Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 105
einfach sind.
Seit geraumer Zeit sind wir Teil der
EnergieAllianz. Die EnergieAllianz ist eine Aktiengesellschaft, die aus den
Energieunternehmungen mehrerer Bundesländer – Niederösterreich, Burgenland,
Wien, Oberösterreich und dem Energieunternehmen der Stadt Linz – gebildet
worden ist. Diese EnergieAllianz hat Energievertriebsgesellschaften, die als
Kommanditgesellschaften errichtet sind. Für den Wiener Bereich geht es um die
Wiener Vertriebsges mbH & Co KG, und die Stellung Wiens erschöpft sich in
der Position des Kommanditisten ohne Eingriffsmöglichkeiten, der Komplementär
hingegen ist die EnergieAllianz.
Also insofern ist eine Behauptung, es sei
hier intern in irgendeiner Weise unter Beteiligung der Stadt eine Entscheidung
getroffen worden, eine Illusion. Die Entscheidung wird in dieser Gesellschaft
getroffen, wird von dem Steering Komitee der EnergieAllianz genehmigt, und Sie
finden das auch in der Aufstellung, dass diese Gaspreiserhöhungen bei allen
Beteiligten der EnergieAllianz bereits mit 1. Oktober, 1. Juli,
1. September getroffen worden sind. Also insofern verstehe ich, dass man
von einer intern beschlossenen Gaspreisentwicklung sprechen kann, aber bitte
ohne die Stadt Wien hier unmittelbar einbezogen zu haben. Das liegt in der
Konstruktion der EnergieAllianz.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Eine Bemerkung vielleicht noch etwas grundsätzlicherer Art. Ich
bedaure es wirklich, dass es in der Generaldebatte die Hauptredner der Fraktionen
eigentlich nicht der Mühe wert gefunden haben, ihre Redemanuskripte zu
korrigieren.
Da war auf der einen Seite einmal die Unterstellung
des Herrn Strache, der mir unterstellt hat, ich hätte behauptet, die
Arbeitslosigkeit sei in Wien zurückgegangen. Ich kann das noch einmal sagen,
ich habe mir das Rohprotokoll besorgt: In Wien ist die Arbeitslosigkeit mit
3,1 Prozent deutlich weniger stark ausgefallen als bei sechs anderen
Bundesländern. Und dass wir seit dem August 2004 einen günstigeren Trend in der
Entwicklung der Arbeitslosigkeit haben, ist eigentlich nur ein schwacher,
wirklich ein schwacher Trost.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Herr
Strache hat erklärt, dass ich hier behauptet hätte, die Arbeitslosigkeit sei in
Wien zurückgegangen. Ich sage das deswegen, weil der Herr Strache mindestens
zehn Minuten seiner Rede darauf aufgebaut hat. Ich finde das ärgerlich, dass
man nicht einmal in der Lage ist, kurzfristig zu reagieren und sein
Redemanuskript zu korrigieren. Das verstehe ich nicht. Der Herr Strache wird
doch dazu in der Lage sein, intellektuell. (Ironische Heiterkeit bei der
SPÖ.)
Aber dasselbe muss ich auch dem Herrn Klubobmann der
ÖVP ins Stammbuch schreiben. Er hat hier behauptet, es sei sozusagen die
Tradition fortgesetzt worden, wir würden den Bund für alles schlecht machen.
Ich habe dezidiert hier in mehreren Zusammenhängen klargestellt, wo ich
durchaus Leistungen des Bundes erblicke, und habe sie positiv genannt.
Und ich möchte als Beispiel auch nennen die Situation
von Borealis. Die Ansiedlung von Borealis ist, so wie es auch Margulies gesagt
hat, ein gutes Beispiel, dass eben keine eindimensionalen Entscheidungen bei
den Betriebsansiedlungen getroffen werden. Der Aufsichtsratsvorsitzende von
Borealis, Vorstandsdirektor der OMV, hat in seinem Presseinterview gemeint, auf
der einen Seite war es die Frage der steuerrechtlichen Situation, und auf der
anderen Seite – dafür kann die Stadt zum Beispiel nichts – das Lohnniveau in
Wien. Der zweite Punkt sind die niedrigen Mieten. Wenn also heute diskutiert
worden ist, dass Wien so teuer geworden ist, dann sollte man einmal
klarstellen, dass Wien zu den europäischen Großstädten gehört mit den
niedrigsten Mieten, und zwar mit Büromieten, und günstiger ist als Prag und
Budapest zum Beispiel, was uns im Wettbewerb einen großen Vorteil bringt. Und
dritter Punkt: Außerdem habe sich das Topmanagement für Wien ausgesprochen, da
die Stadt als sehr sicher empfunden wird. Unsere Konkurrenz, meine sehr
geehrten Damen und Herren, war keine geringere Stadt als London. Das muss man
auch dazusagen. Und man sieht an dem Beispiel, wie viele Faktoren damit
zusammenhängen und dass diese läppische Schwarz-Weiß-Malerei, die auch diesmal
wieder von der Oppositionsseite hier angestellt worden ist, einfach an der
Realität vorbeigeht. So findet die Wirklichkeit der Wirtschaft in Wien, aber
auch in ganz Österreich nicht statt!
Ich möchte noch einen Punkt behandeln, weil das Thema
der Arbeitslosigkeit hier angesprochen worden ist. Ich denke, dass es schon wichtig
ist. Und da beziehe ich mich auf etwas, was hier gesagt worden ist, nämlich
nicht hier, sondern hier ist es mit angeklungen in einer Äußerung von Strache,
aber er hat es in einem Zeitungsinterview in der "Wiener Zeitung"
sehr deutlich gesagt. Er hat dort gemeint: Wenn jemand länger als sechs Monate
arbeitslos ist, dann kommt er quasi schon einem Sozialschmarotzer gleich. – Im
November sind über 13 000 Personen länger als sechs Monate arbeitslos
gewesen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich diese 13 000, ich
glaube, fast 14 000 Menschen durch die Bank gefallen lassen, als
Sozialschmarotzer abgestempelt zu werden. Die haben große Probleme, meine sehr
geehrten Damen und Herren, heutzutage Arbeit zu finden. Aber zu behaupten, dass
es jemand, der sechs Monate arbeitslos gewesen ist, von vornherein verabsäumt
hat, sich um einen Job zu kümmern, und daher die Leistungen ihm gegenüber zu
kürzen sind, das ist schon alles andere als das, was wir unter sozialem
Zusammenhalt in der Stadt verstehen. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Nächster Punkt: Der Herr Klubobmann der ÖVP, Herr Tschirf, hat hier
gemeint, Wien hungert den Bund aus. Was immer für eine Vision sich dahinter
verbirgt, möchte ich nur auf folgende Faktoren aufmerksam machen: Das
Steueraufkommen, das aus dem Bundesland Wien kommt, ist mit Abstand das größte
in ganz Österreich, und es ist um vieles mehr, ein Vielfaches dessen, was Wien
aus dem Finanzausgleich bekommt. Wir sind in diesem Sinn
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