Gemeinderat,
1. Sitzung vom 18.11.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 56
Wir haben die gleiche Diskussion bereits gehabt. Der Februarantrag war auch nicht aus dem Zusammenhang gerissen. Damals war die Diskussion mit der Elektrotechnik von der TU.
Und wir haben jetzt wieder ein drittes Thema, die
Geschichte mit der University of Excellence. Es muss ja nicht zwangsläufig
sein, dass die ausgerechnet nach Gugging kommen soll. (Bgm Dr Michael Häupl:
Das wäre ein guter Platz!) Also da sind wir uns aber einig, dass das
vielleicht besser wäre.
Ich bin schon sehr für Imagetransfer, aber es gibt
vielleicht auch Standorte in Wien, die solch einen Imagetransfer notwendig
haben. Dann sollten wir beide das Interesse haben, dass der Imagetransfer an
einem Wiener Standort zu Stande kommt. Also nochmals, da ziehen wir an einem
Strang, dass wir Wien als Universitätsstandort nicht nur halten, sondern auch
ausbauen wollen.
In dem Zusammenhang verweise ich auch auf den
Vorschlag meiner neuen Kollegin, Frau Cortolezis-Schlager, die angesichts der
jetzt von der Bundesregierung beschlossenen Erhöhung des Universitätsbudgets
den Vorschlag gemacht hat, dass die jeweiligen Bundesländer sozusagen noch
einmal eine Verdopplung vornehmen sollen (Bgm
Dr Michael Häupl: Großartig!), um eben die jeweiligen Standorte
abzusichern. Da würde ich mir einmal wünschen, dass die Stadt sozusagen in ihre
lokale Verantwortung eintritt. (Bgm Dr Michael Häupl: Das ist wirklich
ungeheuerlich!) - Ich weiß,
es ist ungeheuer billig, sich aus der Verantwortung zu stehlen. (Bgm Dr
Michael Häupl: Jetzt sei mir bitte nicht böse, aber jedes Mal, wenn es um
Zahlungskonflikte geht, stehst du auf der Seite der Bundesregierung! Da hättest
du dir an deinem Vorgänger ein Beispiel nehmen sollen, weil der hat die
Interessen Wiens vertreten!) Ich wünsche mir nur, dass mein geliebtes Wien
einmal einen Beitrag dazu liefert, sich irgendwann einmal selbst auch in der
Sache engagiert und in einer Angelegenheit, in einer Sache prompt dran ist,
dass wir den Bildungsstandort ausbauen. Wir hätten so viele Möglichkeiten und
es wäre auch im Interesse Wiens, dass wir uns brav beteiligen. Man muss sich
nicht immer sklavisch an die Kompetenzen halten!
Ich denke, was wir bei der Medizinuni mit dem
medizinischen Mehraufwand geschafft haben, ist eine Lösung, die brauchbar ist.
Die Co-Finanzierung des Bundes mit dem AKH ist eine, wovon Wien in einem Ausmaß
profitiert, das weit über die Notwendigkeiten des Bundes hinausgeht. (Bgm Dr
Michael Häupl: Wie Innsbruck!)
In Innsbruck und Graz finanziert der Bund die Ärzte
nur zu 50 Prozent, in Wien zu 100 Prozent. In sehr hohem Ausmaß, das
wissen wir beide und viele hier im Saal, hat das AKH eine Versorgungsfunktion. (Bgm Dr Michael Häupl: Aber von ganz
Österreich! Wie viele Fremdpatienten sind auf unsere Kosten dort drinnen?) Ich
würde sagen, der Lehr- und Forschungsbereich ist leider Gottes ein sehr
nachgeordneter. Da müssen wir uns gemeinsam bemühen, dass die Situation besser
wird. Also hier profitiert Wien von einer Finanzleistung des Bundes in einem
Ausmaß, das der Bund in dieser Form gar nicht bringen müsste. (Beifall bei der ÖVP. - Bgm Dr Michael
Häupl: Das ist ja gar nicht wahr!)
Also insofern kann man woanders auch einmal mittun,
ohne dass es sozusagen der Buchstabe des Gesetzes mit der letzten Kommastelle
erfordert.
Ich möchte aber in einem Punkt auch noch auf etwas
kommen, was ihr angesprochen habt und was ich 100-prozentig teile, die
Weiterentwicklung des Kindergartens zu einem Bildungsgarten. Hier gibt es
jegliche Unterstützung. Auch hier kann die Stadt vorantreten und zum Beispiel
pädagogische Standards entwickeln. Ich gebe zu, auch wir haben die Initiative
gesetzt und wir werden uns im Rahmen unserer Möglichkeiten bemühen, dass wir
auf Bundesebene einheitliche pädagogische Standards entwickeln, die wir dann
hoffentlich im Wege von § 15a-Vereinbarungen auf die Länder umsetzen, weil
es ist nicht sinnvoll, dass da wiederum neun Bundesländer neun verschiedene
Dinge erfinden.
Ich könnte mir auch vorstellen, und das möchte ich
ganz konkret vorschlagen, dass wir gemeinsam, auch im Lichte und der Erfahrung
des abgegangenen Wahlkampfs, darüber nachdenken, neue Projekte zu entwickeln,
Projekte internationaler Begegnungen, die wir forcieren, die wir fördern, wo
wir ein großes und großzügiges Programm und Angebot entwickeln, dass Wiener
Jugendliche mit jungen Menschen aus den Beitrittsländern, aus den Ländern der
Balkanstaaten, zusammentreffen. Viele von uns hier im Hause haben selbst als
Jugendliche vor vielen Jahren die Möglichkeit gehabt, nach Israel oder nach
Ägypten zu fahren. Wir haben vor über zehn Jahren viele Leute, auch junge
Leute, nach Brüssel geschickt. All das hat positive Konsequenzen gehabt, weil wenn
man bekanntlich wohin fährt, dann lernt man etwas, dann bekommt man ein
Verständnis dafür. Ich denke, wir sollten in diese Richtung Programme
entwickeln, um das kulturelle Verständnis gegenseitig zu fördern und zu
beleben.
Damit bin ich auch schon beim Thema Integration, das
uns sicher in den nächsten Jahren begleiten wird. Ich denke, das Thema der
Entghettoisierung der Wohnsituation ist neben der Forcierung des Spracherwerbs
etwas, das wir uns wirklich gemeinsam anschauen sollten, um zu vernünftigen Lösungen
zu kommen. Ich denke, wir sollten uns gemeinsam bemühen, Regeln für den
organisierten, wirtschaftlich begründeten Zuzug nach Österreich, nach Wien zu
entwickeln. Und Ich denke, wenn wir schon über die Frage des Spracherwerbs
reden, so hat es vor Jahren hier im Hause einmal eine ganz kurze Diskussion
gegeben, die für mich eigentlich zu kurz und vor allen Dingen nicht nachhaltig
war. Ich glaube, wir sollten, egal ob es sich um Kinder, Jugendliche, oder
selbst um Erwachsene mit nichtdeutscher Muttersprache als Hintergrund oder um
Menschen mit deutscher Sprache als Hintergrund handelt, wieder das Lesen
fördern und forcieren.
Denn wir müssen auch zur Kenntnis
nehmen, dass selbst in Wien der funktionale Analphabetismus wieder zunimmt. Der
Erwerb und die Sicherstellung dieser
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