sich gerade vor dem Hintergrund der
dramatischen Entwicklungen in anderen europäischen Staaten als unabdingbar.
Maßnahmen, etwa zur Integration und Sprachförderung von Kindern nichtdeutscher
Muttersprache oder Lehrlingsoffensiven, dem sklavischen Erreichen eines
Budgetziels zu opfern, wäre angesichts der Dynamik der gesellschaftlichen
Entwicklung ein unverantwortliches politisches und ökonomisches Versäumnis. Dem
will und wird sich Wien nicht aussetzen.
Wir werden dafür sorgen, dass friedliches
Zusammenleben und sozialer Zusammenhalt weiterhin der Standard und die
Normalität dieser Stadt sind. Dafür genießt Wien hohes Ansehen in der Welt und
darauf sind wir Wienerinnen und Wiener stolz. Wir werden das Unsere dafür tun,
wir werden dafür aber auch den Bund in die Pflicht nehmen und ihn nachdrücklich
an seinen Teil der Verantwortung erinnern.
Die Wiener Gemeinderatswahlen im Oktober 2005
haben eine klare Entscheidung gebracht. Mit diesem Vertrauen der Bevölkerung
ausgestattet, geht die Stadtregierung an die Arbeit für Wien und seine Menschen
und legt ein Regierungsprogramm vor, in dem wichtige Arbeitsvorhaben für die
Jahre 2005 bis 2010 formuliert werden. Trotz der klaren Mehrheit für die
Sozialdemokratie im Wiener Gemeinderat suche ich im Interesse der Entwicklung
unserer Heimatstadt und ihrer Bevölkerung den breiten Konsens und die
Zusammenarbeit mit Ihnen allen, die Sie in den Wiener Gemeinderat gewählt
wurden. Die Menschen in unserem Wien wissen das zu schätzen.
Wien ist der Wirtschaftsmotor unseres Landes. In den
kommenden fünf Jahren werden wir unsere Wettbewerbsfähigkeit und unsere
Standortqualität weiter ausbauen und Arbeitsplätze mit Zukunft schaffen. Das
Augenmerk liegt da bei einem ganzen Bündel von Maßnahmen. Wir werden unsere
Standortqualität durch eine optimale Verkehrsinfrastruktur steigern. Dazu
gehören auch der Ausbau des Flughafens Schwechat und der Ausbau des Hafens
Freudenau sowie die Errichtung des Bahnhofes Wien Europa Mitte. Der zielgerichtete
Einsatz öffentlicher Investitionen dient zur Konjunkturbelebung und steigert
die Beschäftigungsquote. Wien und die Unternehmen der Stadt Wien werden in die
Schaffung neuer Stadtteile, in die Modernisierung und den Neubau von Wohnungen,
den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und die Instandhaltung des Straßennetzes
ebenso investieren wie in die Modernisierung und den Neubau von Pflege- und
Spitalseinrichtungen.
Mit einer forcierten Ansiedlungspolitik, der
Entwicklung von Spezialimmobilien und dem Ausbau der Technologie-Infrastruktur
werden wir unsere Lage inmitten der Region CENTROPE noch besser nützen. Die
Globalisierung führt zu einem verstärkten Wettbewerb auch der Städte, sowohl in
der Standortpolitik als auch im Städtetourismus. Dies erfordert eine verstärkte
strategische Ausrichtung der Stadtaußenpolitik. Zur Effizienzsteigerung wird
ein einheitlicher Außenauftritt der Stadt Wien auch durch eine gemeinsame
Dachmarke für alle Bereiche wie Kultur, Wirtschaft, Tourismus, Wissenschaft und
Forschung und so weiter, geschaffen.
Der Tourismus wird als Wirtschaftsfaktor weiter
gestärkt. Wien strebt bis 2010 das Ziel von 10 Millionen Nächtigungen pro
Jahr an. Gezielte Bewerbungen im Ausland, eine neue Werbelinie sowie zahlreiche
Großprojekte, darunter das Mozartjahr 2006 und die
Fußballeuropameisterschaft 2008, tragen dazu bei.
Klein- und Mittelbetriebe werden
durch speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Förderschienen weiter
unterstützt. Nahversorgungsaktion, Strukturverbesserungsaktion, Internationalisierungsförderung,
Geschäftsstraßenförderung, Start up-Förderungen und Calls sind nur einige der
Instrumente dafür. Da Ausbildung und
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