Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 105
diesem Bereich bestätigen, wie dramatisch die Entwicklung in Österreich ist, wie wir sie vor dem Jahr 2000 beziehungsweise Mitte der 90er Jahre – wenn man das als Maßstab nimmt – in Österreich nicht gekannt haben.
Wir werden 2006 für die Maßnahmen in diesem Bereich,
die wir in der Arbeitsmarktpolitik entweder ergänzend oder manchmal auch
substituierend zu dem setzen, was die Regierung tut oder nicht tut, mit
56 Millionen EUR eine ausreichende, wichtige finanzielle Basis geben.
56 Millionen EUR im Jahr 2006 sind wiederum mehr als im
Jahr 2005, und wenn man das mit dem Jahr 1999 vergleicht, so ist es
eine Steigerung der Mittel um 75 Prozent, die die Stadt aus Eigenem in
diesem Bereich zusätzlich zu dem, was das AMS einzusetzen hat und vom Bund
kommt, zur Verfügung stellt.
Im Voranschlag 2006 stehen für die sozialen
Leistungen der Stadt in einem Finanzrahmen Mittel zur Verfügung, die zu keinem
Zeitpunkt in unserem Budget umfangreicher gewesen sind. Wir reagieren damit auf
eine Entwicklung, die es notwendig macht, in diesem Bereich den Einsatz
öffentlicher Mittel zu steigern. Allein für den Bereich der Sozialhilfe –
und das ist genau genommen von den sozialen Dienstleistungen der Stadt nur ein
kleiner Teil – ist es im Verlauf der Jahre ab 2000 zu einer
Steigerung um ein Viertel gekommen. Wir setzen hier also eine gewaltige
zusätzliche Anstrengung, um dieses Problem zu entschärfen.
Wir werden uns auch – ich habe dieses Thema ja
angesprochen – in einer groß angelegten Enquete und gestützt auf Studien
mit der Frage beschäftigen, ob die Entwicklung einfach hingenommen werden muss,
dass es in Österreich zunehmend Menschen gibt, die geringfügig beschäftigt
sind, in neuen Formen der Beschäftigung leben und arbeiten und dabei ihr
Einkommen nicht ausreichend sichern können. Es mag schon sein, dass sich das
zum Teil aus der wirtschaftlichen Entwicklung ergibt, aber das kann nicht
einfach so hingenommen werden, sondern wir wollen, gestützt auf diese Ergebnisse
der Studien, entsprechende Strategien entwickeln, die dem gegensteuern.
Fünftens: Wir wollen, meine sehr geehrten Damen und
Herren, sicherstellen, dass sich die Menschen in dieser Stadt auch weiterhin
auf eine medizinische Betreuung auf hohem Niveau bis hin zu einer
Spitzenmedizin von Weltruf verlassen können, und zwar nicht nur diejenigen, die
sich das von ihrer Einkommenssituation her leisten können. Zudem werden wir
auch weiterhin die Modernisierung der Pflegeeinrichtungen finanziell absichern.
Diesem Ziel dient nicht nur das dem Bund abgerungene Abkommen, das die
Finanzsituation des AKH über den Tag hinaus weit in die Zukunft sichert,
sondern dazu dienen auch die Mittel, die hier im Budget direkt zur Verfügung
stehen. 2006 werden es 1,31 Milliarden sein, die wir in diesem
Bereich einsetzen. Das sind um 47 Millionen mehr als im
Voranschlag 2005.
Betreffend die Diskussion über die so genannte
Pflegemilliarde, also Investitionen für Verbesserung und Modernisierung der
Pflegeeinrichtungen, möchte ich nur einen Hinweis geben: Neben all dem, was im
Bereich des Gesundheitsressorts selbst ausgegeben wurde, gibt es auch immer
wieder Darlehensgewährungen und Finanzleistungen, die außerhalb dieses Ressorts
zur Verfügung gestellt wurden. Realistische Beispiele dafür sind etwa das Haus
der Barmherzigkeit: Das eine ist zum Teil schon fertig gestellt worden und in
Betrieb gegangen, und das in der Tokiostraße wird auch in absehbarer Zeit in
Betrieb gehen. Es gibt also eine Reihe von Maßnahmen, mit welchen wir auch private
Initiativen in diesem Bereich unterstützen, und diese zählen natürlich auch mit
zu dem, was wir für diesen Bereich aufwenden.
Sechstens: Schließlich wollen wir mit dem
Voranschlag 2006, meine sehr geehrten Damen und Herren, die finanzielle
Basis sicherstellen, dass die Stadt direkt oder mittelbar die Dienstleistungen
und Vorsorgeleistungen gegenüber den Bewohnern der Stadt, gegenüber den
Menschen, die in der Stadt arbeiten, die hier studieren, gegenüber denen, die
hierher als Touristen kommen, erbringen kann, und das auf einem Niveau und in
einer Qualität, die eine Lebensqualität sichern, die uns inzwischen
selbstverständlich geworden ist, die allerdings international nach wie vor hohe
Wertschätzung und hohen Respekt genießt.
Natürlich sind wir bei all diesen Maßnahmen und
Programmen nicht isoliert. Wir stehen sozusagen in einer Wechselbeziehung
zwischen dem, was wir im eigenen Bereich tun können, und dem, was auf anderen
Ebenen, insbesondere auch auf der Ebene des Bundes, geschehen kann oder
unterbleibt. Die Wechselbeziehungen zwischen dem, was EU-weit geregelt wird,
was auf Bundesebene geschieht
und was wir aus dem eigenen Haushalt heraus selbst tun können, also unseren
eigenen Möglichkeiten, sind vielfach viel stärker, als wir annehmen. Es
bestehen gewisse Abhängigkeiten, und manchmal ist unsere eigene
Selbstständigkeit viel kleiner, als wir selbst wahrhaben wollen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wien ist
sicherlich nicht das legendäre Gallierdorf des Asterix, das, obwohl ringsum
umgeben von den römischen Feinden, sich selbst genug war. Ich nehme an, niemand
wird Wolfgang Schüssel wirklich mit Cäsar vergleichen. (GR Heinz-Christian
Strache: Aber mit Majestix!) Auch der Vergleich unseres Bürgermeisters mit
Asterix liegt nicht gerade ganz nahe, meine sehr geehrten Damen und Herren. Und
Wien ist auch nicht exterritorial wie der Vatikan. Jetzt höre ich aber auf mit
Personenvergleichen!
Was ich damit sagen will: In der Diskussion wird,
gerade auch von Seiten der Opposition, der Eindruck erweckt, als ob Wien für
alles zuständig ist, was teuer ist, was kostet und was Probleme schafft, und
als ob es alles andere in Wirklichkeit nicht gibt. Eine Leistungspflicht und
eine Handlungspflicht anderer gibt es nach dieser Darstellung nicht.
Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Das Gegenteil ist der Fall: Wien ist ein Teil der Republik
Österreich – immerhin sind wir die Bundeshauptstadt des Landes –, und
Wien ist ein Teil der Europäischen Union. Daraus ergibt sich diese gesamte Wechselbeziehung,
von der ich gesprochen habe. Wir profitieren – auch das
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