Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 105
wahrzumachen, Schweine ins Burgtheater zu treiben. Das macht der Bund möglich. Also man könnte da sehr traurig sein und sich denken, die Stadt Wien hält da wenigstens dagegen – das gilt auch für die Staatsoper, die Inszenierungen macht, dass man am besten die Augen zumacht, um sich nicht den Musikgenuss zu verderben –, aber die Stadt Wien setzt in vielen Bereichen noch eins drauf. Dort, wo der Bund noch nicht genug zerstört hat, legt die Stadt Wien noch nach.
Ich denke nur an den roten Stern am Volkstheater. Das
wurde uns das letzte Mal schön geredet als fünf V. Komischerweise hat mein
vierjähriger Sohn gefragt: Was macht der rote Stern auf dem Haus? Normalerweise
sagt man, Kindermund tut Wahrheit kund. Also ich würde schon meinen, es ist ein
roter Stern. Es ist nicht so ein Spaß. Ich weiß schon, Sie finden das alles
ganz lustig und Provokation ist ja was Nettes, aber unter diesem Symbol ist
doch unermessliches Leid über einen sehr großen Teil der Europäer über
Jahrzehnte gebracht worden. Ich weiß nicht, was da Touristen, Besucher Wiens
aus Tschechien, Slowakei, Polen, Ungarn empfinden, wenn bei uns der rote Stern
wieder groß auf einem öffentlichen Gebäude prangt. Das zeigt schon in einem
gewissen Maß, dass hier keine Sensibilität herrscht.
Dass dann der Direktor eines solchen Hauses auch ein
gestörtes Verhältnis zum Rechtsstaat hat, das wundert dann nicht mehr.
Zumindest der Denkmalschutz ist ihm nichts wert. Dafür ist er ein erhabener und
wichtiger Antifaschist. Aber gut. So ist eben die Denkweise von Leuten, die
rote Sterne auf Häuser setzen.
Das Kulturbudget wurde gekürzt. Es muss ja gespart
werden, das ist ja alles in Ordnung. Wir haben jetzt doch eine deutliche
Verringerung im Kulturbudget. Das ist nicht unbedingt an sich schlecht oder an
sich gut, aber wenn man sieht, wie viel Geld für viele Dinge immer noch
vorhanden ist, dann macht es einen zumindest nicht glücklich. Wir sehen, dass
über Umwege Public Netbase wieder unter die Arme gegriffen wird, wir sehen, wie
mit interkulturellen Aktivitäten der Realität Wiens, nämlich mehr als
30 Prozent der Bevölkerung, die aus dem Ausland stammt, Rechnung getragen
wird. Ganz interessant, dass das plötzlich einmal hier auftaucht. Das ist doch
ein Wert, der normalerweise so nicht zugegeben wird. Wir sehen, dass Geld da
ist, um die Kunsthalle in türkische Fahnen zu hüllen. Wir sehen, wie viel Geld
bei den Wiener Festwochen ausgegeben werden kann.
Wir haben das letzte Mal nur so kurz überschlagsmäßig
nachgerechnet, dass ein Platz bei den Wiener Festwochen bei einer Vorstellung
mit 350 EUR pro Sitzplatz subventioniert wird, also 350 EUR für einen
Platz, dass dort jemand sitzt – oder vielleicht auch nicht. Ich hoffe, dass
dann wenigstens jemand dort sitzt. Es liegt natürlich nahe, da eine kleine
Rechnung zu machen. Wie hoch ist der Heizkostenzuschuss? 70 EUR. 350 durch
70 ist 5. Das sind also fünf Heizkostenzuschüsse für einen Sitzplatz in einem
gut geheizten Raum. Da ist schon irgendwo ein Potential da, könnte man sagen.
Vielleicht kann man da doch einmal nachdenken, wie man das Geld einsetzt.
Die Musikschulen und die Musikerziehung in den
Musikschulen ist in einem bedauernswerten Zustand in Wien. Darüber haben wir
auch schon oft debattiert. Es ist wirklich traurig, wie es da bei uns
ausschaut. Hier gibt es allerdings keine Erhöhung des Budgets oder irgendeine
signifikante Änderung. Vielleicht eine minimale, aber es ist keinerlei
Initiative zu erkennen, die auch als solche zu bezeichnen ist.
Der Unterricht in Wien an sich, der wird in diesem
kommenden Budget schon stärker gefördert. Aber ich nehme an, das ist darauf
zurückzuführen, dass wir jetzt mehr fremdsprachige Lehrer brauchen. Vielleicht
ist da auch schon der Türkischunterricht mit eingeplant.
Die Theaterreform, ein wichtiges Thema schon des
letzten Jahres und sicherlich auch des nächsten Jahres, ist doch weitgehend ins
Stocken geraten. Große Unzufriedenheit ist in vielen Häusern dieser Stadt
erkennbar. Der Verdacht, der irgendwann einmal aufgekommen ist, ist, dass hier
Häuser, die nicht ganz den Vorstellungen der Stadtregierung entsprechen, etwas
geschwächt werden sollen, um andererseits den doch heiß geliebten freien
Gruppen Raum zu schaffen. Es zeigt sich immer stärker, dass das der Fall ist.
Es werden hier also neue Spielstätten geschaffen und andererseits werden
etablierte Häuser ausgehungert beziehungsweise geschwächt.
Die ganze Theaterreform hat dann aber nichts zu
bedeuten, wenn es um Freunde der Stadt Wien geht. Wir denken da hier nur an die
doch sehr üppige Unterstützung von Adi Hirschal, der als Freund des
Bürgermeisters bekannt ist. Daher kann dort jenseits jeder Entscheidung aus der
Theaterreform Geld fließen.
Und dann kommt natürlich etwas Wichtiges im nächsten
Jahr, das Mozartjahr. Wir freuen uns alle darauf, dass Mozart so gefeiert wird.
Es ist natürlich zu befürchten, dass es zu einer Dauerberieselung kommt, vom
Stadtmarathon bis ich weiß nicht wohin werden wir ständig Mozart hören. Aber es
gibt natürlich viel Schlimmeres. Ich würde sagen, das ist einmal ein wirklich
positiver Beitrag zum Leben in dieser Stadt.
Etwas, was wir auch erwartet haben und was sich
bewahrheitet hat, ist der “wunderbare“ Beitrag von Peter Sellars "New
Crowned Hope". Wir haben schon darauf hingewiesen, dass uns das sehr
irritiert, dass 10 Millionen EUR für etwas, was höchstwahrscheinlich
nichts mit Mozart zu tun haben wird, aufgewendet werden. Seit neuestem haben
wir jetzt ein Konzept, das uns dargelegt wurde, und es hat unsere Vorstellungen
also wirklich perfekt getroffen. Es geht hier um Äthiopien, Paraguay,
Indonesien, Kurdistan, Kambodscha, Kongo, Samoa, Südindien – ich habe
sicherlich noch einiges vergessen. In manchen der Beiträge ist irgendwo einmal
darauf hingewiesen, dass auch Mozart geliebt hat oder sonst etwas, also
wirklich Randbemerkungen, die es aber immerhin möglich machen, dass hier
10 Millionen EUR ausgeschüttet werden. Das nennt sich dann halt auch
Mozartjahr und dafür ist Geld in wirklich reicher Zahl vorhanden.
Das Konzept von Peter Sellars lautet:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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