Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 105
geworden ist, stimmt nur teilweise, leider nur teilweise. Denn man darf dabei nur anführen, dass die Wiener Stadtregierung diesen Bereich nicht weiterhin so vernachlässigen soll – sage ich mal vorsichtig ausgedrückt – wie in den letzten fünf Jahren. Nicht nur für Lebensqualität ist unsere Umwelt wichtig, das wissen wir alle, sondern auch aus der Sicht unserer Budgets. Ca 700 Millionen EUR, die heuer aufgewendet werden, meine Damen und Herren, und dafür genutzt werden sollten, die Umwelt in Wien zu sichern, sind wirklich eine Diskussion wert, vor allem aber ihr Einsatz.
Meine Damen und Herren! Dieses Budget ist in meinen
Augen so ein kleines Déjà-vu-Erlebnis, weil es eigentlich nichts Neues enthält.
Und es ist eigentlich sehr schade, dass man mit diesem Umweltkapital der Stadt
nicht etwas sorgsamer umgeht und es vor allem auch zinsenbringender, nämlich
zur Vermehrung der Umweltqualität, anlegt und einsetzt.
Wir sind auch der Meinung, dass Sie mit diesem Geld
zu wenig tun, das heißt, dass Sie es nicht sinngemäß zur Sanierung der Wiener
Umwelt aufwenden. Ich will jetzt nicht anfangen von den Waagner-Biro-Gründen,
über die wir in der letzten Legislaturperiode ja sehr, sehr oft diskutiert
haben, und auch darüber, wie sinnhaft oder nicht sinnhaft diese Geldanlage war.
Das war ja eine horrende Summe, und als Bankmann überlege ich mir, was da
jährlich an Zinsen die Donau hinuntergeronnen ist. Also da muss ich schon
sagen, das war einer der größten Fauxpas, den die Wiener Stadtregierung, solo
damals, mittels der SPÖ-Mehrheit durchgesetzt hat.
Dann möchte ich sagen, es gibt noch andere Sachen:
Altlastenförderungen, Versicherungen, 31 Millionen EUR, und so
weiter. Alles offene Fragen, die uns in der Umweltpolitik betreffen, die uns
unsere Frau Stadträtin möglichst bald in dieser Legislaturperiode beantworten
wird. Ich möchte diesen Wunsch auch in aller Deutlichkeit deponieren, weil uns
in der abgelaufenen Legislaturperiode auf Grund des Amtswechsels so manche
Klärung nicht mehr rechtzeitig oder gar nicht gelungen ist. Daher würde ich
vorschlagen, dass Sie, liebe Frau Stadträtin, in dieser Periode Ihren
Schwerpunkt mehr in die Sacharbeit verlegen und sich weniger mit der
Medienarbeit aufhalten. Es ist immer so, dass bezüglich Umwelt sehr viel in den
Medien geschrieben wird. Es war die Frau Kossina sehr viel in den Medien, nicht
unansehnlich und genauso wenig unansehnlich auch unsere Stadträtin, aber
trotzdem glaube ich, dass die Sacharbeit wichtiger wäre als die Medienarbeit.
Dann habe ich noch einen sehr wichtigen Wunsch:
Vermeiden Sie doch in der Zukunft das liebste Spiel der SPÖ, das immer wieder
in der Stadtregierung gespielt wird, nämlich die Schuldzuweisung an den Bund.
Und jetzt bin ich genau dort, was der Erich Valentin auch gesagt hat. Er hat
schon Recht, wenn er sagt, die Opposition ist gegen das oder das. Aber denken wir
an den Bund, was dort ein Herr Cap, ein Herr Matzeneder (Rufe bei der SPÖ: Matznetter!) oder auch ein Herr Gusenbauer, alle
auch in der Opposition, an Kritik haben, also haben wir doch auch das Recht,
als Opposition unsere Meinung, die sicher in manchem nicht der Meinung der SPÖ
entspricht oder doch nur teilweise, kundzutun. – Danke für das Lichtabdrehen. (GR
Heinz Hufnagl: Der Herr Matzeneder ist nach Hause gegangen!) Es sind alle nach Hause gegangen,
ich weiß. Aber Sie haben ja selbst bemerkt, meine Damen und Herren – da kann
man ja denken, was man will –, dass diese Schuldzuweisungen in dieser
Stadtregierung...
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend): Das Lichtabdrehen hat
nichts mit dem Inhalt der Wortmeldung zu tun. (Heiterkeit bei der SPÖ.)
GR Robert Parzer (fortsetzend): Ja,
danke. – Also Sie haben gemerkt, dass dieses Spiel mit den Schuldzuweisungen an
den Bund bei den Bürgern nicht mehr sehr gut ankommt. Folgen Sie dieser
Erkenntnis und versuchen Sie nicht immer, die Agenden zwischen Ihnen und dem
Bund hin- und herzuschieben, wie dies zum Beispiel bei der Feinstaubdiskussion
der Fall ist.
Die 160 mit dem
schmallippigen Herrn Bürgermeister habe ich sehr wohl vernommen (GR Erich
VALENTIN: Nein, Bundeskanzler! Bundeskanzler habe ich gesagt!) Ich weiß
schon, was Sie gesagt haben, lieber Herr Valentin, ist mir alles klar, aber
drehen wir es einmal um. Welcher Autofahrerbund hat heute – und das muss man
sich schon auf der Zunge zergehen lassen, weil Sie den "KURIER"
zitiert haben, wie der das gut geschrieben hat –, aber welcher Autofahrerklub
hat sich heute zu der ominösen neuen Regelung mit 50 positiv geäußert? Der ARBÖ
war es nicht und der ÖAMTC war es nicht. Ich frage mich, wie sich die Bürger
dazu bekennen werden.
Und wenn ich mir die
heutige Aussendung der Frau Stadträtin angeschaut habe, ob das jetzt weniger
Tempo ist und so weiter, ob man da weniger Abrieb hat, ob da die Abgase weniger
sind, das bleibt alles noch zu messen. Im Grunde genommen haben wir einen sehr
großen Anteil an Otto-Motoren in Wien – das darf niemand verleugnen, das sind
fast 70 Prozent –, der Rest ist Diesel. Und da ist es wirklich nicht mehr
so arg, weil die neuen Dieselfahrzeuge sehr wohl mit Dieselpartikelfiltern
ausgestattet sind. Nur damit man weiß, von welchen Prozenten und wovon wir
eigentlich wirklich sprechen. Den Feinstaub haben wir ja schon länger, aber
wenn wir den jetzt so hochspielen, werden immer mehr Emotionen freigesetzt.
Den Budgetzahlen entnimmt
man, dass die Müllbeseitigung positiv bilanziert, meine Damen und Herren, nur
die Straßenreinigung hat da ein bisschen ein Loch in dem Gesamtbudget der
MA 48. Wir wissen, dass eines der Hauptprobleme des Umweltschutzes in
dieser Stadt in der Verschmutzung verschiedener Gegenden liegt, wo, wie wir
hören, die Abfälle auf den Gehsteigen und auf der Straße zu finden sind. Wer
mit offenen Augen durch unsere Stadt geht, der kann das ganz sicher bestätigen.
Es leuchtet aber jedem von uns ein, dass man dem entgegensteuern kann oder
muss, wie immer man es will. Entweder man investiert etwas mehr in die
Stadtreinigung oder man lässt mehr Papierkörbe oder Hundeset-Automaten oder so
etwas Ähnliches aufstellen, um der Verschmutzung wirklich Herr zu werden.
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